Die bayerische Formel
12:0 im DFB-Pokal, 5:0 in der Champions League, 5:1 im Spitzenspiel der Liga – die Münchener dominieren quasi jeden Gegner nach Belieben. Wir sagen, warum den Bayern die Konkurrenz ausgeht.
MÜNCHEN Man könnte es sich einfach machen und sagen: Geld schießt Tore, und weil der FC Bayern in Deutschland das meiste Geld hat, gewinnt er auch fast alles. Doch das greift zu kurz, gerade in diesen Wochen, in denen die Münchner in der Champions League, im DFB-Pokal und wie am Sonntag beim 5:1 in Leverkusen Woche für Woche auch in der Liga Statements in Form von Kantersiegen abgeben. Statements darüber, wie weit sie der Konkurrenz enteilt sind. Wir schlüsseln vor dem Champions-League-Spiel in Lissabon (Mittwoch, 21 Uhr) die bayerischen Erfolgsfaktoren auf.
Wirtschaftliche Macht Mit einem Umsatz von 634,1 Millionen Euro belegt der Rekordmeister mit Blick auf die Saison 2019/2020 in der „Deloitte Money League“europaweit Rang drei. Der BVB folgt als zweitbester Bundesligist auf Rang zwölf mit 365,7 Millionen Euro. Es folgen Schalke (222 Millionen) und Frankfurt (171 Millionen Euro). Die Umsätze der weiteren 14 Bundesligisten braucht man sich da gar nicht mehr anzugucken.
Internationale Erfahrung Ja, die Dortmunder und Leipziger sind auch Dauergäste in der Champions League, aber sie müssen sich in jeder Gruppenpartie strecken, um zu gewinnen – wenn sie denn gewinnen, wie Leipzig aktuell eben nicht. Alle anderen, ob Gladbach, Leverkusen, Frankfurt oder Wolfsburg sind freudig erregt, wenn sie in der Königsklasse dabei sind. Und sie sind auch meist schnell wieder draußen. Für die Bayern ist die Champions League genauso Normalität wie die nationale Liga, sie sind jedes Mal Favorit in der Gruppe, und sie marschieren regelmäßig durch.
Die Schwäche der Liga Die Stärke der Bayern resultiert zunehmend auch aus der Schwäche derer, die vom Potenzial her zur Immer-mal-wiederKonkurrenz taugen würden. Dortmund stolpert verlässlich über die eigenen Füße, Schalke, der HSV und Bremen sind inzwischen Zweitligisten, und auch die Werks- und Mäzenklubs
wie Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim können trotz der Finanzspritzen nicht mithalten.
Konkurrenz schwach kaufen Münchens einziger echter Konkurrent war zuletzt Leipzig. Und weil dem so war, wandten die Bayern eine Taktik an, die sie über die Jahrzehnte immer wieder angewandt haben: die Konkurrenz schwach kaufen. Aus Leipzig holte man so für insgesamt rund 80 Millionen Euro den Trainer, den Kapitän und den Abwehrchef weg. Als Leverkusen zu Beginn des neuen Jahrtausends gefährlich wurde, kauften die Münchner mal eben Michael Ballack, Zé Roberto und Lucio weg. Und in Mönchengladbach wird man seit 1980 nicht müde, das Beispiel Calle Del’Haye zu erzählen, der für die damalige Rekordablösesumme von 1,3 Millionen DMark zum FC Bayern ging, um dort dann auf der Ersatzbank zu enden.
Talente finden Doch am Ende schlagen die Münchner nicht alles nur mit Geld tot, sie finden oder entwickeln auch Toptalente. Was früher Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer oder Paul Breitner waren, waren später Spieler wie Thomas Müller, David Alaba oder Joshua Kimmich. Und aktuell gilt: Einen Alphonso Davies, für viele längst einer der besten Linksverteidiger Europas, muss man 2019 natürlich auch erst einmal für zehn Millionen Euro in Vancouver loseisen können – man muss den Kanadier aber eben auch erstmal in Vancouver entdecken.