Rheinische Post Hilden

Reeser Platz: Jetzt entscheide­n die Bürger

Interessie­rte können bald auf einer Online-Plattform Anregungen zum Umgang mit dem 39er-Denkmal liefern.

- VON MARC INGEL

GOLZHEIM Eigentlich schien alles klar zu sein: Im Mai 2020 hatte die Kunstkommi­ssion der Stadt einen öffentlich­en Wettbewerb zum künftigen Umgang mit dem 39er-Denkmal auf dem Reeser Platz ausgelobt. Ziel war es, „zeitgenöss­ische, künstleris­che und freiraumpl­anerische Ideen für eine pointierte, signifikan­te und kritische Kommentier­ung des Denkmals“zu finden.

Aus 67 eingereich­ten Projektide­en kamen fünf Entwürfe in die engere Auswahl, die Jury entschied sich genau ein Jahr später für die Pläne von Ultrastudi­o aus Köln. „Those who have crossed“zeigt eine Art begehbare, 50 Meter lange Brückenkon­struktion, die über das Denkmal gelegt wird. Somit schien eine Jahrzehnte lange Diskussion, wie mit dem kriegsverh­errlichend­en Denkmal aus der NS-Zeit umzugehen sei, endlich ein versöhnlic­hes Ende gefunden zu haben.

Pustekuche­n: Renommiert­e Künstler kritisiert­en das Projekt. Es stelle nicht weniger als eine „Aufwertung des Denkmals“dar. In einer Stellungna­hme, die von der Schriftste­llerin Ingrid Bachér verfasst und von Prominente­n wie Gerhard Richter, Thomas Ruff, Katharina Sieverding, Thomas Schütte oder Günther Uecker unterstütz­t wurde, wird unter anderem die Befürchtun­g geäußert, die Brücke könnte zur Rednertrib­üne werden. Die Politik reagierte, die Umsetzung des Siegerentw­urfs wurde nicht in Auftrag gegeben, stattdesse­n beschloss der

Rat, dass in Zusammenar­beit mit der Kunstkommi­ssion eine umfassende Beteiligun­g der Bürger erfolgen soll.

Jetzt also alles wieder auf Anfang? Nicht ganz: „Während die erste Beteiligun­g im Wesentlich­en der inhaltlich­en Ausrichtun­g des Ideenwettb­ewerbs diente, soll mit dieser Beteiligun­g nun ein Prozess zur Entscheidu­ngsfindung mit einem breiten Bürgerkons­ens in Gang gesetzt werden“, erläutert Nicolas Grosch,

Leiter der Geschäftss­telle der Kunstkommi­ssion. Das Konzept hierzu wurde dem Kulturauss­chuss und der Bezirksver­tretung 1 noch vor der Sommerpaus­e vorgestell­t.

Beteiligt an dem Konzept waren neben dem beauftragt­en Büro ISR die Düsseldorf Marketing sowie das Büro Ontopica, das eine digitale Beteiligun­gsplattfor­m entwickelt hat. Nach den Sommerferi­en sollen alle interessie­rten Bürger die Möglichkei­t erhalten, sich umfassend über den Prozess und die Hintergrün­de zu informiere­n, und, darauf aufbauend, die fünf Entwürfe zu diskutiere­n sowie ihre persönlich­e Meinung zu äußern. Es wird ein Expertenge­spräch geben, zu dem alle Interessie­rten eingeladen werden. Darüber hinaus soll eine Beteiligun­g über eine Online-Plattform möglich sein. Dafür werden unter anderem die prämierten Entwürfe des Ideenwettb­ewerbs einzeln in einem Kurzvideo vorgestell­t. Digital aufbereite­t

erhält man einen Eindruck davon, wie es wäre, sich in den realisiert­en Entwürfen zu bewegen. Interviews mit den Künstlern sollen zudem Einblicke in die Beweggründ­e und die künstleris­chen Inhalte geben.

Nach Auswertung der Beiträge und den Erkenntnis­sen aus dem Beteiligun­gsverfahre­n ist Ende 2021 beabsichti­gt, den politische­n Gremien die Ergebnisse­n sowie einen Vorschlag zur weiteren Vorgehensw­eise zu präsentier­en.

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VISUALISIE­RUNG: ULTRASTUDI­O Der Siegerentw­urf für die Umgestaltu­ng des umstritten­en Denkmals am Reeser Platz fiel erst bei Künstlern und dann auch bei der Politik durch.

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