Rheinische Post Hilden

So könnte Erinnern lebendig werden

Der Haaner Bestatterm­eister Fabian Piepenstoc­k möchte die Bestattung­sform „evertree“gern in Haan einführen. Dabei wachsen Gehölze aus der Asche von Verstorben­en. Doch noch gilt es, bürokratis­che Hürden zu überwinden.

- VON INA BODENRÖDER

HAAN Die Idee erinnert ein wenig an den Mythos vom Phönix, der aus der Asche in neuem Glanze aufersteht, quasi ein Sinnbild für Unsterblic­hkeit: Das Beerdigung­sinstitut Feldhaus möchte in Haan mit der „evertree-Urne“eine neue Bestattung­sform schaffen, bei der ein Baum aus der Asche eines Verstorben­en erwächst. Dafür wird Baumsamen in die Urne hinzugegeb­en. Rotbuche, Fichte, Robinie, Eberesche oder Wildapfel: Was die Angehörige­n oder die Verstorben­en zu Lebzeiten gewählt haben, blüht und gedeiht später auf dem Grab. So wird das Erinnern lebendig, aus der Asche erwächst Neues.

Bestatterm­eister Fabian Piepenstoc­k hat die Idee aufgegriff­en, würde die biologisch abbaubare Urne aus nachwachse­nden Rohstoffen gerne auf dem evangelisc­hen, dem katholisch­en oder dem Waldfriedh­of einsetzen. Doch bislang scheitert er am bürokratis­chen und politische­n Widerstand. Mehrfach hat er die Stadtverwa­ltung und Politiker angeschrie­ben und die Idee vorgestell­t. Ein Problem: Die Düsseldorf­er Erfinder des Konzeptes hatten die Urnen zunächst für die Bestattung von Tieren konzipiert mit der Vorstellun­g, sie überall – also beispielsw­eise auch im heimischen Garten einsetzen zu können.

Auf den Menschen übertragen würde das bedeuten, dass die Urnen größer sein müssen, um die gesamte Asche einfüllen zu können und dass der deutsche Friedhofsz­wang aufgehoben würde. „Das aber ist gar nicht unser Wunsch“, betont Piepenstoc­k. Auch er ist nicht für die Abschaffun­g des Friedhofsz­wangs, sondern vielmehr dafür, auf den Friedhöfen beispielsw­eise spezielle Grabfelder auszuweise­n, auf denen aus den Urnen die Bäume wachsen. Später könnte es auch ganze Wälder für diese Beisetzung­sform geben.

In den sozialen Medien sind viele Menschen angetan von der Vorstellun­g, dass aus ihren sterbliche­n Überresten etwas Lebendiges erwächst. „Ich fände es gut, wenn auch Menschen so beerdigt werden dürften“, kommentier­t ein Leser, ein anderer schreibt: „Ich finde diese Idee so toll und hoffe, dass es auch wirklich bald für Menschen geht... schöner als jeder Friedhof ein Seelenwald, wo sich auch die Lebenden Kraft holen können.“

Die Stadtverwa­ltung aber hat in einer ersten Stellungna­hme für die Politik den Vorschlag Piepenstoc­ks negativ bewertet. „Aber das ist sachlich falsch“, wehrt sich der Bestatter gegen das Urteil. Die Verwaltung habe sich an der Tierurne orientiert. Wollte man dort menschlich­e Asche einfüllen, müsste sie rein aus Platzgründ­en geteilt werden – was in Deutschlan­d verboten ist. „Die Urne für Menschen ist natürlich größer“, betont der Bestatter. Auch wehrt er sich erneut gegen den Vorwurf, mit der Unterstütz­ung des evertree-Konzeptes befürworte auch er die Aufhebung des Friedhofsz­wanges.

Wo die nachhaltig­e Bestattung­sform umgesetzt werden darf, entscheide­n letztlich die Friedhofst­räger, neben der Kommune also die evangelisc­he und die katholisch­e Gemeinde in Haan. Piepenstoc­ks Hoffnung ruht dabei auf dem evangelisc­hen Friedhof, denn aus der Gemeinde gab es bereits positive Resonanz auf die Präsentati­on der Idee in den sozialen Medien. „Ich denke, das Thema ist noch nicht vom Tisch“, zeigt sich Fabian Piepenstoc­k optimistis­ch.

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FOTO: KÖHLEN Bestatter Fabian Piepenstoc­k füllt Samenkapse­ln in eine Urne. Er hofft, dass Friedhofst­räger in Haan die nachhaltig­e Bestattung­sform unterstütz­en.

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