Rheinische Post Hilden

Smarte Lösungen bei der Impfkontro­lle

- VON DOROTHEE KRINGS

Orte wie Schwimmbäd­er, Kneipen oder Kinos besuchte man früher meist spontan. Hin und rein. Seit Corona wird in der Regel um eine Online-Voranmeldu­ng gebeten, was im ersten Schritt lästig, vor Ort aber durchaus bequem ist. Man muss dann nur noch sein Mobiltelef­on vor irgendeine­n Scanner halten, und die Schranken zum Vergnügen öffnen sich.

Wenn da nicht die Sache mit dem Impfstatus wäre. Obwohl auch die Kontrolle digitaler Impfpässe oder Testnachwe­ise leicht digital möglich wäre, wird in Deutschlan­d vielfach lieber in gelben Heftchen geblättert, werden Ausdrucke von Testergebn­issen zur Kasse gereicht und QR-Codes in Augenschei­n genommen. Schnellere und sicherere digitale Kontrollen der digitalen Vorlagen gibt es vielfach nicht.

Das ist nicht nur umständlic­h und sorgt auch in der Freizeit ständig für Grenzkontr­oll-Szenen. Es führt auch dazu, dass an Orten, an denen der Kunde sich als König fühlen soll, Kontrollen oft ganz unter den Tisch fallen. „Ich geh’ davon aus, dass Sie geimpft sind...?“Schon sitzt man im Schankraum. Bloß keine Scanner-Schranke vor der Kneipe, dahinter geht’s ja nicht zum Zoll.

Die digitale Kontrollmu­ffeligkeit hat vermutlich mit dem Gefühl zu tun, dass die Pandemie so gut wie vorbei ist und sich die Aufrüstung mit digitaler Erkennungs­technik nicht mehr lohnt. Die Deutschen durften keinen Freiheitst­ag feiern, dafür gönnen sie sich Alltagssch­ludrigkeit­en im Umgang mit Corona und empfinden das als neue Normalität. Doch die digitale Entsagung ist auch ein weiteres Indiz für die Technikein­stellung hierzuland­e. Es fehlt an Sinn für die Vorteile smarter Lösungen. Und es mangelt an der Einsicht, dass es mit der guten alten Ausdruckme­ntalität bei Problemen der Zukunft eng werden könnte. Das war im Land der Tüftler und Erfinder einmal anders.

BERICHT IMPFKONTRO­LLE IST EINE FRAGE DER . . ., WIRTSCHAFT

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