Konzert mit Zimmers „Interstellar“-Klängen
Filmmusik Die Konzertreihe „Ignition“der Düsseldorfer Symphoniker bietet am Mittwoch, 19. Januar, 20 Uhr, unter der Leitung des Dirigenten Gordon Hamilton Stücke, „die richtig viel erzählen“, wie es auf der Website der Tonhalle heißt. Auf dem Programm stehen Hans Zimmers Soundtrack zu Christopher Nolans Science-Fiction-Blockbuster „Interstellar” aus dem Jahre 2014 und ein neues Werk des Neuseeländers John Psathas, der mit ausrangierten Gegenständen und Metallschrott neue, elektrisierende Musikwelten baut. Es heißt „Orbital“und wird dargeboten vom Schlagzeug-Ensemble Repercussion. Beide Werke – „Interstellar” und „Orbital” – wurden durch den Klimawandel und seine Folgen inspiriert; Zimmers Komposition wird längst weltweit gespielt. Informationen unter www.tonhalle.de. w.g.
Pop Das ist das Album, das die Gefühlslage der vergangenen zwei Jahre zum Ausdruck bringt. Es heißt „Fatigue“, Erschöpfung also, und aufgenommen hat es Taja Cheek aus Brooklyn unter dem Künstlernamen L’Rain.
„Fatigue“ist ihr zweites Album, und schon das Debüt war 2017 eine Reaktion auf eine emotionale Ausnahmesituation. Damals verarbeitete sie den Tod ihrer Mutter und verwendete dafür Field Recordings aus dem Familienalltag, sie ließ Melodien aufblühen und rasch verwelken, sie arbeitete mit Skizzen, deren offene Form Stilprinzip war.
Die neue Produktion ist ähnlich angelegt. Sie mutet wie eine Suite an, wie ein Klangessay, der etwas von einem Hörspiel hat. Das ist R n B, der auf Grundlage von Voice Memos entstanden ist. L’Rain sprach, sang oder summte Ideen in ihr Handy, sie nahm das Klappern von Geschirr auf, und manchmal werden diese Entwürfe roh in die Songs gemischt, dann hört man die Künstlerin nahe am Mikrofon atmen und „Oops“sagen. L’Rain stellt der Song-Sammlung ein plärrendes Intro voran, darin hört man den Satz „What have you done to change?“. Danach gibt es einen ersten Höhepunkt: Das Stück „Find It“wirkt wie Balsam. Der schmeichelnde Gesang von L’Rain, der nahezu klassische Songaufbau. Und so geht es weiter: Zwischen Geflüster aus dem Unterbewusstsein, Knistern und Schaben erstehen Momente großer Schönheit. Etwa wenn L’Rain eine Voicemail ihrer Mutter zuspielt, einen Song einfügt,
L’Rain vertont unsere Gegenwart
den sie auf der Beerdigung eines Freundes gesungen hat oder am Schluss: „Take Two“ist eine ambiente Space-Gospel-Hymne, in der sich die Sängerin zu Piano und Synthieflächen über alle irdischen Verheerungen erhebt.
„Make a way out of no way“, so lautet das Motto dieses hoffnungsvoll stimmenden Albums. Man mag etwas Zeit brauchen, sich auf diese Musik einzulassen. Wer sie sich gibt, erlebt ein Kunstwerk, das vertonte Gegenwart bietet. Philipp Holstein