Auch Lebensmittelketten fordern das Aus von 2G
In einem Brief an mehrere Minister solidarisieren sich Aldi, Edeka, Rewe und Lidl mit dem Non-Food-Handel.
DÜSSELDORF Der Druck auf die Politik wegen der 2G-Regeln im deutschen Einzelhandel wird größer. Nach dem Handelsverband HDE und mehreren seiner Landesverbände machen sich nun auch die großen deutschen Lebensmittelhändler dafür stark, dass neben Geimpften und Genesenen auch Getestete in jenen Geschäften einkaufen dürfen, die nicht (nur) Waren des täglichen Bedarfs anbieten. Die Chefs von Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Rewe und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) bitten in einem Schreiben an Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD),
Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) darum, „darauf hinzuwirken, dass die 2G-Zugangsbeschränkungen für den Non-FoodEinzelhandel aufgehoben werden“.
Auch Lindner hat offenbar Zweifel an der Sinnhaftigkeit: „Ich stelle mir persönlich die Frage, ob wir wirklich auf Dauer die sehr scharfen Zutrittsbeschränkungen im Handel brauchen. Da entsteht ja ein wirtschaftlicher Schaden. Und da muss eben immer gefragt werden, ob der Schaden in einem richtigen Verhältnis steht zum zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen“, sagte der FDP-Politiker dem TV-Sender „Welt“. Zuvor hatte bereits NRW-Wirtschaftsminister
Andreas Pinkwart (FDP) NRW-Wirtschaftsminister
Andreas Pinkwart (FDP) unserer Redaktion gesagt, man müsse die „Angemessenheit der 2G-Regeln streng prüfen“. Auch Industrieund Handelskammern solidarisieren sich: „Die 2G-Regelung im NRW-Einzelhandel sollte aus unserer Sicht so schnell als möglich abgeschafft werden. Wir plädieren daher für die Rückkehr von 3G, für das Tragen von Masken, gegebenenfalls auch von FFP2-Masken wie im öffentlichen Nahverkehr, sowie für die erprobten Abstandsregeln“, sagte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, auf Anfrage. Wenn in bereits vier Bundesländern die 2G-Regel gekippt worden sei, sei nicht mehr einsehbar, „warum der ebenso krisengebeutelte Einzelhandel in NRW diese noch schultern sollte“. Berghausen sprach sich für eine bundeseinheitliche Regelung aus, „um auch den Corona-Shopping-Tourismus
von Bundesland zu Bundesland zu unterbinden“.
Den herrschenden Flickenteppich kritisieren auch die Handelskonzerne: Die geltende Abgrenzung „systemrelevanter“Güter des täglichen Bedarfs sei willkürlich gegriffen, mithin schwerlich vermittelbar. Ihr Brief ist einerseits eine Solidaritätsaktion, weil die Großen der Branche als Anbieter von Gütern des täglichen Bedarfs gar nicht von der 2G-Regel betroffen sind. Andererseits fürchten sie offensichtlich zumindest an einzelnen Standorten auch Auswirkungen auf das eigene Geschäft: „Wir teilen mit dem stationären Non-Food-Handel dessen tiefe Existenzsorgen und sehen die Gefahr von Tausenden Schließungen insbesondere inhabergeführter Geschäfte und deren verheerende Wirkung auf unsere Innenstädte, die Standort-Agglomerationen und mithin den stationären Einzelhandel in Deutschland als Ganzes.“
Aldi, Edeka, Rewe und die Schwarz-Gruppe fordern unter anderem eine „geeignete Veränderung der Antragsberechtigungskriterien“bei den Staatshilfen.
„Man muss die Angemessenheit der 2G-Regeln auf ihre Verhältnismäßigkeit prüfen“