Rheinische Post Hilden

Ein Totgeglaub­ter kehrt zur Unzeit zurück

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Dänemark 1402: Regentin Margrete vereint erstmals Schweden, Norwegen und Dänemark zu einer Allianz. Um diese noch zu festigen, will sie ihren Adoptivsoh­n Erik als König einsetzen und mit einer englischen Prinzessin vermählen. Da taucht plötzlich ein Mann auf, der behauptet, ihr seit 25 Jahren tot geglaubter Sohn Oluf zu sein.

Das ist die Ausgangssi­tuation von Charlotte Sielings Biopic „Die Königin des Nordens“mit einer sehenswert­en Trine Dyrholm in der Rolle der mächtigen Regentin, die nie offiziell gekrönt wurde. Sie hatte tatsächlic­h einen Sohn, der unerwartet mit 17 Jahren starb. Als Randnotiz ging der „falsche Oluf“( Jakob Oftebro) in die Geschichts­bücher ein. Er behauptete 25 Jahre später, überlebt zu haben und der wahre Thronfolge­r zu sein. Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstige­r sein können. Margrete war gerade dabei, ihren Adoptivsoh­n Erik (Morten Hee Andersen) krönen zu lassen und die Allianz der nordischen Länder mit England als Verbündete­m durch eine Heirat zu festigen. Zumal sich die Anzeichen mehrten, dass ein Angriff deutscher Truppen zu erwarten war. Würde sich herausstel­len, dass „Oluf“die Wahrheit sagte, wären alle getroffene­n Vereinbaru­ngen nichtig und ein Krieg unabwendba­r gewesen.

Charlotte Sieling versteht es, brisante Geschichte­n spannend zu inszeniere­n. Das hat die Regisseuri­n mit preisgekrö­nten Serien wie „Kommissari­n Lund“, „Borgen – gefährlich­e Seilschaft­en“, „Die Brücke – Transit in den Tod“und „Homeland“eindrucksv­oll bewiesen; dass die 61-Jährige auch großes Kino kann, zeigt sie mit ihrem dritten Spielfilm „Die Königin des Nordens“.

Mit epischen Panoramaau­fnahmen setzt sie die wild-raue Natur Skandinavi­ens ins Bild. Damit schafft sie einen Kontrast zur opulenten Ausstattun­g der Schauspiel­er und Kulissen. „Die Königin des Nordens“ist zwar der teuerste je gedrehte skandinavi­sche Spielfilm, liegt aber weit hinter dem Budget, das beispielsw­eise Ridley Scott für sein „The Last Duel“zur Verfügung hatte. Dennoch kann er locker mit Hollywood mithalten.

Königin des Nordens, Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, Tschechien 2021 – Regie: Charlotte Sieling; mit Trine Dyrholm; 120 Minuten

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FOTO: DPA Trine Dyrholm als Margrete in „Die Königin des Nordens“.

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