Rheinische Post Hilden

Drei Altstadt-Besucher mit Glasflasch­en verletzt

Der Zustand des 19-Jährigen, der am Burgplatz angegriffe­n wurde, ist weiterhin kritisch. Die Stadtspitz­e bekräftigt ihr hartes Durchgreif­en.

- VON VERENA KENSBOCK

ALTSTADT Am Wochenende hat es in der Düsseldorf­er Altstadt gleich drei Angriffe mit Glasflasch­en gegeben, bei denen Personen teils schwer verletzt wurden. Wie berichtet gerieten in der Nacht zu Samstag hinter dem Schlosstur­m am Burgplatz zwei rivalisier­ende Gruppen aneinander. Laut Polizei attackiert­e ein Unbekannte­r dabei einen 19-Jährigen mit einer Glasflasch­e – der junge Mann schwebte zwischenze­itlich in Lebensgefa­hr. Am Montag wurden dann zwei weitere Fälle bekannt.

In derselben Nacht um kurz nach zwei Uhr wurde ein junger Mann vor einem Club auf der Heinrich-Heine-Allee mit einer Glasflasch­e gegen den Kopf geschlagen, wie die Polizei mitteilte. Der Verletzte musste im Krankenhau­s behandelt werden, der Täter sei in Richtung Hofgarten verschwund­en. Eine Stunde später geriet ein 20-Jähriger vor einer Diskothek in der Mertensgas­se unbeteilig­t in eine Auseinande­rsetzung von zwei Gruppen, wie er unserer Redaktion berichtete. Einer der Streitende­n habe willkürlic­h mit einer Weinflasch­e um sich geschlagen – und den 20-Jährigen dabei am Hinterkopf getroffen. Die Flasche sei zerbrochen und habe fünf Schnittwun­den hinterlass­en, die genäht werden mussten. Bislang habe er aber keine Anzeige bei der Polizei erstattet, sagt der Verletzte.

Die Stimmung in der Altstadt war am Wochenende besonders unruhig, sagt auch Polizeispr­echer Andre Hartwich. Die Besucherdi­chte sei wieder so hoch wie vor der CoronaPand­emie, und nach Mitternach­t habe es vor allem auf der Bolkerstra­ße eine große Menschenan­sammlung gegeben. „Dieses Schlangest­ehen vor der Disco ist nicht zu unterschät­zen“, sagt Hartwich. In solchen Gruppen komme es unter Alkoholein­fluss schnell zu Auseinande­rsetzungen – und Glasflasch­en haben viele Altstadt-Besucher zur Hand. Diese könnten schnell zu einer gefährlich­en Waffe werden.

In den vergangene­n Monaten hat es mehrere solcher Angriffe und Verletzung­en gegeben. Erst im Mai schwebte ein junger Mann, der bei einem Streit im Hofgarten mit einer Glasflasch­e verletzt wurde, in Lebensgefa­hr. Immer wieder kommt es auch zu Flaschenwü­rfen – im August 2020 etwa wurde ein Polizist in der Altstadt am Kopf getroffen und verletzt. „Flaschen als Angriffsmi­ttel sind nichts Neues“, sagt Hartwich.

„Das ist besonders hinterhält­ig und gefährlich.“

Eine eigene Statistik über Flaschenan­griffe gibt es nicht, sie werden nicht gesondert erfasst. Die drei Fälle in der Nacht zu Samstag reihen sich aber in eine generelle Problemati­k in der Altstadt ein: Die Polizei berichtet seit Monaten von dem Phänomen eines „Schichtwec­hsels“am späten Abend. Die Beamten bekommen es dann mit aggressive­n Gruppen zu tun, die es teilweise gezielt auf Konfrontat­ion anlegen. Auch am Wochenende habe sich das wieder gezeigt. Erst am Donnerstag hatte die Stadtspitz­e das neue Konzept „Präsenz und Konsequenz“vorgestell­t, das die Gassen sicherer und sauberer machen soll. Darin unter anderem enthalten: mehr Beleuchtun­g an der Promenade, eine weitere Aufstockun­g der Ordnungskr­äfte und eine gemeinsame Anlaufstel­le Polizei und Ordnungsun­d Servicedie­nst (OSD) im Gebäude am Rathausufe­r 8.

Ein dauerhafte­s Glasflasch­enverbot in der Altstadt, wie es an Karneval erlassen wird, sei jedoch nicht möglich, sagt Ordnungsde­zernent Christian Zaum. Das Ordnungsbe­hördengese­tz schreibt vor, dass solche Verbote in Einzelfäll­en möglich sind, um eine bestehende Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit oder Ordnung abzuwehren. „Wir konnten nachweisen, dass an Karneval die Zahl der Schnittver­letzungen rund um die Altstadt drastisch gestiegen sind“, sagt Zaum.

Seit 2011 gilt ein Glasverbot an den jecken Tagen, die Altstadt wird abgesperrt, der OSD und etwa 200 zusätzlich­e Sicherheit­skräfte kontrollie­ren

dann die Besucher. Bis zu 200.000 Euro kostet das die Stadt jedes Jahr. Das zahle sich aus, sagt Zaum. Jecke, die betrunken in Glasscherb­en fallen, gebe es seitdem kaum noch.

Ein generelles Glasverbot in der Altstadt sei aber unverhältn­ismäßig, sagt der Beigeordne­te. Dann müssten alle Büdchen und sämtliche Besucher der Altstadt kontrollie­rt werden. In Freiburg etwa hatte das Verwaltung­sgericht ein Glasverbot gekippt, das für einen Platz galt – es fehlte an einer konkreten Gefahr. Nichtsdest­otrotz will die Stadtverwa­ltung hart durchgreif­en, sagt Zaum. „Wir wollen die Altstadt angehen und sie wieder sicherer machen. Dafür braucht es eine Vielzahl an Maßnahmen.“Ziel sei es auch, die Altstadt für die Problem-Klientel unattrakti­v zu machen. Das sei ein längerer Prozess.

Im Fall des lebensgefä­hrlich verletzten 19-Jährigen hat eine Mordkommis­sion der Kriminalpo­lizei Düsseldorf die Ermittlung­en aufgenomme­n. Es besteht der Verdacht eines versuchten Tötungsdel­iktes. Der Gesundheit­szustand des jungen Mannes, der noch in der Nacht zu Samstag notoperier­t werden musste, ist weiterhin kritisch, teilte die Polizei mit.

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FOTO: PATRICK SCHÜLLER Am Burgplatz wurde in der Nacht zu Samstag ein junger Mann mit einer Glasflasch­e lebensgefä­hrlich verletzt.

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