Das zweite Corona-Jahr
Inzidenzen zwischen 5,5 und 327, ein Verweilverbot und mehr als eine Million Impfungen – ein Rückblick auf zwölf Monate in Düsseldorf, geprägt von der Corona-Pandemie.
DÜSSELDORF Düsseldorf hat ein weiteres turbulentes Corona-Jahr mit rund 47.500 Infizierten, mehr als 580 Corona-Toten und über einer Million Impfungen hinter sich. Und während die Inzidenz zwischenzeitlich beinahe auf null gefallen ist, ist sie nun so hoch wie nie zuvor. Ein Rückblick auf die Entwicklungen.
Januar Der Start ins Jahr 2021 ist vor allem eins: durchwachsen. Zwar ist die Sieben-Tage-Inzidenz gefallen, sie schwankt aber weiterhin zwischen 70 und 118. Bund und Länder verlängern den Lockdown. 75 Infizierte sterben im Januar in Düsseldorf – so viele wie in sonst keinem Monat seit Beginn der Pandemie. Die Impfkampagne nimmt derweil nur schleppend Fahrt auf, es fehlt an Impfstoff. Am 18. Januar starten schließlich die Kliniken mit den Impfungen des Personals, eine Woche später beginnt die Terminvergabe für Senioren über 80 Jahren.
Februar Am 7. Februar werden im Impfzentrum in der Arena die ersten 480 über 80-Jährigen geimpft. Die Alpha-Variante, damals als „britische Variante“bezeichnet, breitet sich aus. Nach vollen Wochenenden in der Altstadt erlässt Düsseldorf ein Verweilverbot am Rheinufer – Stehenbleiben oder Sitzen ist verboten. Die Bundeswehr hilft bei den verpflichtenden Schnelltests in Altenheimen. Die Zahlen verbessern sich: Es gibt weniger Neuinfektionen, die Inzidenz sinkt auf 35, immer weniger Covid-Patienten müssen in den Krankenhäusern behandelt werden.
März Die Impfung der Senioren zeigt ihre Wirkung: Immer weniger über 80-Jährige infizieren sich mit Corona. Schnelltests werden kostenlos. Die ersten Museen öffnen wieder mit Termin. Der Schulunterricht findet wieder komplett im Präsenzunterricht statt – und immer mehr junge Menschen stecken sich an. Die Inzidenz übersteigt zum Ende des Monats wieder die 100er-Marke. Die Impfungen geraten ins Stocken wegen des Astrazeneca-Stopps nach mehreren Thrombosefällen.
April Die Neuinfektionen ziehen erneut stark an, immer mehr Menschen werden in den Kliniken behandelt, die Inzidenz erreicht zum Ende des Monats ein weiteres Hoch (165,8). Hausärzte starten mit den Impfungen. Schüler müssen nach Ostern zurück in den Distanzunterricht, das Sommersemester an der Heinrich-Heine-Uni bleibt digital. Doch die Zahlen steigen und am 19. April tritt die Notbremse in Kraft – eine Ausgangssperre wird verhängt. Und eine schwere Entscheidung fällt: Die Rheinkirmes fällt auch 2021 aus.
Mai Anfang des Monats herrscht Höchststand in den Düsseldorfer Krankenhäusern, 62 Covid-Patienten werden auf Intensivstationen behandelt – so viele wie noch nie in der Pandemie. Im Laufe des Monats sinkt die Inzidenz rapide, von 150 auf 38. Damit kehren auch Lockerungen zurück, Restaurants erwecken ihre Terrassen wieder zum Leben. Der Impfstoffmangel nimmt ein Ende und die Impfungen ziehen stark an.
Juni Die Situation entspannt sich in der Landeshauptstadt zusehends und die Inzidenz sinkt auf ihren Tiefstand des Jahres – der Wert liegt Ende Juni bei nur 5,5. Vieles ist wieder möglich: Sport in Fitnessstudios, große Hochzeiten, Studierende dürfen getestet oder geimpft in die Vorlesung. In der Altstadt fallen Verweil- und Alkoholkonsumverbot sowie die Maskenpflicht weg. Derweil
wird das Viertel immer häufiger zum Treffpunkt für große Gruppen von Feiernden.
Juli Mit den niedrigen Inzidenzen kehrt ein wenig Ruhe ein. Düsseldorf startet Impfungen in Brennpunkten. In Kneipen und auf Straßen wird die Europameisterschaft gefeiert. Im Laufe des Monats steigt die Inzidenz wieder – die Neu-Infizierten werden noch jünger, viele waren verreist. Die Regeln werden wieder verschärft. Zum Ende des Monats hat Düsseldorf mit 21,6 die höchste Inzidenz in NRW.
August Nach den Sommerferien schießt die Inzidenz in die Höhe – auf 168 Ende August. Die Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen bleibt aber entspannter als zu Beginn des Jahres. Die Impfung ist nun auch bereits für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen, an den Schulen wird geimpft. Die ersten Diskotheken öffnen wieder. Mittlerweile dominiert die Delta-Variante die Infektionen, 80 Prozent der Infizierten haben keinen Impfschutz.
September Die Inzidenz geht wieder auf 70 zurück. Bei Kindern und Jugendlichen
im Alter von zehn bis 19 Jahren breitet sich das Virus jedoch weiter schnell aus – hier liegt die Inzidenz bei fast 500. Es kommt zu immer mehr Impfdurchbrüchen, vor allem in Gemeinschaftsunterkünften. Die Verläufe bleiben oft mild, auf den Intensivstationen liegen fast nur Ungeimpfte. In Seniorenheimen beginnen die Drittimpfungen. Das Gesundheitsamt ist ohne Leitung, der Chef wurde wegen angeblicher Beihilfe zum Betrug freigestellt. Am 31. September öffnet das Impfzentrum in der Arena zum letzten Mal – nach mehr als 380.000 Impfungen.
Oktober Es sollte nur eine kurze Verschnaufpause sein: Ab Oktober kommt es zu zahlreichen Neuinfektionen, die vierte Welle rollt an. Die Stadt führt schon vor dem Land die 2G-Regel für eigene Veranstaltungen ein. Das Impfgeschehen verlagert sich auf die neuen städtischen Impfstellen in der gerade frei gewordenen ehemaligen Zentralbücherei am Hauptbahnhof und der Heinrich-Heine-Allee. Für die meisten Studierenden in Düsseldorf geht es zum Wintersemester zurück auf den Campus, viele Vereine sagen die Martinszüge ab.
November So viele Neuinfektionen wie nie verzeichnet Düsseldorf – die Inzidenz steigt auf ein Hoch von 327. Auch müssen wieder mehr CovidPatienten in Kliniken behandelt werden. Das Land hebt dennoch die Maskenpflicht in Schulen auf. Die Düsseldorfer Impfstellen bieten Auffrischungen für alle, noch vor der Stiko-Empfehlung. Die Karnevalisten verschieben den Rosenmontagszug in den Mai. Der Bund verschärft Regeln für Ungeimpfte – auch Weihnachtsmärkte öffnen unter der 2G-Regel. Die Stadt knackt die Marke von 1.000.000 Impfungen. Der erste Omikron-Verdachtsfall in Düsseldorf taucht auf.
Dezember Die Inzidenz sinkt langsam wieder, bleibt aber stetig über 200. Die Omikron-Variante breitet sich weiter aus. Querdenker und Impfgegner demonstrieren wöchentlich in Düsseldorf, es sind mehr gefälschte Impfpässe im Umlauf. Auch die Impfung von Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren beginnt – der Ansturm auf die Termine ist groß. Und die Pandemie hat den Wunsch nach Nachwuchs offenbar verstärkt: Die Zahl der Geburten in 2021 steigt auf ein Rekordhoch.