Rheinische Post Hilden

Viele Sorgen und wenig Gäste

Homeoffice, 2G, wachsende Angst vor der Omikron-Variante und auch die Absage von Veranstalt­ungen setzen den Gastronome­n in Düsseldorf zu.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

DÜSSELDORF Die Clubs und Diskotheke­n sind schon geschlosse­n, zumindest das Tanzen ist dort verboten. Für die restliche Gastronomi­e gilt die 2G-Regel. Die jedoch und auch die Aussagen der Politik würden der Branche gerade schwer zu schaffen machen, so mehrere Düsseldorf­er Gastronome­n einhellig. Einerseits werden etliche Reservieru­ngen aktuell storniert. Sowohl im Café Florian in der Nordstraße als auch im Ohme Jupp in der Altstadt sind die Weihnachts­feiern zu 90 bis 95 Prozent abgesagt worden und auch private Reservieru­ngen würden zunehmend abgesagt. Anderersei­ts greift bei vielen Menschen die Aufforderu­ng der Politik, die Kontakte zu reduzieren. „Für einen Restaurant- oder Barbesuch haben dann viele zu viel Angst und bleiben lieber zu Hause“, meint Abed Mansoun vom Café Florian.

Hinzu komme das vermehrte Homeoffice, das insbesonde­re das Mittagsges­chäft einbrechen lasse. „Gerade bei uns in der Nordstraße leben viele davon, dass die Arbeitnehm­er und Arbeitnehm­erinnen hier zum Essen kommen“, erklärt Mansoun. Dadurch, dass viele nicht mehr ins Büro kämen, entfalle das. Nicht wenige seiner Kollegen hätten deshalb schon geschlosse­n – zumindest temporär. Auch im Florian habe er sich bereits dazu entschloss­en, die Öffnungsze­iten zu kürzen. „Wir starten morgens jetzt eine Stunde später, und die Küche schließt bereits um 22 Uhr statt wie gewohnt gegen Mitternach­t“, sagt er. Es lohne sich schlicht nicht mehr. Das Personal habe zu wenig zu tun, aber aktuell sei kaum etwas planbar. „Ich kann auch nicht alle nach Hause schicken“, meint Mansoun. Er spricht jetzt schon von einer Art Kurzarbeit und würde sich wünschen, dass es hier klarere Ansagen der Politik gäbe.

Auch für Zeljko Marijancev­ic, der das Ohme Jupp betreibt, sind die Zeiten nicht einfach: „Wir fühlen uns gerade ziemlich machtlos. Wir halten uns an alle Hygienevor­schriften und 2G, aber die Menschen haben einfach Angst und bleiben lieber zuhause.“Sollte er es trotz der vielen Stornierun­gen schaffen, kostendeck­end im Dezember zu wirtschaft­en, wäre er schon froh. „Wahrschein­lich ist das aber kaum. Dabei wären 20 bis 30 Prozent des normalen Umsatzes gerade einmal nötig.“Zu den Schwierigk­eiten jetzt komme noch die Absage des Karnevals hinzu. Zudem sei der Januar ohnehin immer ein sehr schwierige­r Monat für die Gastronomi­e. „Das Geld sitzt bei vielen nicht mehr so locker, viele gehen eher mit guten Vorsätzen ins Fitnessstu­dio, und auch wir müssen die ganzen Versicheru­ngen zahlen“, fasst Marijancev­ic zusammen. Da werde man den Gürtel nochmal enger schnallen müssen und massive Probleme bekommen. „Die Aushilfen werden dann vermutlich als erstes darunter leiden müssen“, auch wenn er Personal gerade nur mit sehr großen Bauchschme­rzen gehen lassen möchte. „Es ist aktuell schwer, Mitarbeite­r zu finden.“

Und auch wenn die Fixkosten mit Staatshilf­e unterstütz­t würden, bliebe immer noch das Problem, dass bei ihm als Unternehme­r nichts bleiben wird. „Ich habe eine Familie mit drei Kindern – aber ohne Umsatz auch überhaupt nichts verdient“, erklärt er.

In die Zukunft blickt er daher pessimisti­sch: „Ich mache mir persönlich sehr viele Sorgen. Wenn es so weitergeht, wird in spätestens zwei Jahren mindestens ein Fünftel der Gastronome­n insolvent sein.“Auch Junguntern­ehmer, die etwas Neues wagen möchten, würden sich aktuell kaum trauen, diesen Schritt zu gehen – und wohl auch in Zukunft nicht. „Das wird sich bald in den Städten bemerkbar machen –und zwar ziemlich negativ“, so der Gastronom.

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