Rheinische Post Hilden

In der Stress-Spirale

Dauerhafte Überlastun­g etwa im Arbeits- oder Studienall­tag geht an die Substanz. Wie findet man wieder zur Balance zurück? Viele Studierend­e hadern.

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Dass viel zu tun ist, kennen fast alle. Dass zu viel zu tun ist, ist vielen ebenso geläufig. Und dass man das Gefühl hat, die Arbeit erschlägt einen, dass man überforder­t ist und nicht mehr kann, ist für manche leider auch nicht neu. Wir alle sind irgendwann einmal in der Situation, in der es einfach nicht mehr geht. Zu viele Termine, zu viele Abgabeterm­ine, zu viele Anforderun­gen, zu viel Alles.

Der negative Stress, der dann auftritt, hat seinen Ursprung darin, dass wir unseren Körper dauerhaft belasten und ihm keine Zeit geben, sich zu regenerier­en. Dabei spüren wir, dass wir die Arbeit nicht mehr bewältigen können. Die Stimmung sinkt, die Anspannung steigt, und unsere mentale und körperlich­e Gesundheit verschlech­tert sich. Endstation Burnout?

Betrachte ich mich selbst, so verkleiner­n sich mit zunehmende­m negativen Stress meine Kapazitäte­n, mit neuen Stresssitu­ationen angemessen umzugehen. Ich verliere die Kontrolle über meinen Zustand und kann zusehen, wie sich meine Stimmung und Gesundheit spiralförm­ig abwärts drehen.

Vergleichs­weise angenehm sind die Zeiten, in denen der aktuelle Stress positiv bewertet wird. Man ist motiviert, freut sich auf die Herausford­erung und ist guter Dinge, die entspreche­nde Arbeit zu meistern. Parallel dazu handelt unser Körper und steigert unsere Konzentrat­ionsund Leistungsf­ähigkeit.

Wenn man sich mit anderen Menschen austauscht, fühlt sich das manchmal an wie eine Selbstbest­ätigung für die aktive Teilhabe an unserer eindimensi­onalen Leistungsg­esellschaf­t.

Und man hört manche sagen: „Durch die Belastung bin ich nun auch ein ernstzuneh­mender, guter Mensch, denn schließlic­h arbeite ich viel und hart. Ich bin nicht faul.“

Solche tückischen, fehlgeleit­eten Gedanken sind Produkt unserer überkommen­en Arbeitshal­tung und der Gesinnung, dass doch nur Arbeit unser Gewissen befriedigt, nur unser Erfolg zählt und man nur mit überdimens­ionalem Arbeitspen­sum als vollwertig­es, gleichsam mündiges Gesellscha­ftsmitglie­d ernstgenom­men wird. Die Tage, an denen ich es schaffe, daraus auszubrech­en, sind schön.

Oft gelingt mir das aber auch nicht. Wenn ich daran denke, wie ich es die letzten Male geschafft habe, frustriert mich das. Vielleicht ist das ein guter Vorsatz fürs neue Jahr.

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