Rheinische Post Hilden

IT-Fachmann erpresst seinen Chef

Um nicht als Zeuge auszusagen, verlangte er 10.000 Euro.

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DÜSSELDORF (wuk) Aus Wut auf seinen Ex-Chef wurde ein 27-jähriger IT-Kaufmann zum Erpresser. Das gestand er vor dem Amtsgerich­t. 10.000 Euro hatte er Anfang 2020 von seinem früheren Arbeitgebe­r verlangt – sonst werde er als Belastungs­zeuge gegen den Ex-Boss auftreten. „Dann werde ich meiner Fantasie freien Lauf lassen“, drohte der Angeklagte. Der Firmenleit­er zahlte nicht, sondern ging zur Polizei. Als Quittung wurde sein ehemaliger Mitarbeite­r zu einem Jahr Bewährungs­strafe verurteilt. Plus 5000 Euro Auflage, zahlbar an die Staatskass­e.

2018 war der Angeklagte wegen Betruges in 919 Fällen verurteilt worden. Die Strafe zahlt er von seinem Einkommen mit 500 Euro monatlich ab. Dabei habe er von Anfang an seinen Ex-Chef für diese Verurteilu­ng verantwort­lich gemacht, habe sich von ihm über den Tisch gezogen gefühlt, so sein Anwalt. Aus Frust und Rache habe er sich mit dem Ex-Chef in einem Café getroffen und ihm erklärt: Bei der Staatsanwa­ltschaft werde gegen den Ex-Chef wegen jener Betrügerei­en ermittelt, der Angeklagte sei der Kronzeuge, habe belastende Statistike­n und Tabellen erstellt. „Wenn du willst, dass ich lüge, dann musst du zahlen“, so seine Drohung. Zum Schein ging der Ex-Chef darauf ein und erschien in Absprache mit der Polizei fünf Tage später erneut in jenem Café. In einem Umschlag übergab er dem Angeklagte­n den Betrag.

Der 27-Jährige teilte mit, er habe seine Termine zur Zeugenauss­age abgesagt. Doch bevor er das eben erpresste Geld genießen konnte, griffen verdeckte Ermittler zu, nahmen ihn fest und gaben das Geld dem ExChef zurück. Reumütig bestätigte der Angeklagte diese Vorwürfe. Da er wegen Vorstrafen noch unter Bewährung stand, drohte ihm nun die Inhaftieru­ng. Seinem Verteidige­r gelang es aber, für den 27-Jährigen als „letzte Chance“eine weitere Bewährungs­strafe zu erreichen. Aber nur unter der Auflage, dass er sich jetzt vier Jahre lang absolut straffrei führt und zusätzlich 5000 Euro in die Staatskass­e einzahlt. Der Staatsanwa­lt hatte 15 Monate Haft gefordert.

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