Schaustellergelände erhält Verbindungsstraße
Die illegale Halle in Rath ist abgerissen. Die Stadt zäunte den Bereich nun ein und will noch 2021 mit dem Bau einer Straße beginnen.
RATH Die Stadt möchte noch in diesem Jahr mit dem Bau einer Verbindungsstraße zwischen der Oberhausener Straße und der Straße Mühlenbroich auf dem sogenannten Schaustellergelände in Rath beginnen. In der Vergangenheit war dies nicht möglich, weil beide Straßen Sackgassen waren und an den Straßenenden eine illegal gebaute Halle stand. Mit der Verbindungsstraße erhofft sich die Stadt eine Verbesserung der Lage vor Ort.
Im vergangenen November hatte die Verwaltung das Areal von einem Großaufgebot der Polizei räumen und die „Monster Garage“abreißen lassen. Der Grund: Die Halle war von Schaustellern illegal auf einer öffentlichen Straße, unter der Gasleitungen verlaufen, gebaut worden. Auf dem 5200 Quadratmeter großen Gelände stehen sonst Hütten, Schuppen und Verschläge, seit mehr als 20 Jahren leben dort Mitglieder mehrerer Schaustellerfamilien, die das Gebiet im Laufe der Zeit fast zu einem rechtsfreiem Raum gemacht haben. Etliche Bewohner wurden in der Vergangenheit immer wieder mit Straftaten in Zusammenhang gebracht, es wurde Diebesgut gefunden und die Nachbarn fühlen sich seit Jahren unsicher.
Vor dem Abriss der Halle – die Schausteller haben diese laut Stadt nach einem schleppenden Beginn größtenteils selbst ausgeräumt und die Sachen umgelagert beziehungsweise entsorgt – wurde der Straßenabschnitt ohne gültige Nutzungsvereinbarung von den Menschen vor Ort genutzt. „Um dies zukünftig zu verhindern, wurde der gesamte Bereich eingezäunt. Die Zaunanlage bleibt bis zum Beginn des Straßenbaus stehen“, erklärt ein Stadtsprecher, warum nun zwischen der Oberhausener Straße und Mühlenbroich das Gras meterhoch wachsen kann. Mit den neuen Gegebenheiten haben sich die Schausteller zunächst aber nur schwer anfreunden können. Der Stadtsprecher berichtet: „Sie reagierten zum Teil uneinsichtig und teilweise sehr aggressiv beim Bau des Zauns. Im weiteren Verlauf hat sich die Stimmung vor Ort jedoch beruhigt.“
Mit der geplanten Straßenverbindung möchte die Stadt die bestehende Sackgassensituation an den beiden Straßenenden auflösen und ermöglichen, dass das Gebiet von Fahrzeugen und Fußgängern passiert werden kann – dies macht sie aber nicht ohne Hintergedanken. Es soll dadurch nämlich vermieden werden, dass die Schausteller weiter größtenteils abgeschottet von der Öffentlichkeit in ihrer kleinen „Parallelwelt“leben können. Früher sollen sie eine Kamera am Anfang der Oberhausener Straße aufgestellt haben, damit sie vor Fremden oder der Polizei frühzeitig gewarnt werden. Warum die Verbindungsstraße nun gebaut wird, dazu heißt es offiziell von der Stadt: „Vorrangiges Ziel war und ist zuallererst die Bereinigung der Fehlentwicklungen vor Ort.“Ralf Thomas (SPD), erster stellvertretender Bezirksbürgermeister, begrüßt es, dass nun etwas passiert: „Es kann ja nicht sein, dass sich andere Menschen dort nicht mehr auf eine öffentliche Straße trauen.“
Als die Polizei im November ausrückte, sagten die Schausteller, dass ihr Pachtvertrag für das Gelände noch bis 2024 liefe. Danach sei die Stadt verpflichtet, ihnen ein anderes Grundstück zum Wohnen zur Verfügung zu stellen. Der Stadtsprecher möchte keine Auskünfte über vertragliche Details machen, sagt nur, dass weitere Planungen behutsam erfolgten: „Hierfür laufen stadtintern noch Abstimmungen.“Angeblich soll wegen des Wohnraummangels in Düsseldorf das Gebiet entwickelt werden, wenn der Vertrag mit den Schaustellern ausläuft. Laut Stadtsprecher sollen dann die Schausteller samt Häuser in die Entwicklung involviert werden.
„Das Gelände muss perspektivisch und nachhaltig entwickelt werden – mit den Leuten vor Ort“, sagt auch der Rather CDU-Ratsherr Marcus Münter, der nun gespannt auf die Vorstellung der Pläne in der Bezirksvertretung wartet und froh über das Einschreiten der Verwaltung im November ist: „Das hat erst den Weg für eine positive Entwicklung freigemacht.“Ralf Thomas kann sich vorstellen, dass zwei- bis dreigeschossige Häuser entstehen, die sich an die Umgebung anpassen. Bei den Grünen hofft Lukas Mielczarek, zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister, dass eine sozialverträgliche Lösung für alle gefunden wird. Jede neue Wohnung sei erfreulich, aber wenn sich dort eine Parallelgesellschaft gebildet habe, sollte auch die Wiedereingliederung der Menschen nicht vergessen werden.