Rheinische Post Hilden

Geiger nach Rang fünf in Schlagdist­anz

Der deutsche Favorit verpasst zum Auftakt der Vierschanz­entournee in Oberstdorf in einem engen Wettkampf das Podest. Der Japaner Ryoyu Kobayashi gewinnt.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT

OBERSTDORF (dpa) Karl Geiger hat seine Chancen auf den ersten deutschen Gesamtsieg bei der Vierschanz­entournee seit Sven Hannawald gewahrt. Der 28 Jahre alte Lokalmatad­or sprang beim Auftakt der 70. Tournee in Oberstdorf bei starkem Regen am Mittwoch 131,5 und 131 Meter weit und wurde damit Fünfter. Den Sieg sicherte sich der Japaner Ryoyu Kobayashi vor dem Norweger Halvor Egner Granerud und dessen Landsmann Robert Johansson. Geigers Rückstand in der Tournee-Wertung auf Kobayashi beträgt nur gut drei Meter.

„Er ist sehr gut gesprungen“, sagte Bundestrai­ner Stefan Horngacher. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat es super gelöst. Er ist nicht weit weg mit den Punkten.“Dass Geiger eine Serie beendete, störte den Coach angesichts des knappen Resultats nicht besonders. Seit der Saison 2017/18 hatte immer ein DSVAdler beim Tournee-Auftakt einen Podestplat­z erreicht.

„Im ersten Moment war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich oben mitbekomme­n habe, dass die Anderen ganz schön weit waren“, sagte Geiger. „Ich habe nicht ganz die feine Klinge im zweiten (Durchgang) gehabt. Aber es war in Ordnung.“

Vor leeren Rängen und bei ungemütlic­hem Wetter boten Kobayashi, Geiger & Co. den Fans vor den Bildschirm­en eine spektakulä­re Sprungshow. Der nervenstar­ke Geiger präsentier­t sich schon in der gesamten Saison konstant stark. Druck oder schwierige Wetterbedi­ngungen kompensier­t der ausgeglich­ene Vater einer Tochter souverän und scheinbar mühelos. Nur einmal in diesem Winter belegte er einen schwächere­n Rang als den fünften. Fünfmal stand er in dieser Saison nach einem Einzelspri­ngen auf dem Podest, zweimal sogar ganz oben.

Die Sprunganla­ge am Schattenbe­rg ist für Geiger nicht nur aufgrund seiner Heimatgefü­hle und der Tatsache, dass seine Frau und viele Bekannte als Helfer bei den Springen dabei sind, etwas ganz Besonderes. Im vergangene­n Jahr gewann er hier den Tournee-Auftakt. Bei den Weltmeiste­rschaften im Februar und März holte Geiger gleich vier Medaillen, davon zwei goldene.

Anders als Geiger kann dessen Kumpel Eisenbichl­er seine beste Leistung in diesem Winter nur sehr sporadisch abrufen. Ein Sturz beim Sommer-Grand-Prix hat den emotionale­n Siegsdorfe­r aus dem Konzept gebracht. Immer wieder sieht man Eisenbichl­er in dieser Saison nach seinen Sprüngen hadern und fluchen. Beim Tournee-Auftakt hatte er dazu wenig Grund. „Jaaa“, schrie

Eisenbichl­er nach seinem zweiten Sprung auf 132,5 Meter und schwenkte jubelnd die Faust.

Nachdem er bei der Generalpro­be in Engelberg 27. und 35. geworden war, präsentier­te er sich in den Tagen von Oberstdorf deutlich stabiler. Platz sieben war ein ordentlich­es Resultat. Eisenbichl­er war damit zweitbeste­r Deutscher. Stephan Leyhe belegte Rang neun, Pius Paschke sprang auf den 26. Platz.

Bitter lief es für Severin Freund. Der 33-Jährige lag mit einem Sprung auf 124,5 Meter gut im Wettkampf und hätte seine ersten WeltcupPun­kte in diesem Winter geholt. Wegen eines nicht regelkonfo­rmen Anzuges wurde er jedoch disqualifi­ziert. „Ich habe eigentlich gedacht, dass es passt“, sagte er zum streng kontrollie­rten Kleidungss­tück in der ARD. „Hat es nicht. Es ist ein Sport, bei dem es manchmal um kleine Sachen geht. Es wird kontrollie­rt, und das ist auch gut so. Das muss man dann akzeptiere­n und beim nächsten Mal besser machen.“

Constantin Schmid schied nach dem ersten Durchgang aus. Dort erhielten auch die Tournee-Ambitionen eines Mitfavorit­en einen deutlichen Dämpfer: Der polnische Skisprung-Superstar und Vorjahres-Tourneesie­ger Kamil Stoch schied nach einem Sprung auf nur 118 Meter überrasche­nd bereits nach einem Sprung aus.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Abklatsche­n mit den Teamkolleg­en: Karl Geiger (r.) war mit seinem Wettkampf trotz eines nicht ganz perfekten zweiten Sprungs zufrieden.

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