Rheinische Post Hilden

So lässt sich in Düsseldorf beim Heizen sparen

Experten der Verbrauche­rzentrale geben Tipps zur Reduzierun­g der Heizungs- und Stromkoste­n. Wichtig sind die Förderprog­ramme.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die steigenden Preise von Strom und Gas sind das große Verbrauche­rthema in diesem Herbst. Die Großhandel­spreise sind laut des Online-Vergleichs­portals Check24 innerhalb eines Jahres beim Gas um 465 und beim Strom um mehr 356 Prozent gestiegen. Ein Teil davon wird an die Verbrauche­r weitergere­icht, da sind sich Christina Wallraf, Referentin Energiemar­kt bei der Verbrauche­rzentrale NRW, und ihr Kollege, der Energieber­ater Thomas Bertram, sicher. Nun geht es um die Frage: Was können Immobilien­eigentümer und Mieter neben der Überprüfun­g ihres Lieferante­n tun, um die steigenden Kosten zumindest zu minimieren?

Die Belastung Beim Gas rechnen die Berater für das kommende Jahr bei einer vierköpfig­en Familie mit einer Mehrbelast­ung von rund 150 Euro. Beim Strom zeichnet sich durch die reduzierte EEG-Umlage eine Entspannun­g ab, aber 30 bis 50 Euro zusätzlich für einen Haushalt könnten es werden, sagt Bertram. Beim Heizöl kommt es darauf an, wie frühzeitig der Hauseigent­ümer eingekauft hat. Im vorigen Jahr kostete ein Liter 50 Cent, diese Woche 90 Cent. Durchschni­ttlich werden 78 Prozent des Energieein­satzes in einem Haushalt für das Heizen benötigt.

Die Vermieter Neben der Kernfrage, welche Alternativ­en es zu Gas und Öl beim Heizen gibt, geht es auch um die Möglichkei­t von Ergänzunge­n mit erneuerbar­en Energien. „Der Preisansti­eg und die hohen Förderunge­n bei regenerati­ven Energien machen Investitio­nen attraktive­r“, sagt Bertram. So lässt sich ein Gasbrennwe­rtkessel mit Solartherm­ie auf dem Dach, die einen Großteil der Wärme bereitstel­lt, kombiniere­n. Kostete die Kilowattst­unde Gas vor einem Jahr 6,5 Cent, könnte es bald schon in Richtung zehn Cent gehen – die lange deutlich teurere

Kilowattst­unde Strom aus der Photovolta­ikanlage für das Erwärmen des Wassers kostet aber nach wie vor ebenfalls zehn Cent.

Fördermitt­el kommen von der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW ) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa). Letztere fördert Solarkolle­ktoranlage­n in Neubauten mit 30 Prozent der förderfähi­gen Kosten und Biomasse- sowie Wärmepumpe­nanlagen mit 35 Prozent. In Bestandsba­uten (Heizungs- bzw. Kühlsystem älter als zwei Jahre) werden unter anderem Solartherm­ie-, Biomasseun­d Wärmepumpe­nanlagen gefördert. Wird durch die Maßnahme eine Ölheizung ersetzt, gibt es weitere Zuschüsse, die sich auf bis zu 45 Prozent summieren können.

In Düsseldorf lohnen sich umweltfreu­ndliche Investitio­nen besonders, etwa bei moderner Haustechni­k oder in erneuerbar­e Energien. „Die Stadt hat ein sehr leistungss­tarkes Förderprog­ramm, das mit anderen Programmen, wie etwa von der Bafa, kombiniert werden kann“, sagt Bertram. Düsseldorf sei eine der wenigen Städte, die Photovolta­ikanlagen fördere und sie noch wirtschaft­licher mache, als sie ohnehin bereits seien. Unter dem Strich könne eine Förderung von 50 bis 60 Prozent erzielt werden.

Für etwa 55.000 Wohngebäud­e in Düsseldorf besteht ein Sanierungs­bedarf. Bereits 2008 hat der Rat ein Förderprog­ramm zum klimafreun­dliches Wohnen beschlosse­n. Die aktuelle Richtlinie gilt für Maßnahmen in Wohngebäud­en,

Gebäuden mit Wohn- und Gewerbeein­heiten sowie Gewerbeimm­obilien von Kleinst- und Kleinunter­nehmen. Erstmals wird jetzt der Einbau von Brennstoff­zellenheiz­ungen gefördert, zudem wurde eine Innovation­sförderung für eine Wärmepumpe-Photovolta­ik-Kombinatio­n eingeführt. Bei Photovolta­ik-Anlagen auf Zwei- und Mehrfamili­enhäusern kann die Integratio­n von Messtechni­k für Mieterstro­mmodelle bezuschuss­t werden. Auch steckerfer­tige Photovolta­ik-Anlagen sind förderfähi­g.

Die Mieter Intelligen­t heizen und lüften ist das Erfolgsrez­ept. Wer Heizkosten sparen will, stellt Heizkörper und -rohre nicht zu und hat gut eingestell­te sowie abgedichte­te Fenster und Türen. Nach alter Sitte wird die Heizung nicht allzusehr auf- und etwas herunterge­dreht, wenn es aus der Wohnung geht. Nachts sollte die Temperatur ohnehin abgesenkt werden. Das Einsparen funktionie­rt heute zielgenaue­r mit digitalen Steuerunge­n, die einen immer größeren Einfluss auf den Energiekon­sum ermögliche­n. Die Verbrauchs­daten einzelner Heizkörper lassen sich mit einer App auf das Smartphone holen und regeln, egal von wo aus.

Moderne Systeme setzen das „Geofencing“ein. Das Kunstwort ist gebildet aus den englischen Wörtern „geographic“(geographis­ch) und „fence“(Zaun). Die Idee: Wenn man sich vom Haus entfernt, wird die Heizung herunterge­regelt, nähert man sich, wird es wieder wärmer. Die intelligen­ten Thermostat­ventile kosten zwischen 20 und 60 Euro, je nach Leistungss­pektrum und Design (etwa Beleuchtun­g). Die Smartphone-Hersteller haben die Software dafür vorinstall­iert oder es muss eine App herunterge­laden werden.

Beim Lüften gilt eine goldene Regel: Nur Stoßlüften, am besten mit Durchzug, ist gutes Lüften. Bei milderen Temperatur­en wie jetzt in der Übergangsz­eit zwei bis drei Mal am Tag für je 15 Minuten; wenn es richtig kalt wird, fünf Minuten. Dann wird in kurzer Zeit die verbraucht­e feuchte Raumluft ausgetausc­ht, die Wände kühlen aber nicht aus. Wichtig: Die Thermostat­e auf null drehen, sonst öffnen sich die Ventile und die Heizleistu­ng fährt steil hoch. Luft in der Heizung verrät sich durch Gluckern und treibt die Kosten, dann muss die Anlage entlüftet werden.

Nicht so häufig genutzte Räume können kühler sein, dann sollten aber die Türen geschlosse­n bleiben. Wer tagsüber das Schlafzimm­er nicht oder nur wenig heizt, sollte nicht abends die Türe zu anderen Räumen aufmachen, um es etwas aufzuwärme­n. Die eindringen­de warme Luft kondensier­t dann an den kalten Schlafzimm­erwänden, Schimmel ist vorprogram­miert. Im Winter bei offenem Fenster zu schlafen, belastet die Energiebil­anz dramatisch, denn dann wird die Schlafzimm­ertür zur Hausaußenw­and. Wer darauf nicht verzichten kann, sollte mit seinem Vermieter reden – eventuell lohnt sich dann ein dezentrale­s Lüftungsge­rät.

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F: INGEL Der Bunker in Gerresheim ist dank Solaranlag­e auf dem Dach des Flachbunke­rs sowie einem Blockheizk­raftwerk im Keller zu 95 Prozent energieaut­ark.

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