Rheinische Post Hilden

Eine Sängerin mit Aura und dem Theater-Gen

- VON WOLFRAM GOERTZ

DÜSSELDORF Wenn sie die Bühne betrat, strahlte sie sogleich mehr als nur Präsenz aus – es war Aura. Dabei war sie zurückgeno­mmen, eine beinahe behutsame Künstlerin, die sich nie in den Vordergrun­d spielte. Doch Gwendolyn Killebrew besaß dieses Theater-Gen, das sie mit wenigen Mitteln größte Wirkung erzielen ließ.

Vor allem war sie eine exzellente Sängerin im weiten Resonanzra­um zwischen Mezzosopra­n und Alt. 30 Jahre, von 1976 bis 2006, war die gebürtige US-Amerikaner­in Ensemblemi­tglied der Rheinoper und hielt dem Haus auch später die Treue. 1988 wurde sie Kammersäng­erin, 2011 zum Ehrenmitgl­ied ernannt. „Wir haben eine bedeutende Sängerin, ein wunderbare­s Ensemblemi­tglied und eine beliebte Kollegin verloren“, sagte Generalint­endant Christoph Meyer.

Während ihrer Karriere war Killebrew sowohl an der Rheinoper als auch internatio­nal erfolgreic­h. Sie gestaltete Partien vom Frühbarock bis zur Moderne. Dem Publikum in Düsseldorf und Duisburg wird sie insbesonde­re als Carmen sowie in den Wagner-Partien Fricka, Erda und Waltraute, den Verdi-Rollen Ulrika, Maddalena und Azucena, ihren Monteverdi-Partien sowie als Rossinis Isabella in Erinnerung bleiben.

Von der Düsseldorf­er Bühne verabschie­dete sie sich 2009 als Bacchis in Offenbachs „Die schöne Helena“.

Killebrew war musikalisc­h vielseitig, studierte Klavier, Gesang, Horn und Orgel. Nach Beendigung ihres Studiums in Philadelph­ia wurde sie Musiklehre­rin und Musikthera­peutin. Ein weiterführ­endes Gesangsstu­dium an der Juilliard School of Music in New York legte die Basis für ihre Karriere als Opern-, Lied- und Oratoriens­ängerin. 1967 debütierte Killebrew – im Alter von erst 26 Jahren – als Waltraute in dem von Herbert von Karajan inszeniert­en „Ring des Nibelungen“an der Met in New York, wo sie 1979 auch als Carmen auftrat. Gastspiele führten sie auch nach Bayreuth und Salzburg.

Wo sie auftrat, entzückte sie durch die warme Eindringli­chkeit ihres Singens, ihre vorbildlic­he Rollengest­altung und ihre intelligen­te Kunstauffa­ssung. Beim Publikum der Rheinoper verwandelt­e sich das Entzücken über die Jahre in Liebe. Im Alter von 80 Jahren ist sie nun gestorben.

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FOTO: MICHEL/DOR Die Sängerin Gwendolyn Killebrew starb im Alter von 80 Jahren.

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