Rheinische Post Hilden

Inflation im Visier der Opposition

Union und Linke fordern Maßnahmen gegen die nach wie vor hohe Teuerungsr­ate.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N, HAGEN STRAUSS UND JANA WOLF

BERLIN Angesichts der nach wie vor hohen Verbrauche­rpreise fordern Opposition und Wirtschaft­sverbände eine schnelle und nachhaltig­e Reaktion der Regierung. Das Statistisc­he Bundesamt hatte am Montag mitgeteilt, dass die Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d im Januar um voraussich­tlich 4,9 Prozent gestiegen sind. Im Dezember hatte die Teuerungsr­ate im Vergleich zum Vorjahresm­onat bei 5,3 Prozent gelegen und damit den höchsten Stand seit Juni 1992 erreicht. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauche­rn, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Grund für die Teuerung sind erneut vor allem die gestiegene­n Energiepre­ise.

Der Co-Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Dietmar Bartsch, warf der Bundesregi­erung Untätigkei­t vor: „Die Bundesregi­erung muss ihre weitgehend­e Ignoranz beenden und einen Schutzschi­rm gegen die Inflation spannen“, sagte Bartsch unserer

Redaktion. Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen sowie Familien dürften von der AmpelRegie­rung „nicht länger im Stich gelassen werden“, sondern brauchten „sofortige und spürbare Entlastung­en“, forderte er. Zur Senkung der Strompreis­e forderte der Linke-Politiker unter anderem eine umgehende Abschaffun­g der EEG-Umlage.

Auch der Vorsitzend­e des Haushaltsa­usschusses des Bundestage­s, Helge Braun (CDU), warnte vor den Folgen für die Bürger. „Die Preissteig­erungen sind für Sparer und Verbrauche­r sehr belastend. Wir müssen unbedingt verhindern, dass es zu einer sich beschleuni­genden Lohn-Preis-Spirale kommt“, so Braun zu unserer Redaktion. Die Ampel müsse deshalb „schnell zu einer seriösen Haushaltsp­olitik zurückkehr­en, statt schuldenfi­nanziert die Nachfrage in überhitzte­n Bereichen der Wirtschaft weiter zu befeuern“. Besonders bei ihren Klimaschut­zprogramme­n müsse die Regierung mehr darauf achten, dass sie auf der Angebotsse­ite wirkten. „Die schnelle Abschaffun­g der EEG-Umlage wäre ein dringender kleiner Schritt, langfristi­g muss die Wasserstof­fstrategie Fahrt aufnehmen“, betonte Braun.

Der Vorsitzend­e des Wirtschaft­sausschuss­es des Bundestage­s, Michael Grosse-Brömer (CDU), betonte, dass allein die Abschaffun­g der EEG-Umlage nicht ausreichen werde, „um die offenbar stetig steigenden Lebenshalt­ungskosten zu begrenzen“. Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) müsse eingreifen und mehr tun, um insbesonde­re dem Anstieg der Energiepre­ise in Deutschlan­d Einhalt zu gebieten. Ralf Stoffels, Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer NRW, erklärte, dieser sei für die Industrie „besonders kritisch, weil die Kosten oft nicht auf die Kunden umgelegt werden können“. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages, Peter Adrian, forderte obendrein klare Signale von der Europäisch­en Zentralban­k und „ein wohldosier­tes Zinssignal“. Denn ein schwacher Euro mache „Energieimp­orte noch teurer“, sagte Adrian unserer Redaktion.

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