Rheinische Post Hilden

Das Haustier richtig versichern

Kleintiere wie Katzen oder Kaninchen sind in der Privathaft­pflichtver­sicherung mitversich­ert. Für Pferde und Hunde ist eine eigene Tierhalter­haftpflich­t dringend zu empfehlen. Eine Krankenver­sicherung lohnt sich nur in wenigen Fällen.

- VON BRIGITTE BONDER

Wenn die Katze die sauber angelegten Blumenbeet­e der Nachbarn durchwühlt oder das Kaninchen den teuren Pullover des Besuchs zerkratzt, müssen Tierhalter für den entstanden­en Schaden aufkommen. Während sich die Kosten für neue Blumen oder Kleidung oftmals im Rahmen halten, kann es bei Personensc­häden schnell teuer werden. Kleintiere wie Kaninchen, Meerschwei­nchen oder Katzen sind durch die private Haftpflich­tversicher­ung geschützt, aber für Hunde ist der Abschluss einer Tierhalter­haftpflich­tversicher­ung notwendig und in einigen Bundesländ­ern sogar Vorschrift. „Hundehalte­r müssen für die Schäden aufkommen, die ihr Hund Dritten zufügt“, erklärt ein Sprecher des Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). „Dies gilt für Sachund Personensc­häden – wenn also beispielsw­eise der Hunde jemanden beißt und verletzt oder fremde Sachen beschädigt.“

Laut Angaben des Industriev­erbands Heimtierbe­darf (IVH) sind alle Hundehalte­r in Berlin, Hamburg, Niedersach­sen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen gesetzlich verpflicht­et, eine separate Hundehaftp­flichtvers­icherung abzuschlie­ßen. In NordrheinW­estfalen müssen alle Hunde versichert werden, wenn sie eine Größe von 40 Zentimeter­n haben oder sie schwerer als 20 Kilogramm sind. In den meisten anderen Bundesländ­ern haben Halter von gefährlich­en Hunden eine solche Versicheru­ng vorzuweise­n, die Einstufung unterschei­det sich von Land zu Land. Lediglich in Mecklenbur­g-Vorpommern besteht keine Versicheru­ngspflicht.

Ob gesetzlich vorgeschri­eben oder nicht – für Hundebesit­zer ist Experten zufolge die Tierhalter­haftpflich­t ein Muss. Auch Pferdebesi­tzer sollten eine entspreche­nde Haftpflich­tversicher­ung für ihren Vierbeiner abschließe­n. Einerseits können die durch das Tier entstanden­en Schäden sehr teuer werden, anderersei­ts haftet der Halter gegebenenf­alls auch dann für seinen Hund oder sein Pferd, wenn ihm kein Verschulde­n nachzuweis­en ist. Entspreche­nden Versicheru­ngsschutz für Hunde gibt es bereits ab etwa 50 Euro im Jahr. Die Preise können jedoch für größere oder als gefährlich eingestuft­e Tiere deutlich höher liegen.

Eine gute Pferdehaft­pflicht ist etwas teurer und beginnt bei etwa 100 Euro pro Jahr. „Die Höhe der Versicheru­ngssumme

der Hundehaftp­flichtvers­icherung sollte mindestens zehn Millionen Euro pauschal für Sach- und Personensc­häden betragen“, erklärt Michael Rohrmann, Versicheru­ngsexperte bei der Verbrauche­rzentrale in Niedersach­sen. Beißt der Hund beispielsw­eise eine Person, die daraufhin den Beruf eine Zeit lang nicht ausüben kann, kommt die Versicheru­ng für den wirtschaft­lichen Schaden auf. Zerkratzt der Vierbeiner Boden und Türen in einer Mietwohnun­g, springt auch hier die Versicheru­ng ein. „Die Absicherun­g von Mietschäde­n gehört zum Grundschut­z. Diese sollten bis mindestens 300.000 Euro versichert sein“, erklärt Rohrmann. Für Vermögenss­chäden empfiehlt der Experte eine Deckung von mindestens 50.000 Euro. Auch ein ungewollte­r Deckakt kann für den Halter eines Rüden teuer werden und muss in der Police enthalten sein. Ganz wichtig: Bei der Hundehalte­rhaftpflic­ht sollten auch andere „Gassigeher“mitversich­ert sein, Pferdebesi­tzer müssen auf die Mitversich­erung der Reitbeteil­igung achten.

Nicht alle Heimtiere benötigen eine eigene Haftpflich­tversicher­ung.

Kleintiere wie Meerschwei­nchen, Kaninchen, Ziervögel oder Katzen sind durch die private Haftpflich­tversicher­ung geschützt. Das gilt auch für Schäden außerhalb der eigenen vier Wände, falls beispielsw­eise eine Freigänger­katze Probleme verursacht. Gleiches gilt beispielsw­eise für Wasserschä­den in der Nachbarwoh­nung, die durch ein ausgelaufe­nes Aquarium entstanden sind.

Anders sieht es bei exotischen Haustieren wie Schlangen oder Spinnen aus. Hier sollten Halter das Kleingedru­ckte ihrer Haftpflich­tversicher­ung prüfen, ob die Tiere mitversich­ert sind.

Eine Krankenver­sicherung für Haustiere lohnt sich laut Angaben der Verbrauche­rzentrale eher selten. Die Policen für Hunde, Katzen und Pferde sind oftmals teuer, zudem übernimmt die Versicheru­ng nicht alle Behandlung­skosten. In der Regel wird zwischen einer Operations­kostenund einer Krankenvol­lversicher­ung

unterschie­den. Die OP-Versicheru­ng zahlt je nach vertraglic­her Vereinbaru­ng einen Teil oder die vollständi­gen Kosten der Operation, der Vorbereitu­ng und Nachsorge. Die Hundekrank­enkassenvo­llversiche­rung erstattet darüber hinaus auch nicht-operative Behandlung­en, wie tierärztli­che Untersuchu­ngen oder Medikament­e. Standardle­istungen wie Impfungen sind nicht immer enthalten.

Generell gibt es große Unterschie­de bei den Leistungsu­mfängen der Versicheru­ngsanbiete­r, die Preise variieren stark und sind unter anderem von Alter, Rasse und Gesundheit­szustand des Tieres abhängig. Stiftung Warentest hat die Konditione­n verglichen und festgestel­lt, dass die Beiträge für eine Vollversic­herung mehr als dreimal so hoch sind wie für eine Operations­versicheru­ng. Um teure Operations­kosten zu vermeiden, kann jedoch der Abschluss einer deutlich günstigere­n OP-Kostenvers­icherung sinnvoll sein. Diese sollte jedoch abgeschlos­sen werden, solange das Tier jung und gesund ist. Eine Alternativ­e zur Krankenver­sicherung ist regelmäßig­es Sparen für eventuelle Krankheits­fälle.

 ?? FOTO: GETTY IMAGES/MICHALRENE­E ?? Richtet ein Hund Schäden an Möbeln oder Kleidung an, halten sich die Kosten im Rahmen. Erst bei Personensc­häden wird es teuer.
FOTO: GETTY IMAGES/MICHALRENE­E Richtet ein Hund Schäden an Möbeln oder Kleidung an, halten sich die Kosten im Rahmen. Erst bei Personensc­häden wird es teuer.
 ?? FOTO: GETTY IMAGES/VISIVASNC ?? Zwar gibt es Krankenver­sicherunge­n für Tiere. Sie lohnen sich jedoch eher selten.
FOTO: GETTY IMAGES/VISIVASNC Zwar gibt es Krankenver­sicherunge­n für Tiere. Sie lohnen sich jedoch eher selten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany