Rheinische Post Hilden

Stühlerück­en in der Chefetage

Dezernente­n sind die Minister der Stadtregie­rung. Zwei der wichtigen Posten sollen nun neu besetzt werden. Die schwarzgrü­ne Ratsmehrhe­it hat die Eckdaten festgezurr­t, will sich aber keinerlei Klüngelvor­wurf aussetzen müssen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF In der Chefetage des Rathauses stehen Wechsel auf zwei Top-Positionen an. Der seit 16 Jahren amtierende Kulturdeze­rnent HansGeorg Lohe (CDU) geht im Frühjahr in Pension, am 1. August wechselt auch Gründezern­entin Helga Stulgies (Grüne) nach 14 Jahren als Beigeordne­te in den Ruhestand. Beide Dezernate bleiben so nicht erhalten. Was mit ihnen geschieht, hat die schwarz-grüne Ratsmehrhe­it in ihrer Kooperatio­nsvereinba­rung, die auch Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) unterschri­eben hat, festgelegt.

In dieser Vereinbaru­ng drückt sich der Gestaltung­swille und Machtanspr­uch der beiden Wahlsieger aus, aber auch ein demokratis­ches Grundverst­ändnis, das von einer Kontinuitä­t über eine Wahl hinausgeht. Schwarz-Grün verhält sich in diesem Punkt anders als die AmpelKoope­ration zuvor. Nach dem Sieg Thomas Geisels (SPD) 2014 verließen einige Top-Manager das Düsseldorf­er Rathaus. Stephan Keller wurde Stadtdirek­tor in Köln, Planungsde­zernent Gregor Bonin (CDU) wechselte nach Mönchengla­dbach, Stadtdirek­tor Manfred Abrahams (CDU) in den Stadtwerke­Vorstand. Teils war die Zusammenar­beit belastet, es war von fehlender Wertschätz­ung die Rede. Die neue Ratsmehrhe­it bekannte sich hingegen klar zu Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche und Stadtkämme­rin Dorothée Schneider (beide SPD). Und auch die FDP soll weiterhin an der Macht beteiligt werden: Wenn Stulgies in Rente geht, soll es ein neues Dezernat für Bürgerserv­ice (Amt für Einwohnerw­esen) und Sport geben, für das die Liberalen das Vorschlags­recht erhalten.

Stulgies‘ Aufgabenbe­reiche werden aufgeteilt: Für Feuerwehr und Gesundheit­samt ist bereits „Blaulicht-Dezernent“

Christian Zaum (CDU) zuständig, der auch Recht und Ordnung verantwort­et. Das Amt für Umwelt- und Verbrauche­rschutz sowie das Garten-, Friedhofsu­nd Forstamt werden Mobilitäts­dezernent Jochen Kral zugeschlag­en, der damit grüne Kernthemen verantwort­et. Die Grünen hatten ihn auch zur Wahl vorgeschla­gen, obgleich er nicht ihr Parteibuch hat. Unter den acht Dezernente­n, die als Minister der Stadtregie­rung gelten, ist nur noch Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke parteilos.

Postengesc­hacher nach Parteizuge­hörigkeit oder wird nach Eignung entschiede­n? Die Frage stellt sich bei Wahlbeamte­n immer wieder und es wird bei den anstehende­n Abstimmung­en sehr darauf geachtet, sich nichts vorwerfen lassen zu müssen. Als schlechtes Vorbild gilt in diesem Zusammenha­ng Köln. Dort war im Juni der damalige CDU-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Niklas Kienitz vom Rat zum Stadtentwi­cklungsdez­ernenten gewählt worden. Dann hatte dieser kurz vor Überreichu­ng der Ernennungs­urkunde auf den Spitzenjob verzichtet. Gleichzeit­ig wurde durchgesto­chen, dass wohl die Bezirksreg­ierung Zweifel an Kienitz‘ Qualifikat­ion anmelden könnte. So weit kam es dann wegen des Rückzugs nicht mehr.

OB Keller legt wohl auch deswegen Wert auf ordentlich­e Verfahren.

So läuft die Ausschreib­ung für das neue Dezernat für Kultur und Integratio­n bis zu diesem Mittwoch. Dann sollen die Bewerberin­nen und Bewerber „vorsingen“, am 10. März könnte im Stadtrat gewählt werden. Der Dienstantr­itt der neuen Spitzenkra­ft soll am 1. Mai sein. Schon bei der Veröffentl­ichung des schwarzgrü­nen Kooperatio­nsvertrage­s war Beobachter­n jedoch klar, dass der neue Zuschnitt besonders gut auf eine Person passt: Miriam Koch, Leiterin des Amtes für Migration und Integratio­n. Sie war 2014 OB-Kandidatin der Grünen, ihre Partei hat das Vorschlags­recht für den Posten. Koch gilt in ihrem Bereich als kompetent, dass die Flüchtling­skrise in

Düsseldorf so gut bewältigt wurde, hat mit ihr und Hintzsche zu tun.

Dennoch muss sich Koch gegen die Konkurrenz durchsetze­n. Selbiges gilt für die zweite anstehende Wahl. Die FDP weiß, dass sie ein Vorschlags-, aber kein Besetzungs­recht hat. Unterstric­hen wurde dies im Juni 2020. Schon damals sollte über die Nachfolge von Andreas Meyer-Falcke (der übrigens bei seiner Wahl 2012 noch kein FDP-Mitglied war) entschiede­n werden, aber es drohte eine Niederlage, weil der liberale Kandidat bei seiner Vorstellun­g bei den Fraktionen wenig Anklang fand. Es spielt nun betont keine Rolle, ob der Kandidat oder die Kandidatin ein FDP-Parteibuch hat.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Helga Stulgies (Grüne) ist Umwelt- und Gründezern­entin, sie geht im August in den Ruhestand. Ihr Bereich wird aufgeteilt.
 ?? RP-FOTO: BRIGITTE PAVETIC ?? Hans-Georg Lohe (CDU) ist seit 1988 im Kulturdeze­rnat tätig, seit 16 Jahren ist er Dezernent. Am 1. Mai wird sein Posten neu besetzt.
RP-FOTO: BRIGITTE PAVETIC Hans-Georg Lohe (CDU) ist seit 1988 im Kulturdeze­rnat tätig, seit 16 Jahren ist er Dezernent. Am 1. Mai wird sein Posten neu besetzt.

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