Vorgehensweise ist unglücklich
kommt da keiner und spricht das Problem an? Wir hätten dann im Gespräch eine Lösung gesucht und gefunden“, ist der Grundstückseigentümer überzeugt. Dass die Stadt aber sogleich mit einer Ordnungsverfügung drohe, lässt beim Service-Unternehmer für den Gastronomiebereich einen anderen Gedanken aufkeimen: Vor elf Jahren sperrte er den Weg durchs Ittertal ab, der Jahrzehnte lang als Spazierweg genutzt wurde. Als Eigentümer der baumbestandenen Hänge – und damit verantwortlich für die Verkehrssicherung – konnte er die Verantwortung nicht übernehmen. Es kam zum Rechtsstreit, bei dem die Stadt unterlag. „Jetzt sieht man vielleicht eine Chance, dem Legner eins reinzuwürgen!“
Aber selbst, wenn es jetzt kein zeitliches Problem gäbe und Handwerker zu finden wären, wüsste
Gero Legner nicht, welche Bäume konkret gemeint sind. „Jeder Förster hätte die Stämme markiert. Die Stadt schafft das offenbar nicht!“Und zumindest die Bäume rechts der Straße wären nach Legners
Sicht „die ersten auf der Welt, die einen Hang hinauffallen würden“, wenn sie denn fielen. Der Waldbesitzer weiß von mehreren Bäumen, die bei oder kurz nach dem Hochwasser umgestürzt sind. „Aber jetzt trocknet der Boden wieder!“
Auf dem Hang oberhalb der Straße habe die Familie 2016 zahlreiche Bäume durch ein Unternehmen aus Gruiten entfernen lassen und dafür 9000 Euro bezahlt, versichert Gero Legner. „Unterlagen gibt es nicht mehr – die hat die Flut letzte Woche vernichtet.“
Legner wollte mit der Bürgermeisterin sprechen, aber die ist im Urlaub. Gespräche mit anderen führten zu keiner Lösung. Kontakte per Telefon klappten trotz vieler Versuche nicht. „Wir haben im Moment wirklich andere Sorgen“, sagt Gero Legner und kümmert sich um sein Haus und seine Existenz, die vorigen Mittwoch durch einen plötzlichen Rückstau der Itter vom Rückhaltebecken Trotzhilden aus binnen Minuten nahezu vernichtet wurde. „Wir werden das schaffen. Anderen geht es viel schlimmer.“
Eines vorweg: Wenn jemand in der Verkehrssicherungspflicht steht, hat er sie wahrzunehmen. Das ist unbestritten. Wenn „unmittelbare Gefahr“besteht, dass „Bäume umstürzen und Personen oder Sachgüter beschädigt werden können“(Zitat aus dem Brief der Stadt), dann muss eine Lösung her. Im aktuellen Fall der Bäume rechts und links der Straße Müllersberg aber stellen sich vor allem Stilfragen.
Wenn Mitarbeiter der Stadt Gefahren festgestellt haben sollten, wieso haben sie dann nicht den direkten Kontakt zum Grundstückseigentümer gesucht. Und sollte das persönlich nicht gelungen sein, wieso reicht dann nicht ein Brief mit der Bitte, die potentielle Gefahrenstelle selbst in Augenschein zu nehmen. Auch eine Frist wäre in Ordnung gewesen. Stattdessen packt die Ordnungsbehörde gleich das große Besteck aus: Da wird eine Ordnungsverfügung angekündigt und eine Frist derart knapp gesetzt, dass es selbst bei bestem Willen kaum Chancen gäbe, das Gewünschte und vielleicht auch Gebotene binnen weniger Tage zu erreichen.
Schon allein mit Blick auf die mehr als zehnjährige Vorgeschichte zu Bäumen im Ittertal wäre Fingerspitzengefühl gefordert gewesen. Und nur wenige Tage nach dem Hochwasser, das die Existenz der Familie Legner schwer geschädigt hat, darf der behördliche Holzhammer durchaus als dreist empfunden werden. Es werden unnötig Fronten verhärtet, was eine Lösung des Problems nicht einfacher machen dürfte. Unglücklich!