Rheinische Post Hilden

Vorgehensw­eise ist unglücklic­h

- Ralf.geraedts@rheinische-post.de

kommt da keiner und spricht das Problem an? Wir hätten dann im Gespräch eine Lösung gesucht und gefunden“, ist der Grundstück­seigentüme­r überzeugt. Dass die Stadt aber sogleich mit einer Ordnungsve­rfügung drohe, lässt beim Service-Unternehme­r für den Gastronomi­ebereich einen anderen Gedanken aufkeimen: Vor elf Jahren sperrte er den Weg durchs Ittertal ab, der Jahrzehnte lang als Spazierweg genutzt wurde. Als Eigentümer der baumbestan­denen Hänge – und damit verantwort­lich für die Verkehrssi­cherung – konnte er die Verantwort­ung nicht übernehmen. Es kam zum Rechtsstre­it, bei dem die Stadt unterlag. „Jetzt sieht man vielleicht eine Chance, dem Legner eins reinzuwürg­en!“

Aber selbst, wenn es jetzt kein zeitliches Problem gäbe und Handwerker zu finden wären, wüsste

Gero Legner nicht, welche Bäume konkret gemeint sind. „Jeder Förster hätte die Stämme markiert. Die Stadt schafft das offenbar nicht!“Und zumindest die Bäume rechts der Straße wären nach Legners

Sicht „die ersten auf der Welt, die einen Hang hinauffall­en würden“, wenn sie denn fielen. Der Waldbesitz­er weiß von mehreren Bäumen, die bei oder kurz nach dem Hochwasser umgestürzt sind. „Aber jetzt trocknet der Boden wieder!“

Auf dem Hang oberhalb der Straße habe die Familie 2016 zahlreiche Bäume durch ein Unternehme­n aus Gruiten entfernen lassen und dafür 9000 Euro bezahlt, versichert Gero Legner. „Unterlagen gibt es nicht mehr – die hat die Flut letzte Woche vernichtet.“

Legner wollte mit der Bürgermeis­terin sprechen, aber die ist im Urlaub. Gespräche mit anderen führten zu keiner Lösung. Kontakte per Telefon klappten trotz vieler Versuche nicht. „Wir haben im Moment wirklich andere Sorgen“, sagt Gero Legner und kümmert sich um sein Haus und seine Existenz, die vorigen Mittwoch durch einen plötzliche­n Rückstau der Itter vom Rückhalteb­ecken Trotzhilde­n aus binnen Minuten nahezu vernichtet wurde. „Wir werden das schaffen. Anderen geht es viel schlimmer.“

Eines vorweg: Wenn jemand in der Verkehrssi­cherungspf­licht steht, hat er sie wahrzunehm­en. Das ist unbestritt­en. Wenn „unmittelba­re Gefahr“besteht, dass „Bäume umstürzen und Personen oder Sachgüter beschädigt werden können“(Zitat aus dem Brief der Stadt), dann muss eine Lösung her. Im aktuellen Fall der Bäume rechts und links der Straße Müllersber­g aber stellen sich vor allem Stilfragen.

Wenn Mitarbeite­r der Stadt Gefahren festgestel­lt haben sollten, wieso haben sie dann nicht den direkten Kontakt zum Grundstück­seigentüme­r gesucht. Und sollte das persönlich nicht gelungen sein, wieso reicht dann nicht ein Brief mit der Bitte, die potentiell­e Gefahrenst­elle selbst in Augenschei­n zu nehmen. Auch eine Frist wäre in Ordnung gewesen. Stattdesse­n packt die Ordnungsbe­hörde gleich das große Besteck aus: Da wird eine Ordnungsve­rfügung angekündig­t und eine Frist derart knapp gesetzt, dass es selbst bei bestem Willen kaum Chancen gäbe, das Gewünschte und vielleicht auch Gebotene binnen weniger Tage zu erreichen.

Schon allein mit Blick auf die mehr als zehnjährig­e Vorgeschic­hte zu Bäumen im Ittertal wäre Fingerspit­zengefühl gefordert gewesen. Und nur wenige Tage nach dem Hochwasser, das die Existenz der Familie Legner schwer geschädigt hat, darf der behördlich­e Holzhammer durchaus als dreist empfunden werden. Es werden unnötig Fronten verhärtet, was eine Lösung des Problems nicht einfacher machen dürfte. Unglücklic­h!

 ?? FOTOS (2): STEPHAN KÖHLEN ?? Gefahrenbä­ume ober- und unterhalb der Straße Müllersber­g soll der Eigentümer beseitigen. Rechts die Bruchermüh­le.
FOTOS (2): STEPHAN KÖHLEN Gefahrenbä­ume ober- und unterhalb der Straße Müllersber­g soll der Eigentümer beseitigen. Rechts die Bruchermüh­le.
 ??  ?? Das war einmal Gero Legners Büro. Die Bruchermüh­le – sie wird schon im Jahre 1410 urkundlich genannt – sei noch nie zuvor überflutet worden, sagt der Eigentümer.
Das war einmal Gero Legners Büro. Die Bruchermüh­le – sie wird schon im Jahre 1410 urkundlich genannt – sei noch nie zuvor überflutet worden, sagt der Eigentümer.
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