Eine Stadt im Visier der Hacker
Witten ist Opfer eines großflächigen Cyberangriffs geworden. Die Verwaltung ist seit dem Wochenende nicht erreichbar.
WITTEN Eine Stadt ist offline. Bisher unbekannte Täter haben die Verwaltung von Witten komplett lahmgelegt. Seit einem Cyberangriff in der Nacht zu Samstag ist die Stadt telefonisch und per E-Mail nicht erreichbar, viele Ämter haben ihre Termine abgesagt. Rund 1000 Computer in der Verwaltung sollen betroffen sein. Die Zentralund Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW), die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelt ist, hat die Ermittlungen aufgenommen. Bisher sei weder das Motiv noch die Identität der Täter bekannt, sagte Staatsanwalt Christoph Hebbecker. „Die Indizien deuten darauf hin, dass es sich um einen komplexen und professionell durchgeführten Angriff handelt.“
Laut Hebbecker gibt es immer mehr Cyber-Angriffe. „Wir sehen eine Menge ähnlicher Verfahren. Aber eines, bei dem eine Stadt das Angriffsziel war, hatten wir in NRW noch nicht“, sagt er. Meistens seien die Ziele Unternehmen: Krankenhäuser, Forschungsinstitute, aber auch mittelständische oder große
Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Eine Attacke auf die Düsseldorfer Klinik aus dem vergangenen Jahr beschäftigt die ZAC bis heute. Hacker erpressten damals das Krankenhaus, das sich tagelang von der Notversorgung abmelden musste. Ob es in Witten ebenfalls eine Lösegeld-Forderung gibt, ist bislang nicht bekannt.
In der Stadt ist keine lebensnotwendige Infrastruktur betroffen. „Strom-, Gas- und Wasserversorgung laufen wie gehabt. Die Stadtwerke sind nicht betroffen“, informierte die Verwaltung auf der
Facebook-Seite der Stadt. Auch Feuerwehr und Rettungsdienst funktionierten weiterhin, das gilt ebenfalls für die Kitas und die Müllabfuhr. Wer aber einen Termin in der Bürgerberatung hatte oder vereinbaren will, muss sich gedulden. Jegliche Termine im Standesamt und den weiteren Ämtern der Stadt fallen aus. Die Stadt hat für Mittwoch Termine zur Abholung von Ausweisdokumenten organisiert.
Doch warum greifen Hacker Städte an? „Regelmäßig ist in solchen Verfahren Geld die Motivation“, sagt Staatsanwalt Christoph Hebbecker.
Bei der ZAC habe man aber schon die unterschiedlichsten Motive gesehen. „In manchen Verfahren wollten die Täter wohl zeigen, was sie technisch können. Da ging es um Ruhm in der Community“, erklärt er. In den meisten Fällen werden die Täter von solchen Cyberangriffen nicht erwischt. „Es ist die Ausnahme, dass wir am Ende eine konkrete Person identifizieren oder sogar festnehmen und verurteilen“, sagt Hebbecker. Das liege daran, dass die meisten Verfahren ins Ausland führen. Die Schwierigkeit sei, diese Spur bis zum Ende zu verfolgen.