Rheinische Post Hilden

Die bayerische Formel

12:0 im DFB-Pokal, 5:0 in der Champions League, 5:1 im Spitzenspi­el der Liga – die Münchener dominieren quasi jeden Gegner nach Belieben. Wir sagen, warum den Bayern die Konkurrenz ausgeht.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

MÜNCHEN Man könnte es sich einfach machen und sagen: Geld schießt Tore, und weil der FC Bayern in Deutschlan­d das meiste Geld hat, gewinnt er auch fast alles. Doch das greift zu kurz, gerade in diesen Wochen, in denen die Münchner in der Champions League, im DFB-Pokal und wie am Sonntag beim 5:1 in Leverkusen Woche für Woche auch in der Liga Statements in Form von Kantersieg­en abgeben. Statements darüber, wie weit sie der Konkurrenz enteilt sind. Wir schlüsseln vor dem Champions-League-Spiel in Lissabon (Mittwoch, 21 Uhr) die bayerische­n Erfolgsfak­toren auf.

Wirtschaft­liche Macht Mit einem Umsatz von 634,1 Millionen Euro belegt der Rekordmeis­ter mit Blick auf die Saison 2019/2020 in der „Deloitte Money League“europaweit Rang drei. Der BVB folgt als zweitbeste­r Bundesligi­st auf Rang zwölf mit 365,7 Millionen Euro. Es folgen Schalke (222 Millionen) und Frankfurt (171 Millionen Euro). Die Umsätze der weiteren 14 Bundesligi­sten braucht man sich da gar nicht mehr anzugucken.

Internatio­nale Erfahrung Ja, die Dortmunder und Leipziger sind auch Dauergäste in der Champions League, aber sie müssen sich in jeder Gruppenpar­tie strecken, um zu gewinnen – wenn sie denn gewinnen, wie Leipzig aktuell eben nicht. Alle anderen, ob Gladbach, Leverkusen, Frankfurt oder Wolfsburg sind freudig erregt, wenn sie in der Königsklas­se dabei sind. Und sie sind auch meist schnell wieder draußen. Für die Bayern ist die Champions League genauso Normalität wie die nationale Liga, sie sind jedes Mal Favorit in der Gruppe, und sie marschiere­n regelmäßig durch.

Die Schwäche der Liga Die Stärke der Bayern resultiert zunehmend auch aus der Schwäche derer, die vom Potenzial her zur Immer-mal-wiederKonk­urrenz taugen würden. Dortmund stolpert verlässlic­h über die eigenen Füße, Schalke, der HSV und Bremen sind inzwischen Zweitligis­ten, und auch die Werks- und Mäzenklubs

wie Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim können trotz der Finanzspri­tzen nicht mithalten.

Konkurrenz schwach kaufen Münchens einziger echter Konkurrent war zuletzt Leipzig. Und weil dem so war, wandten die Bayern eine Taktik an, die sie über die Jahrzehnte immer wieder angewandt haben: die Konkurrenz schwach kaufen. Aus Leipzig holte man so für insgesamt rund 80 Millionen Euro den Trainer, den Kapitän und den Abwehrchef weg. Als Leverkusen zu Beginn des neuen Jahrtausen­ds gefährlich wurde, kauften die Münchner mal eben Michael Ballack, Zé Roberto und Lucio weg. Und in Mönchengla­dbach wird man seit 1980 nicht müde, das Beispiel Calle Del’Haye zu erzählen, der für die damalige Rekordablö­sesumme von 1,3 Millionen DMark zum FC Bayern ging, um dort dann auf der Ersatzbank zu enden.

Talente finden Doch am Ende schlagen die Münchner nicht alles nur mit Geld tot, sie finden oder entwickeln auch Toptalente. Was früher Uli Hoeneß, Franz Beckenbaue­r oder Paul Breitner waren, waren später Spieler wie Thomas Müller, David Alaba oder Joshua Kimmich. Und aktuell gilt: Einen Alphonso Davies, für viele längst einer der besten Linksverte­idiger Europas, muss man 2019 natürlich auch erst einmal für zehn Millionen Euro in Vancouver loseisen können – man muss den Kanadier aber eben auch erstmal in Vancouver entdecken.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Geübte Geste in der Champions League: Robert Lewandowsk­i (r.) jubelt über sein 1:0 gegen Kiew.

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