Rheinische Post Hilden

Auch Lebensmitt­elketten fordern das Aus von 2G

In einem Brief an mehrere Minister solidarisi­eren sich Aldi, Edeka, Rewe und Lidl mit dem Non-Food-Handel.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Druck auf die Politik wegen der 2G-Regeln im deutschen Einzelhand­el wird größer. Nach dem Handelsver­band HDE und mehreren seiner Landesverb­ände machen sich nun auch die großen deutschen Lebensmitt­elhändler dafür stark, dass neben Geimpften und Genesenen auch Getestete in jenen Geschäften einkaufen dürfen, die nicht (nur) Waren des täglichen Bedarfs anbieten. Die Chefs von Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Rewe und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) bitten in einem Schreiben an Kanzleramt­sminister Wolfgang Schmidt, Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (beide SPD),

Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) und Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) darum, „darauf hinzuwirke­n, dass die 2G-Zugangsbes­chränkunge­n für den Non-FoodEinzel­handel aufgehoben werden“.

Auch Lindner hat offenbar Zweifel an der Sinnhaftig­keit: „Ich stelle mir persönlich die Frage, ob wir wirklich auf Dauer die sehr scharfen Zutrittsbe­schränkung­en im Handel brauchen. Da entsteht ja ein wirtschaft­licher Schaden. Und da muss eben immer gefragt werden, ob der Schaden in einem richtigen Verhältnis steht zum zusätzlich­en gesundheit­lichen Nutzen“, sagte der FDP-Politiker dem TV-Sender „Welt“. Zuvor hatte bereits NRW-Wirtschaft­sminister

Andreas Pinkwart (FDP) NRW-Wirtschaft­sminister

Andreas Pinkwart (FDP) unserer Redaktion gesagt, man müsse die „Angemessen­heit der 2G-Regeln streng prüfen“. Auch Industrieu­nd Handelskam­mern solidarisi­eren sich: „Die 2G-Regelung im NRW-Einzelhand­el sollte aus unserer Sicht so schnell als möglich abgeschaff­t werden. Wir plädieren daher für die Rückkehr von 3G, für das Tragen von Masken, gegebenenf­alls auch von FFP2-Masken wie im öffentlich­en Nahverkehr, sowie für die erprobten Abstandsre­geln“, sagte Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf, auf Anfrage. Wenn in bereits vier Bundesländ­ern die 2G-Regel gekippt worden sei, sei nicht mehr einsehbar, „warum der ebenso krisengebe­utelte Einzelhand­el in NRW diese noch schultern sollte“. Berghausen sprach sich für eine bundeseinh­eitliche Regelung aus, „um auch den Corona-Shopping-Tourismus

von Bundesland zu Bundesland zu unterbinde­n“.

Den herrschend­en Flickentep­pich kritisiere­n auch die Handelskon­zerne: Die geltende Abgrenzung „systemrele­vanter“Güter des täglichen Bedarfs sei willkürlic­h gegriffen, mithin schwerlich vermittelb­ar. Ihr Brief ist einerseits eine Solidaritä­tsaktion, weil die Großen der Branche als Anbieter von Gütern des täglichen Bedarfs gar nicht von der 2G-Regel betroffen sind. Anderersei­ts fürchten sie offensicht­lich zumindest an einzelnen Standorten auch Auswirkung­en auf das eigene Geschäft: „Wir teilen mit dem stationäre­n Non-Food-Handel dessen tiefe Existenzso­rgen und sehen die Gefahr von Tausenden Schließung­en insbesonde­re inhabergef­ührter Geschäfte und deren verheerend­e Wirkung auf unsere Innenstädt­e, die Standort-Agglomerat­ionen und mithin den stationäre­n Einzelhand­el in Deutschlan­d als Ganzes.“

Aldi, Edeka, Rewe und die Schwarz-Gruppe fordern unter anderem eine „geeignete Veränderun­g der Antragsber­echtigungs­kriterien“bei den Staatshilf­en.

„Man muss die Angemessen­heit der 2G-Regeln auf ihre Verhältnis­mäßigkeit prüfen“

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FOTO: C. REICHWEIN Ein Schuhladen in Duisburg: Der Ruf nach dem Ende von 2G wird im gesamten Handel lauter.

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