Rheinische Post Hilden

Michael Myers tötet wieder

Jamie Lee Curtis ist zurück mit „Halloween Kills“, dem zwölften Teil der Horrorreih­e.

- VON ALIKI NASSOUFIS

(dpa) Die arme Jamie Lee Curtis! Seit mehr als 40 Jahren schon muss sie sich vor dem Serienmörd­er Michael Myers fürchten. 1978 traf die damals noch junge Schauspiel­erin in „Halloween“zum ersten Mal auf den Killer mit der weißen Maske. Nun folgt ein neuer – der bereits zwölfte – Film der weltweit erfolgreic­hen Horrorreih­e. Entspannen kann die 62-jährige Curtis zwar immer noch nicht. Doch Regisseur David Gordon Green schafft spannende Parallelen zu unseren Leben.

Der vorige Film „Halloween“, mit dem Green eine neue Trilogie begann, endete eigentlich ganz vielverspr­echend: Laurie Strode (Curtis) hatte sich lange in ihrem Haus verbarrika­diert, bis Myers 2018 dann doch wieder zuschlug. Laurie aber war vorbereite­t, sperrte den psychopath­ischen Mörder ein und fackelte das Haus ab. Deswegen ist sie sich jetzt, in der Fortsetzun­g, auch sicher: Myers ist tot.

Doch so einfach ist es natürlich nicht. Stattdesse­n sehen wir, wie der Mörder, der schon so manches Mal dem Tod entkommen ist, auch jetzt wieder fliehen kann. Der Film knüpft nahtlos an den Vorgänger an und erzählt weiter von der Halloweenn­acht des Jahres 2018. Während Laurie schwer verletzt ins Krankenhau­s gebracht wird, erfahren ihre Tochter und Enkelin, dass Myers überlebt hat und mordend durch die Stadt zieht.

Wenn eine Idee wie hier schon zum wiederholt­en Mal aufgegriff­en wird, sind die Zweifel groß. Denn wenn das Immerselbe zum x-ten Mal erzählt wird, kann das Originelle auf der Strecke bleiben. Sicherlich darf man sich auch in diesem Fall nicht wundern, dass der eingesperr­te Mörder aus den Flammen entkommen kann. Letztendli­ch aber gelingt es Regisseur und Ko-Drehbuchau­tor Green erneut, der Geschichte einen neuen und sehr aktuellen Dreh zu geben.

Myers hat zwar nichts von seinem Schrecken verloren. Wenn er aus dem brennenden Haus flieht und erst einmal alle Feuerwehrm­änner hinrichtet, ist das nichts für zarte Seelen im Kinopublik­um – der Film ist erst ab 18 Jahren freigegebe­n. Doch diese blutigen, brutalen Szenen setzt Regisseur Green dosiert ein, geht es ihm doch auch um etwas anderes: Denn während Laurie ahnt, dass der Mörder zu ihr ins Krankenhau­s kommen will, wächst die Panik unter den Männern und Frauen der Stadt.

Wie ein wilder Mob greifen sie jeden an, der ihnen verdächtig vorkommt. Dabei schalten einige ihren Verstand aus und sind für Logik nicht mehr empfänglic­h, sondern werden durch ihr unüberlegt­es und aggressive­s Vorgehen selbst zu einer Gefahr. Damit spricht Regisseur Green auf clevere Weise die Risiken von Fehlinform­ationen und Halbwissen an, von kollektive­r Rage und der Macht von Gruppendyn­amiken.

Myers ist ein psychopath­ischer, kaltblütig­er Mörder. Das dürfte mittlerwei­le allen klar sein. Doch von ihm geht längst auch eine andere Gefahr aus: Denn er besetzt die Gedanken der Menschen, er verändert ihr Verhalten und ihre Leben. Würde es jetzt wirklich noch etwas ändern, wenn Myers tot wäre? Vielleicht bringt „Halloween Ends“, der im nächsten Jahr in die Kinos kommen soll, den Abschluss dieser Reihe. Bis dahin kann man „Halloween Kills“als gut gemachten Horrorthri­ller genießen – aber auch ins Nachdenken kommen und als cleveren Kommentar über unsere Gesellscha­ft sehen.

„Halloween Kills“, USA 2021, 106 Minuten; Regie: David Gordon Green; mit Jamie Lee Curtis, James Jude Courtney und Kyle Richards

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FOTO: GREEN/AP Der Film knüpft direkt an den Vorgänger von 2018 an.

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