Ein filmreifer Barbier von Sevilla
Opern sollen laut Elsa García Tárragas mehr unter das Volk. In der Corona-Krise brachte sie Rossinis berühmtes Stück auf die Leinwand. Der erste Akt ist fertig, nun hofft die Gründerin der Komischen Oper am Rhein auf eine Fortsetzung.
DÜSSELDORF Die Vorstellungen der Komischen Oper am Rhein (KOR) sind für viele etwas ganz Besonderes: In kleiner Besetzung spielt das Ensemble seit 2017 Bizets Carmen auf der Bühne der Theaterkantine und will dabei ganz nah am Publikum sein. Der enge Kontakt zu den Zuschauern ist Elsa García Tárraga, Gründerin der Komischen Oper am Rhein und leidenschaftliche Opernsängerin, sehr wichtig. „Nach den Vorstellungen plaudern wir immer noch mit den Besuchern beim gemeinsamen Essen. Das war anfangs auch für unsere Sänger sehr ungewöhnlich. Da mussten sie sich erst dran gewöhnen.“Mittlerweile genießt aber auch die Besetzung den engen Kontakt und das gute Essen. Und die Besetzung ist hochkarätig. So hatte beispielsweise Julio Vico, der 2019 den deutschen Dirigentenpreis und dieses Jahr den Donatella-Flick-Dirigentenwettbewerb gewonnen hat, schon die musikalische Leitung.
Von Oktober 2020 bis Ende Juni 2021 spielte die KOR-Truppe nicht mehr vor Publikum. Da musste sie, wie so viele, pausieren. Wer die quirlige García Tárraga kennt, kann sich aber vorstellen, dass Pausieren nicht ihr Ding ist. Also hat die 41-Jährige sich gefragt, was sie machen könne. „Viele Theater haben Livestreams gesendet. Aber das fand ich etwas langweilig, denn Theater und Oper sind Konzepte, die für die Bühne gedacht sind. Dann hatte ich die Idee, das, was wir hier machen, nämlich
Oper anders zu erzählen, in einen Film zu verpacken.“Eine typische Opernverfilmung sollte es aber nicht werden. Dort gebe es zu viel Playback. „Da bewegen Sänger wie Plácido Domingo einfach nur den Mund zur abgespielten Musik. Das ist gerade für die Oper nicht sehr spannend.“So wurde die Idee geboren, den Barbier von Sevilla mit live eingesungener Musik und Klavierbegleitung auf die Leinwand zu bringen. „Ein ganzes Jahr lang habe ich immer wieder versucht, Rüdiger Fabry, den Gründer der Theaterkantine, zu überzeugen, mich hier spielen zu lassen“, erzählt sie amüsiert. Bei seiner Frau Heike, Mitbegründerin der Theaterkantine, hatte García Tárraga dann mehr Erfolg.
Der Film soll am Ende drei Kapitel mit jeweils 50 Minuten haben. Gedreht ist bisher nur das erste. Mehr konnte die Sängerin bisher nicht finanzieren. „Wir möchten den Film aber auf jeden Fall zu Ende drehen und hoffen, bei Filmfestspielen finanzielle Unterstützung zu finden“, sagt sie. Das Besondere an dem Film ist die Einstellung. „Alles wurde im One-Take-Verfahren in der Theaterkantine gedreht. So haben die Zuschauer den gleichen Blick wie in einer Oper“, erklärt die Spanierin. Für die Besetzung des Filmes war der Dreh eine aufregende und willkommene Erfahrung. „So eine Nummer war mir völlig fremd“, berichtet Rüdiger Fabry, der in der Verfilmung den Erzähler gibt. „Wir hatten während Corona nichts zu tun. Das war eine große Bereicherung für uns.“Und offensichtlich auch für die
Techniker, die zum ersten Mal mit der Oper zu tun hatten. „Es ist immer so faszinierend, die Gesichter und die Augen von Menschen zu sehen, die noch nie mit Oper Kontakt hatten“, sagt die Sängerin. Der Film soll Ende August veröffentlicht werden. „Wir könnten uns die Premiere gut im Hofgarten oder am Stadtstrand vorstellen, die bürokratischen Anforderungen sind allerdings sehr hoch.“
Sie hofft, damit mehr Menschen zu erreichen und für die Oper zu interessieren. Das war auch der Grund für die Gründung der Komischen Oper am Rhein. „Ich wollte die Oper näher an den Menschen bringen und zeigen, dass es auch anders zugehen kann. Denn die Oper braucht auch junge Zuschauer. Es wäre schön, wenn wir die erreichen können und Menschen, die niemals in eine Oper gehen würden.“