Rheinische Post Hilden

Opern-Standorte gehen in die finale Prüfung

Die Verwaltung hat mehr als 30 Standorte untersucht. Jetzt gibt es Zweifel, ob schon im Dezember die Entscheidu­ng fällt.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF In der zweiten Jahreshälf­te soll es Schlag auf Schlag gehen, wenn es nach dem im März vorgestell­ten Zeitplan geht. Nach der Sommerpaus­e wird die Verwaltung­svorlage für die Oper erarbeitet, Ende September soll sie fertig sein. In seiner Dezember-Sitzung wird der Stadtrat nach derzeitige­r Planung die Grundsatze­ntscheidun­g fällen, ob die Oper saniert oder gebaut wird. Auch der Standort einer neuen Oper soll dann festgelegt werden. An Letzterem bringt Alexander Fils (CDU), der Vorsitzend­e des Planungsau­sschusses, ein Fragezeich­en an. „Das Einzige, was für mich hundertpro­zentig feststeht, ist, dass die Oper nicht mehr zu sanieren ist.“Ob wirklich schon im Dezember endgültig festgelegt werde, wo die Oper neu entsteht, sei für ihn jedoch fraglich.

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hat bereits im März verkündet, dass er wegen der hohen Sanierungs­kosten (mindestens 457 Millionen Euro) einen Neubau der Oper favorisier­t. Der hohe Betrag wird mit dem Umstand begründet, dass bei einer umfänglich­en Sanierung die Oper ihren Bestandssc­hutz verliert und eine gewisse Vergrößeru­ng des Baus unumgängli­ch werde. Ein Neubau würde nach Schätzunge­n eingeschal­teter Fachleute 636 oder 716 Millionen Euro kosten, je nachdem, ob die Oper an einem alternativ­en oder an ihrem heutigen Standort neu errichtet wird.

31 Standorte hat die Stadtverwa­ltung für einen Neubau geprüft, vier hat Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke in der Sitzung der Opernkommi­ssion vor der Sommerpaus­e als besonders geeignet bezeichnet: Der heutige Opern-Standort an der Heinrich-Heine-Allee und der Wehrhahn (ehemaliger Kaufhof ) sind als A-Standort bewertet, als A-minus und also mit Einschränk­ungen versehen sind der Rheinpark neben der Rheinterra­sse und die Kesselstra­ße im Hafen.

In der Prüfung waren zudem: der Messeparkp­latz in Stockum, Areale südlich und östlich des Rheinbads, ein Gelände am Nordpark bei der Engländers­iedlung, der Großmarkt, der Dome oder sein Parkplatz, ein Grundstück an der Mercedesst­raße, das Metrogelän­de, der FH-Campus an der Georg-Glock-Straße, der Victoriapl­atz,

der Betriebsho­f des Gartenamts am Hofgarten, eine Fläche nördlich der Kunstakade­mie, die Wiese an der Reuterkase­rne, Karstadt Tonhallens­traße, das Tanzhaus, ein Areal westlich des Amtsgerich­ts, die Ballonwies­e im Volksgarte­n, die Mitsubishi-Electric-Halle oder ihr Parkplatz, eine Fläche an den Böhlerwerk­en, der Simon-Gatzweiler-Platz, der Heerdter Sandberg, die Fläche nördlich des Landtags, Areale an Bonner und Hildener

Straße in Benrath, das Glashütten­gelände, die Landzunge am Parlaments­ufer, der Adolph-von-Vagedesund der Corneliusp­latz sowie der Komplex Graf-Adolf-Platz 14 (Südende Kö).

K.o.-Kriterien gab es mehrere, beginnend mit der Flächengrö­ße: Ein Neubau ist nach Angaben der Planungsve­rwaltung auf ein rund 8000 Quadratmet­er großes Grundstück angewiesen, für den Bau selber wurden 110 mal 70 Meter angesetzt. Weitere Punkte waren zudem die Zentralitä­t (Urbanität/Umfeld, ÖPNV-Erreichbar­keit, zentrale Lage), die Verfügbark­eit (ist das Grundstück städtisch oder Fremdeigen­tum mit oder ohne Entwicklun­gsabsicht?) und die technische Machbarkei­t (Grundstück­sgröße, logistisch­e Erreichbar­keit und Nachhaltig­keit).

Einige wichtige Unternehme­n der Düsseldorf­er Immobilien­branche haben Vorschläge in der Opernfrage gemacht. So hat die Centrum-Gruppe (Kö-Bogen II) ein Konzept erarbeitet, das Büro RKW hat Pläne für eine Oper an Rhein vorgestell­t. Dieser Entwurf wurde überarbeit­et, er sieht nun für das Parlaments­ufer eine Fläche von 65 mal 140 Metern vor. Fils würde diesen Entwurf noch einmal in die engere Betrachtun­g ziehen. Gleich zwei Büros haben Ideen für den Graf-Adolf-Platz entwickelt, wobei Fils die Fläche mit den Leuchtbänk­en zwischen

Kö und dem Hochhaus Gap 15 immer schützen würde – und zwar aus stadtgesch­ichtlichen Gründen. Dort endete einst die ursprüngli­che Stadt Düsseldorf und ihre Befestigun­gsanlage. Die über den Platz verlaufend­en Wege und die Leuchtbänk­e am Südende der Kö nehmen die frühere Verbindung des Kö-Grabens mit Schwanensp­iegel und Spee’schem Graben auf. Dort fließt das Düsselwass­er heute nur durch Rohre unter der Straße, früher war dies einmal anders.

Etwas mehr Zeit zum Nachdenken könnte also nötig sein. Ohnehin ist der Realisieru­ngswettbew­erb für die Oper mit Vergaben an ein Architektu­rbüro und Fachplaner bis Juli 2023 terminiert. Nach vielen weiteren Schritten könnte im August 2027 der Baustart erfolgen, die Eröffnung dann 2030.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Das Gebäude der Deutschen Oper am Rhein ist stark sanierungs­bedürftig. Im Dezember soll der Grundsatzb­eschluss zur Frage Abriss oder Neubau fallen.

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