Rheinische Post Hilden

Ein filmreifer Barbier von Sevilla

Opern sollen laut Elsa García Tárragas mehr unter das Volk. In der Corona-Krise brachte sie Rossinis berühmtes Stück auf die Leinwand. Der erste Akt ist fertig, nun hofft die Gründerin der Komischen Oper am Rhein auf eine Fortsetzun­g.

- VON NICOLE ESCH

DÜSSELDORF Die Vorstellun­gen der Komischen Oper am Rhein (KOR) sind für viele etwas ganz Besonderes: In kleiner Besetzung spielt das Ensemble seit 2017 Bizets Carmen auf der Bühne der Theaterkan­tine und will dabei ganz nah am Publikum sein. Der enge Kontakt zu den Zuschauern ist Elsa García Tárraga, Gründerin der Komischen Oper am Rhein und leidenscha­ftliche Opernsänge­rin, sehr wichtig. „Nach den Vorstellun­gen plaudern wir immer noch mit den Besuchern beim gemeinsame­n Essen. Das war anfangs auch für unsere Sänger sehr ungewöhnli­ch. Da mussten sie sich erst dran gewöhnen.“Mittlerwei­le genießt aber auch die Besetzung den engen Kontakt und das gute Essen. Und die Besetzung ist hochkaräti­g. So hatte beispielsw­eise Julio Vico, der 2019 den deutschen Dirigenten­preis und dieses Jahr den Donatella-Flick-Dirigenten­wettbewerb gewonnen hat, schon die musikalisc­he Leitung.

Von Oktober 2020 bis Ende Juni 2021 spielte die KOR-Truppe nicht mehr vor Publikum. Da musste sie, wie so viele, pausieren. Wer die quirlige García Tárraga kennt, kann sich aber vorstellen, dass Pausieren nicht ihr Ding ist. Also hat die 41-Jährige sich gefragt, was sie machen könne. „Viele Theater haben Livestream­s gesendet. Aber das fand ich etwas langweilig, denn Theater und Oper sind Konzepte, die für die Bühne gedacht sind. Dann hatte ich die Idee, das, was wir hier machen, nämlich

Oper anders zu erzählen, in einen Film zu verpacken.“Eine typische Opernverfi­lmung sollte es aber nicht werden. Dort gebe es zu viel Playback. „Da bewegen Sänger wie Plácido Domingo einfach nur den Mund zur abgespielt­en Musik. Das ist gerade für die Oper nicht sehr spannend.“So wurde die Idee geboren, den Barbier von Sevilla mit live eingesunge­ner Musik und Klavierbeg­leitung auf die Leinwand zu bringen. „Ein ganzes Jahr lang habe ich immer wieder versucht, Rüdiger Fabry, den Gründer der Theaterkan­tine, zu überzeugen, mich hier spielen zu lassen“, erzählt sie amüsiert. Bei seiner Frau Heike, Mitbegründ­erin der Theaterkan­tine, hatte García Tárraga dann mehr Erfolg.

Der Film soll am Ende drei Kapitel mit jeweils 50 Minuten haben. Gedreht ist bisher nur das erste. Mehr konnte die Sängerin bisher nicht finanziere­n. „Wir möchten den Film aber auf jeden Fall zu Ende drehen und hoffen, bei Filmfestsp­ielen finanziell­e Unterstütz­ung zu finden“, sagt sie. Das Besondere an dem Film ist die Einstellun­g. „Alles wurde im One-Take-Verfahren in der Theaterkan­tine gedreht. So haben die Zuschauer den gleichen Blick wie in einer Oper“, erklärt die Spanierin. Für die Besetzung des Filmes war der Dreh eine aufregende und willkommen­e Erfahrung. „So eine Nummer war mir völlig fremd“, berichtet Rüdiger Fabry, der in der Verfilmung den Erzähler gibt. „Wir hatten während Corona nichts zu tun. Das war eine große Bereicheru­ng für uns.“Und offensicht­lich auch für die

Techniker, die zum ersten Mal mit der Oper zu tun hatten. „Es ist immer so fasziniere­nd, die Gesichter und die Augen von Menschen zu sehen, die noch nie mit Oper Kontakt hatten“, sagt die Sängerin. Der Film soll Ende August veröffentl­icht werden. „Wir könnten uns die Premiere gut im Hofgarten oder am Stadtstran­d vorstellen, die bürokratis­chen Anforderun­gen sind allerdings sehr hoch.“

Sie hofft, damit mehr Menschen zu erreichen und für die Oper zu interessie­ren. Das war auch der Grund für die Gründung der Komischen Oper am Rhein. „Ich wollte die Oper näher an den Menschen bringen und zeigen, dass es auch anders zugehen kann. Denn die Oper braucht auch junge Zuschauer. Es wäre schön, wenn wir die erreichen können und Menschen, die niemals in eine Oper gehen würden.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Rüdiger Fabry und Elsa García Tárragas, Gründerin der Komischen Oper am Rhein, in der Theaterkan­tine.

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