Christoph Peters reist nach Tokio
Tagebuch Es ist eine Liebesgeschichte zwischen Christoph Peters und Japan, und wie so oft bei Liebesgeschichten, lässt sich nicht so genau sagen, seit wann, wie, warum und weshalb. Seit über drei Jahrzehnten währt diese Faszination schon, doch erst jetzt konnte der aus Kalkar stammende Autor das Land bereisen. Ein Tagebuch des Staunens ist es geworden, eine behutsame Annäherung, ein stilles, konzentriertes Beobachten. „Irgendetwas ist anders auf und in Tokios Straßen, grundsätzlich anders, nicht nur ein bisschen“, heißt es. „Tage in Tokio“ist mit den Zeichnungen von Mathias Beckmann eine große Erkundung geworden. Und oft wird man an die literarischen Reisebücher Wolfgang Koeppens erinnert. los
Info Christoph Peters: Tage in Tokio. Luchterhand, 251 Seiten, 16 Euro.
Klassik Das ist ein Werk, das gänzlich unscheinbar wirkt, aber es sozusagen faustdick hinter den Ohren hat. Der Komponist Gioachino Rossini hatte ja auch lange gewartet, mehr als 30 Jahre hatte er kein großes Werk mehr geschrieben, er gab sich der Feinschmeckerei hin. Hin und wieder fabrizierte er kleinere geistliche Werke – und der Titel seines neuen Opus, das er im Jahr 1863 vorlegte, schien von dieser Praxis nicht abweichen zu wollen: „Petite messe solennelle“. Seine ironische Widmung scheint um Nachsicht zu bitten: „Lieber Gott. Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“
Die „kleine feierliche Messe“ist in Wahrheit ein ausgewachsenes Meisterwerk von mehr als 80 Minuten Dauer, allerdings ist die Besetzung extrem reizvoll: Neben dem vierstimmigen Chor und den vier Vokalsolisten wünschte sich Rossini in der Urfassung zwei Klaviere und ein Harmonium; diese Instrumente stehen, wie die Musikwissenschaft nachgewiesen hat, in der sogenannten neapolitanischen Cembalo-Tradition des 18. Jahrhunderts.
Rossini liebte diese drei Instrumente, hier die multifunktionalen Klaviere, dort das atmende, fauchende Harmonium. Weil er fürchtete, dass sich nach seinem Tod Arrangeure über diese spartanische Besetzung hermachen und sie orchestral aufmotzen würden, schuf er später noch eine eigene Orchesterfassung. Die Erstfassung ist gleichwohl die schönere.
Rossinis hübsche „Petite messe“
Rossinis „kleine Messe“bietet allerbeste Opernmusik, darin gleicht sie dem „Requiem“von Verdi oder der Messe von Puccini. Eine wundervolle Neufaufnahme legt nun das Label Arcana vor: mit dem glänzenden Coro Ghislieri unter Leitung von Giulio Prandi. Herrlich das Solistenquartett mit Sandrine Piau (Sopran), José Maria Lo Monaco (Alt), Edgardo Rocha (Tenor) und Christian Senn (Bass). Rossinis Temperament, sein Charme und seine Energie blitzen hinreißend auf. Wolfram Goertz