Tankstelle an der Fleher Straße ist abgerissen
Auf dem Grundstück soll ein fünfstöckiges Wohnhaus gebaut werden. Die Nachbarn sind wenig begeistert von den Plänen.
BILK Monatelang hat sich nichts getan auf dem Eckgrundstück an der Fleher und Sternwartstraße. Der Schutt türmte sich hinter Bauzäunen, das alte Tankstellengebäude, das zuletzt von einem Kfz-Meisterbetrieb genutzt wurde, stand bereits eine gefühlte Ewigkeit leer. Während auf dem Nachbargrundstück, auf dem Mehrfamilienhäuser gebaut wurden, inzwischen schon die ersten Wohnungen vermietet werden, bewegte sich nichts an der Ecke. Bis jetzt. Vor ein paar Tagen rückten die Bagger an, um die dortigen Gebäude abzureißen, die Beseitigung der Bestandsbebauung sei dem Bauaufsichtsamt im Oktober angezeigt worden, „der Rückbau findet zur Zeit statt“, sagt ein Sprecher der Stadt.
„Das ist prinzipiell auch gut“, findet Wolfgang Müller von der CDU in der Bezirksvertretung 3. Als das Projekt im Gremium vorgestellt wurde, gab es aber heftige Kritik von verschiedenen Fraktionen, die seitdem auf einen neuen Bauantrag warten.
Im November 2020 kam die Bauaufsicht mit den Plänen ins Gremium. Grünes Licht gab es aber nicht, weil viele Fragen offen waren. Unter anderem bezüglich des Abstands zum Nachbargebäude. Denn das neue Haus, das an der Fleher Straße mit der Nummer 35 gebaut werden soll, ist nicht mehr nur eingeschossig wie die alte Tankstelle, es sind fünf Stockwerke geplant. Dafür wollte die Bauaufsicht eine Zustimmung von der Politik, bekam diese sogenannte Befreiung aber nicht, weil den Nachbarn praktisch auf den Esstisch geschaut würde. „Die Anwohner haben kein Anrecht auf die freie Sicht bis zur Bonifatiusschule“, sagt Müller, der aber beim Mindestabstand alles andere als glücklich war. „Bei der Terrasse unten waren es keine fünf Meter gewesen.“
Offenbar stehen die Projektentwickler und die Eigentümerin des Nachbarhauses jetzt kurz vor einer Einigung. „Für eine Neuplanung finden aktuell Gespräche zwischen dem Entwickler und den Nachbarn statt“, heißt es bei der Stadt, „das ursprünglich beantragte Vorhaben soll umgeplant werden.“Auch der Architekt Frank Ringwald bestätigt, dass man kurz davor stehe, der Bauaufsicht neue Pläne vorlegen zu können. Man orientiere sich an den neuen Häusern, die an der Fleher Straße nebenan gebaut wurden, „wenn alles gut läuft, sind wir spätestens im Oktober in der Bezirksvertretung“, sagt Ringwald.
Dass eine eingeschossige Bebauung, so wie es der Bebauungsplan im Moment noch erlaubt, nicht mehr zeitgemäß ist, das kann auch die Politik nachvollziehen. Wohnraum wird dringend benötigt, da muss es an der einen oder anderen Stelle eben auch mal in die Höhe gehen. „Das Problem haben wir auch anderswo“, sagt Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf, der selbst gespannt ist, was ihm da im Herbst präsentiert wird.
Auch die SPD hatte sich gegen die Pläne, die im November vorgestellt wurden, ausgesprochen. Unter anderem, weil beim Neubau Fenster hin zum Nachbarhaus entstehen sollten. Dass sich hinter diesen Fenstern nur Nebenräume befinden würden, überzeugte zum Beispiel Marko Siegesmund, zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister, nicht. „Seit wann legen wir fest, wie die Nutzung der Räume ist?“, fragte er damals. Eigentlich sollte der Bauantrag einen Monat später erneut auf die Tagesordnung, doch die Verwaltung zog die Vorlage zurück, „die Parteien haben erstmal versucht, auch mit juristischer Hilfe eine Lösung zu finden“, weiß Müller.