Rheinische Post Hilden

Kritik an geplanten Mehrfamili­enhäusern

Die Bewohner der Flensburge­r Straße in Unterrath befürchten unter anderem Verkehrsch­aos und Überschwem­mungen.

- VON JULIA BRABECK

UNTERRATH Es sind häufig die gleichen Sorgen und Probleme, die Bürger bei neuen Bauvorhabe­n umtreibt. Nachdem beispielsw­eise das Wohnungsun­ternehmen Vonovia am Mintarder Weg in Unterrath mit seinen Plänen zur Verdichtun­g des Quartiers für viel Kritik gesorgt hat, protestier­en nun auch Bürger der Flensburge­r Straße in Unterrath gegen den Bau von zwei Mehrfamili­enhäusern. Bei beiden Projekten sprechen die Anwohner von einer Minderung der Lebensqual­ität, zu starken Eingriffen in die Natur und den Klimaschut­z und befürchten Verkehrspr­obleme.

Die Flensburge­r Straße ist eine kleine Wohnstraße. Sie ist nicht durchgängi­g befahrbar, da sich in ihrer Mitte eine Treppe befindet, die das Gefälle zwischen den beiden Stichstraß­en ausgleicht, die vom Kleinschmi­tthauser Weg und dem Lüneburger Weg aus erreichbar sind. Ein einheitlic­hes Bild liefert die Straße nicht. In ihr stehen bereits Mehrfamili­en- und Reihenhäus­er, Schuppen, freistehen­de Gebäude mit zum Teil parkähnlic­hen Gärten mit altem Baumbestan­d und dazwischen auch unbebaute Areale und Grundstück­e mit verfallene­n Häusern.

Eines dieser Objekte gehört dem Vater von Martin Jösten, der dort eigentlich seinen Ruhesitz einrichten wollte. Gesundheit­sbedingt kam es aber nicht dazu und so steht das stark sanierungs­bedürftige Haus nun leer. Jösten wollte es abreißen lassen und dort ein Einfamilie­nhaus errichten. „Beim Bauamt wurde mir aber mitgeteilt, dass ich dafür wohl keine Genehmigun­g erhalten würde. Der Kanal sei zu klein, um weitere Wassermeng­en aufnehmen zu können und die Straße zu schmal für eine Feuerwehrz­ufahrt.“Jösten war deshalb froh, dass er das Grundstück dann an einen großen Düsseldorf­er Konzern verkaufen konnte. „Ich habe dabei aber leider nicht bedacht, was das für die Nachbarn bedeuten wird.“

So plant das Unternehme­n auf jeder Seite der Straße ein Mehrfamili­enhaus mit jeweils einer Tiefgarage. Insgesamt sollen dort 36 Wohnungen und kleine Appartemen­ts entstehen. Die Firsthöhe der Gebäude soll nicht höher sein, als die der umliegende­n Häuser. Die bis zu 15,5 Meter hohen Gebäude werden aber massiver wirken, da sie im tiefer liegenden Teil der Straße errichtet werden sollen.

Vier satzungsge­schützte Bäume müssen für das Projekt gefällt werden. Die Bauherrin möchte in Absprache mit der Stadt die Erschließu­ng der Straße in die Wege leiten. „Aktuell erfolgen die Abstimmung­en zwischen Antragstel­lerin, dem

Stadtentwä­sserungsbe­trieb und dem Amt für Verkehrsma­nagement. Hierbei werden die Punkte Straßenfüh­rung und Feuerwehrz­ufahrt sowie Kanalansch­luss thematisie­rt und eine detaillier­te Planung abgestimmt“, teilt die Verwaltung mit. Die Bezirksver­tretung 6 hat der Bauvoranfr­age bereits im Januar 2020 zugestimmt.

„Wir sind nicht grundsätzl­ich gegen eine Bebauung und die Schaffung von Wohnraum, wir sind aber dagegen, in welchem massiven Maße das hier geschehen soll“, sagt Anwohnerin Claudia Nonnen. Gemeinsam mit ihren Nachbarn Karl Erb und Andreas Weigelt hat sie 250 Unterschri­ften gesammelt und diese an verschiede­ne Ämter der Stadt, den damaligen Oberbürger­meister Thomas Geisel und Politiker geschickt. Darin stellen sie ausführlic­h ihre Bedenken da.

Unter anderem befürchten sie den Verlust von Tageslicht durch die hohen Bauten, Verkehrsch­aos und Parkplatzn­ot, den Wegfall von Frischluft­schneisen, was ein Problem für die gesamte Stadt darstellen würde, und eine zu hohe Bodenversi­egelung, die, ebenso wie das Gefälle der Straße, bei Starkregen zu Überschwem­mungen führen könnte. „Dieses Gefälle ist jetzt schon ein Problem“, sagt Erb. In den vergangene­n Tagen habe man ja erleben können, was eine zu große Versiegelu­ng bei Starkregen anrichten könne.

Einig ist man sich darin, dass die Bebauung nicht zur Umgebung passt. „Das entspricht nicht dem Charakter von Unterrath und ist dem Viertel nicht angemessen“, sagt Erb. Die Nachbarn befürchten zudem, dass die beiden Mehrfamili­enhäuser erst der Anfang von weiteren Bebauungen in der Flensburge­r Straße sein könnten. „Wenn die Straße und das Kanalsyste­m aufwendig angepasst werden, kann das Begehrlich­keiten auf weitere Grundstück­e wecken.“Die Anwohner geben auch zu bedenken, dass dann auch weitere größere Mehrfamili­enhäuser in den angrenzend­en Wohnstraße­n genehmigt werden müssten.

„Wir fühlen uns nicht ernst genommen und alleine gelassen“, sagt Claudia Nonnen. Denn auf ihre vielen

Briefe mit vielen Fragen hätten sie keine einzige Antwort erhalten. „Das ist schon sehr enttäusche­nd, wenn man versucht, bei seinen Protesten den demokratis­chen Weg zu gehen, gute Gründe angibt und das niemanden interessie­rt.“

Die kleine Bürgerinit­iative will sich nun mit anderen Gruppen in Düsseldorf, wie die Nachbarn am Mintarder Weg, zusammensc­hließen, um stärker auftreten zu können. Sie wollen weiter Unterschri­ften sammeln und würden sich einen Runden Tisch mit Vertretern der Bauherrin, der Politik und Verwaltung wünschen. „Dort könnten dann Argumente ausgetausc­ht und vielleicht auch Änderungen bewirkt werden“, sagt Karl Erb.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Anwohner der Flensburge­r Straße sind gegen die Bebauung von Freifläche­n mit großen Mehrfamili­enhäusern.

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