Studieren neben dem Beruf
Bücher wälzen statt die Freizeit genießen: Wenn sich Berufstätige für eine Weiterbildung neben dem Job entscheiden, wollen sie meist ihre Karrierechancen verbessern. Das Modell ist aber nicht ohne Tücken.
NÜRNBERG/GÜTERSLOH (dpa) Wer im Berufsleben vorankommen möchte, kann sich mit einem berufsbegleitenden Studium weiterqualifizieren. Die Karrierechancen verbessern sich durch einen höheren Abschluss oft deutlich. Dafür verlangt ein Studium neben dem Job den Studierenden einiges ab. Diese Punkte sollten Interessierte beachten:
Voraussetzungen prüfen Selbstverständlich müssen Interessenten die formalen Voraussetzungen für ein berufsbegleitendes Studium erfüllen. In der Regel ist dies das Abitur oder das Fachabitur. Bei manchen Hochschulen müssen Bewerberinnen und Bewerber zudem Aufnahmetests bestehen. Bei einem berufsbegleitenden Studiengang, der gerne auch mal in einer Fremdsprache erfolgt, ist oft der Nachweis eines bestandenen Sprachtests Pflicht.
Passende Angebote finden Wer die grundlegenden Voraussetzungen erfüllt, braucht etwas Glück, um ein Studienangebot zu finden, das fachlich und zeitlich zum JobAlltag passt. Einer Auswertung des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zufolge lassen sich zum Beispiel nur rund 16 Prozent der Studienangebote in Teilzeit nutzen.
Viele Teilzeitstudierende (rund 50 Prozent) sind der Statistik zufolge dabei an Fernhochschulen wie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management, der Fern-Uni Hagen oder der Hamburger Fern-Hochschule eingeschrieben.
Wer auf der Suche nach einer passenden Weiterbildungsmöglichkeit ist, kann etwa auf der Website Studienwahl.de nach berufsbegleitenden Teilzeitstudiengängen filtern. Die Suchmaschine spuckt in diesem Fall knapp 2000 Treffer aus. Genauere Angaben lassen sich erzielen, wenn man zusätzlich ein bestimmtes Studienfeld wählt. „Idealerweise sollte der ausgeübte Beruf in einem Zusammenhang mit dem Studium stehen“, rät Beate Scherupp-Hilsberg von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Studienform wählen Auch die Studienform spielt eine Rolle. Es gibt Präsenz- oder Fernstudiengänge. Bei Präsenz-Studiengängen besuchen die Studierenden die Vorlesungen abends nach der Arbeit und in Blockseminaren an den Wochenenden. „Man hat unmittelbaren Kontakt mit Lehrpersonen und Kommilitonen“, hebt Scherupp-Hilsberg als Vorteil von Präsenzunterricht hervor. So lassen sich etwa Lernschwierigkeiten besser und schneller bewältigen. Daneben kann das
Miteinander mit Gleichgesinnten die Motivation fördern.
Bei einem Fernstudium, das überwiegend im E-Learning stattfindet, haben Studierende dafür mehr Flexibilität und können Ort und Zeit für ihre Lerneinheiten selbst wählen. Der Nachteil: Es ist unpersönlicher, weil der direkte Kontakt fehlt. Daneben gibt es auch berufsbegleitende Studiengänge, die überwiegend ELearning-Elemente und einige Präsenzveranstaltungen an Wochenenden beinhalten. „Hier ist zumindest sporadisch ein Miteinander mit anderen gegeben“, so Scherupp-Hilsberg.
Absprache mit dem Arbeitgeber Beschäftigte sind nicht verpflichtet, ihren Arbeitgeber über ihr berufsbegleitendes Studium zu informieren. Scherupp-Hilsberg zufolge empfiehlt es sich dennoch, das Unternehmen in Kenntnis zu setzen. Mit dem Hinweis, dass sie ein berufsbegleitendes Studium absolvieren, signalisieren Beschäftigte, dass sie weiterkommen möchten. Arbeitgeber wiederum können das bei ihrer Personalplanung berücksichtigen und Studierende mittel- oder langfristig für eine höhere Position vorsehen.
Manche Arbeitgeber beteiligen sich sogar an den Kosten eines berufsbegleitenden Studiums. Im Gegenzug müssen sich Beschäftigte oft verpflichten, für längere Zeit nicht zu kündigen. Andernfalls müssen sie die Weiterbildungskosten selbst tragen.
Finanzierung klären Ein berufsbegleitendes Studium ist in der Regel nicht billig. Allein die Studiengebühren
können sich Angaben des CHE zufolge auf mehrere Tausend Euro belaufen. Das gilt etwa für bestimmte Zertifikatskurse, die von Hochschulen anerkannt werden oder für ein Zweitstudium an einer staatlichen Hochschule.
Bei privaten Institutionen müssen Studierende laut CHE eher mit 15.000 bis 20.000 Euro rechnen, noch teurer können MBA-Pogramme (Master of Business Administration) sein. Hinzu kommen Bücher, Prüfungsgebühren und unter Umständen ein geringeres Einkommen, wenn Studierende ihre Arbeitszeit zugunsten der Weiterbildung reduzieren. Wie sich das auffangen lässt? Wenn der Arbeitgeber sich finanziell nicht beteiligt, kommen dem CHE zufolge etwa das Weiterbildungsstipendium, das Aufstiegsstipendium oder das Deutschlandstipendium
infrage. Auch Studienkredite sind möglich.
Beratung und Unterstützung nutzen Ein berufsbegleitendes Studium ist ein Stressfaktor. Freizeit bleibt neben der Doppelbelastung kaum. Damit das Vorhaben zum Erfolg führt, kommt es auch auf umfassende und passende Beratungsund Unterstützungsangebote für berufsbegleitend Studierende an, sagt Sigrun Nickel vom CHE. Solche Angebote bieten die meisten Hochschulen etwa in Form eines Telefon- oder E-Mail-Services. Auch Scherupp-Hilsberg rät, Beratungsangebote unbedingt zu nutzen. Leidet die Motivation dennoch, hilft es, sich zunächst kleine Ziele zu setzen: Bis nächste Woche schaffe ich dieses und jenes. „Auf diese Weise rückt man dem Ziel zunehmend näher.“