Was Bahnkunden jetzt wissen müssen
Viele Züge fallen aus, sieben Strecken in NRW und Rheinland-Pfalz müssen sogar neu gebaut werden: Die Bahn wurde hart von der Flutkatastrophe getroffen. Wir sagen, wo Strecken gesperrt sind und welche Entschädigungen es gibt.
DÜSSELDORF Eine Woche nach der verheerenden Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz sind die Bahnstrecken der Deutschen Bahn (DB) in der Region immer noch stark von den Folgen des extremen Hochwassers getroffen. Viele Zugverbindungen sind ausgefallen, einzelne Trassen sind mitunter nur eingeschänkt befahrbar. Immerhin läuft der Fernverkehr wieder deutlich besser als unmittelbar nach der Flut, wenn auch teilweise noch mit Verspätungen. Welche Bahnstrecken sind betroffen? Auf welchen Strecken gibt es Ersatzverkehr? Was müssen Bahnkunden jetzt wissen? Ein Überblick.
Streckenabschnitte Sieben Strecken muss die Deutsche Bahn, wie bereits berichtet, zumindest teilweise neu bauen. „Das Wasser hat in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz insbesondere die Eifelstrecke, die Voreifel- und Erfttalbahn, die S-Bahn Rhein-Ruhr Linie 9 (Wuppertal-Essen-Steele) sowie die Strecke Hagen–Brügge und die Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen–Plettenberg) stark beschädigt“, teilte die Bahn mit. Auch die Ahrtalbahn sei massiv von der Zerstörung betroffen, in diesem Bereich seien sieben Brücken und 24 Kilometer Strecke nicht mehr oder nur noch rudimentär vorhanden. Auf der Linie S9 zwischen Essen und Wuppertal müssen nach Angaben des Unternehmens auf zehn Kilometern Strecke nicht nur kaputte Gleise ersetzt werden, sondern auch der gesamte Unterbau samt Leitungen und Kabeln. Dort wurden die Gleise unterspült. Dementsprechend ist auch die Stromversorgung der Linie zerstört.
Reparaturen Woanders könnten die Reparaturen noch Wochen oder gar Monate dauern, beispielsweise zwischen Herzogenrath und Geilenkirchen auf der Strecke von Aachen nach Mönchengladbach oder entlang der Verbindung zwischen Bochum und Hattingen. Auf anderen Teilabschnitten gibt es weiterhin Verspätungen. Bauarbeiten gibt es derzeit zudem unter anderem auf der Strecke, auf der im Normalfall der RB 33 verkehrt. Betroffen sind hier die Region Aachen, Heinsberg,
Mönchengladbach, Krefeld, Duisburg und Essen. Dort fallen Züge aus. Ersatzverkehr gibt es zwischen Aachen und Heinsberg sowie zwischen Rheydt und Mönchengladbach.
Teilweise sind nach Angaben des Unternehmens Schäden an den vergangenen Tagen „oftmals behelfsmäßig“beseitigt worden, „um den Zugverkehr schnellstmöglich wieder aufzunehmen“. An gleich 80 Bahnhöfen sind etwa Aufzüge beschädigt und/oder Bahnsteige unterspült worden. Hier hat das Unternehmen viele kleine Schäden bereits reparieren können.
Schaden Der Schaden an der DB-Infrastruktur (Wegstrecken, Bahnhöfe
usw.) war zuletzt auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt worden. Davon entfällt ein Großteil auf Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, ein kleinerer auf Bayern und Sachsen. Da sind Umsatzausfälle des Staatskonzerns durch fehlende Ticketeinnahmen noch nicht einmal eingerechnet. Und es gibt beim Neubau von Streckenteilen, der sich
über Monate hinziehen kann, natürlich immer wieder die Gefahr von Starkregen und Hochwasser, was neue Belastungen für den Konzern auslösen könnte.
Kunden Reisende sollten vor der Fahrt auf der Website der Bahn prüfen, ob ihr Zug tatsächlich planmäßig fährt. Die Bahn hat außerdem für alle Kundinnen und Kunden, die sich über die aktuelle Verkehrslage und Auswirkungen der Unwetter auf den Bahnverkehr informieren möchten, eine kostenfreie Hotline eingerichtet. Die Nummer lautet 08000-996633. Kunden, die bereits Tickets erworben haben, können diese zurückgeben und sich den Fahrpreis erstatten lassen, wenn der Zug nicht fährt. Das gilt immer dann, wenn der Zug komplett ausfällt. Hat er Verspätung, gibt es bis zu 60 Minuten Verzögerung 25 Prozent des Fahrpreises, ab zwei Stunden Verspätung 50 Prozent. Wer Ansprüche hat, kann diese über bahn. de, in der App DB Navigator per Post oder in einem Reisezentrum der Bahn geltend machen.
Kulanzregel Darüber hinaus hat die Bahn für alle Fahrten, die bis zum vergangenen Dienstag hätten stattfinden sollen, eine Kulanzregel geschaffen: Alle Tickets im Fernverkehr können auf Strecken, die vom Unwetter in NRW betroffen sind, bis sieben Tage nach Störungsende entweder flexibel genutzt oder kostenfrei storniert werden. Dies gilt nach DB-Angaben beispielsweise auch für zum Sparpreis gekaufte Fahrkarten. Kunden können ihre Sitzplatzreservierungen zudem kostenfrei umtauschen.