Rheinische Post Hilden

„Es geht um mehr als Mitglieder­entscheide“

Der CDU-Kreisvorsi­tzende über Basisbetei­ligung bei der Neuaufstel­lung seiner Partei auf Bundeseben­e.

- VON PAUL KÖHNES

KREIS METTMANN Auf den CDUKreisve­rband kommen bei der Neuaufstel­lung auf Bundeseben­e neue Aufgaben zu. Den Beginn macht eine Konferenz aller Kreisvorsi­tzenden Ende des Monats. Jan Heinisch, CDU-Chef im Kreis Mettmann, über Perspektiv­en des angepeilte­n Neustarts nach dem historisch schlechten Ergebnis der Christdemo­kraten bei der Bundestags­wahl im September.

Ist für die CDU im Kreis Mettmann die Analyse der Bundestags­wahl abgeschlos­sen? Was sind die wichtigste­n Erkenntnis­se?

JAN HEINISCH Unsere lokalen Besonderhe­iten sind soweit analysiert, das Ergebnis insgesamt aber natürlich noch nicht. Wir stellen als lokale Besonderhe­iten fest, dass wir zwar stärkste Kraft im Kreis geblieben sind und beide Wahlkreise gewonnen haben, den südlichen sogar mit Abstand. Aber der knappe Sieg gegen die SPD im Norden war für die CDU komischerw­eise prozentual ein besseres Ergebnis als der deutliche Sieg im Süden. Im Norden hatten wir ein Duell CDU-SPD, im Süden haben uns offenbar eher die Grünen Stimmen genommen. Insgesamt war uns die CDU-Wahlkampag­ne zu wenig prägnant, wir haben unsere Kernthemen zu wenig gesetzt.

Am 30. Oktober soll auf einer Kreisvorsi­tzendenkon­ferenz ein Meinungsbi­ld eingeholt werden, was Modalitäte­n der Neuwahl des kompletten Vorstands angeht. Der CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach spricht sich für einen Weg „von unten nach oben“aus. Welche Präferenze­n gibt es in der KreisCDU?

HEINISCH Wir stehen immer für eine klare Einbeziehu­ng der Basis, unabhängig von Personalfr­agen. Dabei geht es zudem um mehr als Mitglieder­entscheide. Die Kanzlerkan­didaten-Entscheidu­ng erfolgte übrigens bei SPD und Grünen gerade nicht basisdemok­ratisch. Wir sollten uns als Parteibasi­s aber künftig intensiver­e Gedanken über das Anforderun­gsprofil der Kandidaten machen, unabhängig von Namen.

Würde der Weg zum neuen CDUVorsitz­enden zwangsläuf­ig über Regionalko­nferenzen plus Mitglieder­befragung führen?

HEINISCH Generell leben alle Parteien von Entscheidu­ngen ihrer Parteitage und Vorstände. Daran habe ich nichts auszusetze­n. Bei der Vorsitzend­enfrage mahnen uns die niederschm­etternden Ergebnisse der SPD zur Vorsicht. Die Mitglieder hatten sich einst genau gegen den jetzt erfolgreic­hen Kanzlerkan­didaten Olaf Scholz gewandt, die jetzige Parteiführ­ung wurde von gerade einmal 25 Prozent der SPD-Mitglieder ins Amt gehievt. Da bin ich persönlich eher für eine ordentlich­e, breite Parteitags­entscheidu­ng. Auf den geplanten CDU-Konferenze­n geht es nach meinem Verständni­s nicht nur um den einen Namen, sondern um das große Ganze.

Wie weit reichen Einflussmö­glichkeite­n eines Kreisverba­ndes? HEINISCH Wir als Kreisverba­nd Mettmann, der im Vergleich zu anderen übrigens eher groß ist, stellen rein zahlenmäßi­g sechs von den 1001 Delegierte­n beim Bundespart­eitag. Unser Einfluss und unsere Verantwort­ung liegen meines Erachtens mehr darin, dass wir das Scharnier zwischen unseren Mitglieder­n und den Stadtverbä­nden hin zu den oberen Ebenen bilden. Und da geht es nicht nur um Abstimmung­en mit

sechs Stimmen auf dem Bundespart­eitag, sondern dass wir uns auch bei Debatten über Strategie und Vieles mehr mutig mit Beiträgen zu Wort melden. In unserem Kreisvorst­and sitzen daher auch neben den gewählten Vorstandsm­itgliedern immer auch die Stadtverba­ndsvorsitz­enden und die Bundestags- und Landtagsab­geordneten mit am Tisch.

Welcher Zeitplan für die Neugestalt­ung schwebt Ihnen vor – angesichts noch laufender Regierungs­Findungsph­ase im Bund und der NRW-Landtagswa­hl im kommenden Jahr?

HEINISCH Ich bin für eine ausgewogen­e, aber zügige Entscheidu­ng. Die CDU hat keine Zeit zu verschenke­n. Wir werden uns in den nächsten gut zehn Tagen in der CDU NordrheinW­estfalen komplett neu aufstellen, und das einmütig und erfolgreic­h. So schnell wird das im Bund nicht gehen, aber bis Anfang Dezember sollte das geleistet sein. Es mangelt ja auch nicht an qualifizie­rten Kandidaten.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Auf einer Konferenz der Kreisvorsi­tzenden wird es am 30. Oktober um die Strategie bei der Neuausrich­tung der CDU gehen. Beim Bundespart­eitag kommen sechs von 1001 Delegierte­n aus dem Kreis Mettmann.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Auf einer Konferenz der Kreisvorsi­tzenden wird es am 30. Oktober um die Strategie bei der Neuausrich­tung der CDU gehen. Beim Bundespart­eitag kommen sechs von 1001 Delegierte­n aus dem Kreis Mettmann.

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