Gericht nimmt verirrte Hündin Luna in „Kuschelarrest“
OBERBILK (wuk) Ungewöhnlichen Zulauf hatte das Justizzentrum in Oberbilk: Fast pünktlich zur Gerichtsstunde gegen neun Uhr fand sich gestern eine Terrierhündin im Innenhof von Amts- und Landgericht ein. Ohne Halsband und Leine irrte das Tier zwischen Richtern, Justizangestellten, Wachtmeistern und Besuchern umher.
Unklar war anfangs jedoch, ob sich die etwa fünf Jahre alte Hündin den Justizbehörden regelrecht „gestellt“hat. Denn wie viele andere Verdächtige vor Gericht, hat auch sie keine Angaben zu Personalien, Herkunft oder Wohnadresse geliefert. Um den morgendlichen Berufsverkehr auf der Werdener Straße und auch das Tier nicht zu gefährden, kam die Hündin daher vorübergehend in Arrest, wurde mit Frischwasser versorgt und von Justizkräften eifrig durchgekrault.
In ihrer Pausenzeit machten sich Gerichtsangestellte sogar in den umliegenden Grünanlagen von
Amtsgericht und Landgericht auf die Suche nach einem womöglich hundelosen Hundehalter. Als das zu keinerlei Erfolg führte, wurde das Tierheim Düsseldorf eingeschaltet. Dessen Mitarbeiter Sabine Wilms und Felix Linke haben die Hündin kurz danach von der Justiz übernommen. Im Tierheim, so hieß es, sollte dann versucht werden, die Hundehalter ausfindig zu machen. Die Terrierdame nahm’s gelassen. Wegen der ungewohnten Situation schien sie zwar ein wenig beunruhigt, ließ sie sich allerdings widerstandslos abführen.
Wie aus gewöhnlich gut informierten Justizkreisen verlautete, hatten sich Gerichtsbedienstete bereits dafür ausgesprochen, das Tier als „Gerichtshund“dauerhaft im Justizzentrum zu etablieren. Doch dazu kommt es nicht: Den Tierheim-Mitarbeitern gelang es, per Chip-Daten zu ermitteln, dass die Hündin „Luna“heißt und nicht aus Oberbilk stammt. Über ein Tierregister wurde auch die Besitzerin ermittelt und verständigt. Damit fand das Ausflug-Abenteuer von „Luna“ein glückliches Ende. Die Terrierdame hat allerdings bewiesen, was manche Justizbesucher bereits ahnten: Bei Gericht gibt’s nicht nur Urteile und Beschlüsse – sondern da wird man auch manchmal gerettet.