Rheinische Post Hilden

Vage Omikron-Daten lassen keine Wahl

- VON DOROTHEE KRINGS

In Frankreich verfolgt man besorgt die Intensivbe­tten-Belegung, versucht dennoch mit Laisser-faire durch die Omikron-Welle zu tauchen. In England und Spanien baut man auf gute Booster-Quoten und hofft auf viele mildere Verläufe. Und Deutschlan­d? Blickt auf seine noch niedrigen Infektions­zahlen wie das Häschen auf die Schlange. Weil an den Feiertagen bekanntlic­h weniger getestet und gemeldet wurde, ist die Datenlage mindestens bis 10. Januar unsicher. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Lauterbach geht von einer massiven Untererfas­sung aus.

Das dürfte auch für den Omikron-Anteil gelten. Immerhin weiß man, dass er steigt. Dazu zeigen Studien aus den USA, dass Schnelltes­ts bei Omikron oft falsche Entwarnung geben. Die Verantwort­lichen fahren im Moment also auf Sicht – allerdings in einem äußerst spärlich beleuchtet­en Tunnel.

Nun kann man auf Gesundheit­sämter, Politik, Ungeimpfte schimpfen oder auf andere Variablen der Corona-Mathematik. Doch hat die Physikerin Viola Priesemann recht, wenn sie sagt, dass Pandemie-Modelle oft daneben liegen, weil sie selbst Effekte auslösen: Warnen sie sacht, kommt Omikron ungebremst, die Prognosen waren zu weich. Warnen sie stark, werden viele vorsichtig, die Prognosen waren zu hart. Entspreche­nd entwickeln sich die Debatten.

Sicher ist, dass die gemeldeten Infektions­zahlen im Januar steigen werden. Wie drastisch, hängt auch davon ab, wie viele sich an den Feiertagen vorsichtig verhalten haben – und das auch weiter tun. Nicht aus Panik, sondern um sich keine Vorwürfe machen zu müssen. Und die Familie heil durch die Omikron-Welle zu bekommen. Die Umsichtige­n sollten sich nicht kirre machen lassen. Im düsteren Tunnel vorsichtig zu sein, ist nicht ängstlich, sondern vernünftig. Und gerade das einzige, was bleibt.

BERICHT MIT VORSICHT ZU GENIESSEN, POLITIK

Newspapers in German

Newspapers from Germany