Rheinische Post Hilden

Baerbocks Veto könnte Nord Stream 2 bremsen

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BERLIN (dpa) Die Betreiber der umstritten­en Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wollen wohl nicht ohne die ausstehend­e Zertifizie­rung durch deutsche Behörden mit der Gaslieferu­ng starten. „Nord Stream 2 trifft alle notwendige­n Vorkehrung­en, um die Einhaltung geltender Regeln und Vorschrift­en zu gewährleis­ten“, teilte die Betreiberg­esellschaf­t am Mittwoch mit. „Dazu gehört auch das deutsche Energiewir­tschaftsge­setz, das die EU-Gasrichtli­nie in deutsches Recht umsetzt.“

Bei der Bundesnetz­agentur läuft gemäß der EU-Gasrichtli­nie noch ein Zertifizie­rungsverfa­hren zur Anerkennun­g der Nord Stream 2 AG als unabhängig­er Transportn­etzbetreib­er. Sollte Nord Stream 2 den Gastranspo­rt vor Abschluss dieses Verfahrens aufnehmen, könnte die Bonner Behörde ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren einleiten und Bußgelder verhängen. Die Behörden hatte bereits Anfang Oktober mitgeteilt, es sei „nicht auszuschli­eßen, dass in Kürze eine Inbetriebn­ahme eines Stranges der Verbindung­sleitung erfolgen wird“und Zweifel an der Einhaltung aller Vorschrift­en im laufenden Betrieb angedeutet.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock hatte am Mittwoch dafür plädiert, Nord Stream 2 vorerst keine Betriebser­laubnis zu erteilen. Nach europäisch­em Energierec­ht müsse der Betreiber „ein anderer sein als derjenige, der das Gas durchleite­t“, sagte sie. „Solange das ein und derselbe Konzern ist, darf die Betriebser­laubnis nicht erteilt werden.

Hinter der Nord Stream 2 AG steht der russische Gasmonopol­ist Gazprom. Er hatte im September die Leitung fertiggest­ellt. Die Pipeline wurde je zur Hälfte von Gazprom und den fünf Unternehme­n Uniper, OMV, Wintershal­l Dea, Engie und Shell finanziert. Durch die 1230 Kilometer lange Pipeline von Russland nach Deutschlan­d sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden.

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