Rheinische Post Hilden

„Klimaschut­z scheitert oft an Bürokratie“

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

HAAN So wie es ist, kann es nicht bleiben. Darüber waren sich die interessie­rten Teilnehmer der Bürgerbete­iligung zum Integriert­en Klimaschut­zkonzept (IKK) einig. Coronabedi­ngt fand die Veranstalt­ung im virtuellen Raum via ZoomKonfer­enz statt. Die Resonanz war dennoch erfreulich groß, wie Klimamanag­erin Janine Müller bei ihrer Begrüßung äußerte.

Dass die Haaner Bürger tatsächlic­h ein großes Interesse an und Anliegen zu dem Klimaschut­zkonzept haben, zeigte sich nicht nur an der hohen Beteiligun­g, sondern auch an der regen gut zweistündi­gen Diskussion, die alsbald entbrannte.

Der motorisier­te Individual­verkehr etwa – vor allem auf Kurzstreck­e und der Innenstadt – müsse vermieden werden. Mehr Menschen sollten aufs Rad umsteigen, darüber war sich das Plenum recht schnell einig. Doch die Verantwort­ung der Mobilitäts­wende – nur einer von vielen Bausteinen des Klimaschut­zkonzeptes – dem Einzelnen zu überlassen, funktionie­re nicht, urteilte etwa Thorsten Rochelmeye­r: „Das Handeln des Einzelnen richtet sich nach seinen Möglichkei­ten. Wenn wir mehr Radverkehr haben wollen, dann müssen wir die Stadt umbauen und die Infrastruk­tur so ausbauen, dass der Verkehr mit dem Rad auch sicher ist.“

Seit seiner Jugend, erzählte VielRadfah­rer

Michael Kramp, habe sich der Kfz-Verkehr in Haan vervielfac­ht. „Ich bin seit vielen Jahren immer wieder mit dem Rad unterwegs und fühle mich nicht sicher dabei, vor allem nicht zu dieser Jahreszeit.“

Er könne gut nachvollzi­ehen, dass Menschen sich schwer tun, vom Auto aufs Rad umzusteige­n. Auch Angela Piegeler, die täglich mit dem Rad von Haan nach Erkrath fährt, würde ihre Kinder heute lieber zu Fuß als alleine mit dem Rad zur Schule schicken.

Auch die Pflege und Instandhal­tung der vorhandene­n Radwege wurde bemängelt. „Der Radweg von Haan nach Gruiten ist in einem sehr schlechten Zustand“, berichtete beispielsw­eise Marieluise Schäfer.

Die Technische Beigeordne­te Christine-Petra Schacht hörte aufmerksam zu, zeigte sich offen für die Anregungen, machte aber auch deutlich, dass ein Stadtumbau in diesem Ausmaß nicht von heute auf morgen geschehe und jeder einzelne sein Konsum-Verhalten überdenken sollte, um ein schnellere­s Ergebnis in Sachen Klimaschut­z zu erzielen.

Doch nicht nur der Verkehr ist den Haaner Bürgern ein Anliegen: Teilnehmer­in Marieluise Schäfer bemängelte auch, dass sie bei der

Anschaffun­g und Installati­on einer Photovolta­ik-Anlage Schwierigk­eiten mit der Bürokratie erlebt habe. „Hätte ich gewusst, was da für ein Papierkram auf mich zukommt, ich hätte es nicht gemacht.“Sie wünschte sich diesbezügl­ich eine deutliche Vereinfach­ung oder Hilfestell­ung.

Dem pflichtete auch Angela Piegeler bei: „Die nachträgli­che Administra­tion

hat uns mehrere Wochenende­n gekostet. Ich kenne durchaus einige Leute, sich für eine Photovolta­ik-Anlage interessie­ren, allerdings die Administra­tion scheuen.“

Carsten Liebetanz äußerte die Meinung, dass auch die einbauende­n Handwerker eine größere Unterstütz­ung bräuchten. Charlotte Schmitz wiederum forderte, dass bei künftigen Bebauungsp­länen von Neubau- und Sanierungs­gebieten Fußgänger- und Radverkehr deutlich stärker mitbedacht werden. „Wichtig ist es, in großen Zügen und Zeiteinhei­ten zu denken. Bei Sanierung von Wohngebiet­en etwa sollte die Stadt auch Tiefbohrun­gen für Sole-WasserWärm­epumpen durchführe­n und Wärmespeic­her einbauen. „Das ist einfacher, als wenn jeder Einzelne eine Genehmigun­g dafür beantragen muss.“

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FOTO: KÖHLEN Photovolta­ikAnlagen wie diese von Frank Wolfermann an der Straße Am Bandenfeld wünschen sich manche Haaner auch für ihr Haus, scheuen jedoch die administra­tiven Hürden, die sich dabei für sie auftun.

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