Rheinische Post Hilden

Schaustell­ergelände erhält Verbindung­sstraße

Die illegale Halle in Rath ist abgerissen. Die Stadt zäunte den Bereich nun ein und will noch 2021 mit dem Bau einer Straße beginnen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

RATH Die Stadt möchte noch in diesem Jahr mit dem Bau einer Verbindung­sstraße zwischen der Oberhausen­er Straße und der Straße Mühlenbroi­ch auf dem sogenannte­n Schaustell­ergelände in Rath beginnen. In der Vergangenh­eit war dies nicht möglich, weil beide Straßen Sackgassen waren und an den Straßenend­en eine illegal gebaute Halle stand. Mit der Verbindung­sstraße erhofft sich die Stadt eine Verbesseru­ng der Lage vor Ort.

Im vergangene­n November hatte die Verwaltung das Areal von einem Großaufgeb­ot der Polizei räumen und die „Monster Garage“abreißen lassen. Der Grund: Die Halle war von Schaustell­ern illegal auf einer öffentlich­en Straße, unter der Gasleitung­en verlaufen, gebaut worden. Auf dem 5200 Quadratmet­er großen Gelände stehen sonst Hütten, Schuppen und Verschläge, seit mehr als 20 Jahren leben dort Mitglieder mehrerer Schaustell­erfamilien, die das Gebiet im Laufe der Zeit fast zu einem rechtsfrei­em Raum gemacht haben. Etliche Bewohner wurden in der Vergangenh­eit immer wieder mit Straftaten in Zusammenha­ng gebracht, es wurde Diebesgut gefunden und die Nachbarn fühlen sich seit Jahren unsicher.

Vor dem Abriss der Halle – die Schaustell­er haben diese laut Stadt nach einem schleppend­en Beginn größtentei­ls selbst ausgeräumt und die Sachen umgelagert beziehungs­weise entsorgt – wurde der Straßenabs­chnitt ohne gültige Nutzungsve­reinbarung von den Menschen vor Ort genutzt. „Um dies zukünftig zu verhindern, wurde der gesamte Bereich eingezäunt. Die Zaunanlage bleibt bis zum Beginn des Straßenbau­s stehen“, erklärt ein Stadtsprec­her, warum nun zwischen der Oberhausen­er Straße und Mühlenbroi­ch das Gras meterhoch wachsen kann. Mit den neuen Gegebenhei­ten haben sich die Schaustell­er zunächst aber nur schwer anfreunden können. Der Stadtsprec­her berichtet: „Sie reagierten zum Teil uneinsicht­ig und teilweise sehr aggressiv beim Bau des Zauns. Im weiteren Verlauf hat sich die Stimmung vor Ort jedoch beruhigt.“

Mit der geplanten Straßenver­bindung möchte die Stadt die bestehende Sackgassen­situation an den beiden Straßenend­en auflösen und ermögliche­n, dass das Gebiet von Fahrzeugen und Fußgängern passiert werden kann – dies macht sie aber nicht ohne Hintergeda­nken. Es soll dadurch nämlich vermieden werden, dass die Schaustell­er weiter größtentei­ls abgeschott­et von der Öffentlich­keit in ihrer kleinen „Parallelwe­lt“leben können. Früher sollen sie eine Kamera am Anfang der Oberhausen­er Straße aufgestell­t haben, damit sie vor Fremden oder der Polizei frühzeitig gewarnt werden. Warum die Verbindung­sstraße nun gebaut wird, dazu heißt es offiziell von der Stadt: „Vorrangige­s Ziel war und ist zuallerers­t die Bereinigun­g der Fehlentwic­klungen vor Ort.“Ralf Thomas (SPD), erster stellvertr­etender Bezirksbür­germeister, begrüßt es, dass nun etwas passiert: „Es kann ja nicht sein, dass sich andere Menschen dort nicht mehr auf eine öffentlich­e Straße trauen.“

Als die Polizei im November ausrückte, sagten die Schaustell­er, dass ihr Pachtvertr­ag für das Gelände noch bis 2024 liefe. Danach sei die Stadt verpflicht­et, ihnen ein anderes Grundstück zum Wohnen zur Verfügung zu stellen. Der Stadtsprec­her möchte keine Auskünfte über vertraglic­he Details machen, sagt nur, dass weitere Planungen behutsam erfolgten: „Hierfür laufen stadtinter­n noch Abstimmung­en.“Angeblich soll wegen des Wohnraumma­ngels in Düsseldorf das Gebiet entwickelt werden, wenn der Vertrag mit den Schaustell­ern ausläuft. Laut Stadtsprec­her sollen dann die Schaustell­er samt Häuser in die Entwicklun­g involviert werden.

„Das Gelände muss perspektiv­isch und nachhaltig entwickelt werden – mit den Leuten vor Ort“, sagt auch der Rather CDU-Ratsherr Marcus Münter, der nun gespannt auf die Vorstellun­g der Pläne in der Bezirksver­tretung wartet und froh über das Einschreit­en der Verwaltung im November ist: „Das hat erst den Weg für eine positive Entwicklun­g freigemach­t.“Ralf Thomas kann sich vorstellen, dass zwei- bis dreigescho­ssige Häuser entstehen, die sich an die Umgebung anpassen. Bei den Grünen hofft Lukas Mielczarek, zweiter stellvertr­etender Bezirksbür­germeister, dass eine sozialvert­rägliche Lösung für alle gefunden wird. Jede neue Wohnung sei erfreulich, aber wenn sich dort eine Parallelge­sellschaft gebildet habe, sollte auch die Wiedereing­liederung der Menschen nicht vergessen werden.

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RP-FOTO: GAA Ein Blick auf die Sackgasse Mühlenbroi­ch: Wo früher die illegale „Monster Garage“stand, hat die Stadt nun einen Zaun (im Hintergrun­d) aufgebaut.
 ?? RP-FOTO: GAA ?? Wo jetzt das Gras wächst, von der Oberhausen­er Straße gesehen, soll bald die neue Straße verlaufen.
RP-FOTO: GAA Wo jetzt das Gras wächst, von der Oberhausen­er Straße gesehen, soll bald die neue Straße verlaufen.

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