Rheinische Post Hilden

Fortuna korrigiert die Kaderplanu­ng

Schon seit dem Sommer war Düsseldorf auf der Suche nach einem weiteren Innenverte­idiger, einem Linksfuß. Doch lange wurde nichts daraus. Nun soll der Niederländ­er Jordy de Wijs die Möglichkei­ten in der Defensive erweitern.

- VON GIANNI COSTA

Es gibt hinterher natürlich immer verschiede­ne Versionen der Geschichte. Doch am Ende steht die nüchterne Feststellu­ng: Fortuna hatte es nicht geschafft, überhaupt einen Innenverte­idiger im vergangene­n Sommer zu verpflicht­en. Und damit fehlte im Team auch ein Linksfuß auf der zentralen Abwehrposi­tion. Ein durchaus dramatisch­es Versäumnis, wodurch sich die Architektu­r des Spiels grundlegen­d veränderte. Diesen Missstand hat Sportvorst­and Klaus Allofs nun beseitigt.

Schon in der vergangene­n Saison hatte Uwe Rösler als damals noch verantwort­licher Trainer immer wieder improvisie­rt. Ihm war es wichtig, von hinten raus mit einem Linksfuß in der Innenverte­idigung spielen zu können. Grundsätzl­ich ist es von der Variabilit­ät her wichtig, beide Typen in der Reihe zu haben. Um von den Bewegungen her nicht so ausrechenb­ar zu sein. Um das Spiel viel schneller nach vorne aufbauen zu können.

Mit einem Linksfuß (damit ist ein Spieler gemeint, dessen starker Fuß eben der linke ist – zwei Füße sollte er natürlich schon haben) kann man viel schneller den linken Außenverte­idiger bedienen oder in einer Dreierkett­e den Außenspiel­er. Sonst bedarf es manchmal einer etwas anderen Position zum Ball, was wiederum Zeit kostet und das Risiko beinhaltet, der Gegner kann schneller als gewünscht anlaufen, also den eigenen Ablauf stören. Ziel ist es aber, möglichst lange die Ballkontro­lle zu halten. Rösler hat deshalb oft mit Luka Krajnc und nicht Christoph Klarer gespielt, um dieses Plus auf seiner Seite zu haben.

In Düsseldorf hatte man sich dafür entschiede­n, auf das vorhandene Personal zu vertrauen – und in Andre Hoffmann nach Rückkehr von Verletzung­en und Corona quasi einen Zugang in der Hinterhand zu haben. Tatsächlic­h kann individuel­le Klasse natürlich bis zu einem gewissen Punkt ausgleiche­n, was einem eigentlich fehlt, aber man merkt es am Ende dem Spiel einfach an. Man kommt taktisch schnell an Grenzen.

Nun hat Preußer einen wichtigen Spieler zur Verfügung gestellt bekommen. Innenverte­idiger Jordy de Wijs vom englischen Zweitligis­ten Queens Park Rangers wird ohne Kaufoption bis zum 30. Juni 2022 ausgeliehe­n. Der Niederländ­er, der die Rückennumm­er 30 tragen wird, wurde in der Jugend der PSV Eindhoven ausgebilde­t und schaffte dort 2015 den Sprung zu den Profis. Für den niederländ­ischen Topklub spielte der Innenverte­idiger zwei Mal in der Champions League und zwei Mal in der Eredivisie.

Jordy de Wijs hat Schultern so breit wie ein Kleidersch­rank – und bringt eben ein Merkmal ein, dass es so bisher im Kader nicht gab. „Jordy ist der gesuchte Linksfuß für die Innenverte­idigung. Er ist sehr robust und zweikampfs­tark“, sagt Trainer

Preußer. „Mit ihm vergrößern sich unsere Möglichkei­ten in der Defensive. Wir sind sehr froh, ihn zu bekommen.“Preußer wird damit wohl vor allem die Dreierkett­e als präferiert­e Abwehrform­ation spielen lassen – er hat nun jedenfalls optimale Voraussetz­ungen dafür.

Auf den Außenposit­ionen ist es logisch, jeweils die Position mit einem „starken“Fuß zu besetzen, wenn Ziel der Übung ist, möglichst viele Flanken in den Strafraum zu spielen. Bei Fortuna ist das oft erfolgt, allerdings bislang ohne nennenswer­ten Ertrag. Vielleicht ändert sich das ja durch die Verpflicht­ung von Daniel Ginczek.

Fortuna fehlte im Kader aktuell augenschei­nlich die Flexibilit­ät, verschiede­ne taktische Vorgaben auch entspreche­nd des Personals umsetzen zu können. Bei den finanziell­en Möglichkei­ten des Vereins sollte man sich schnell von dem Gedanken verabschie­den, absolute Spezialist­en verpflicht­en zu können.

Es sollten aber schon ambitionie­rte Allrounder sein, die wenigstens halbwegs Eignung für eine Position auf dem Niveau mitbringen. Beim Leihgeschä­ft von Dragos Nedelcu hat sich schließlic­h gezeigt, dass man nicht an der falschen Stelle sparen sollte – denn so kommt keiner wirklich weiter. Nun ist ein Anfang gemacht, man muss sehen, wie es sich in der Praxis entwickelt.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Bescherung für den Trainer: Vorstand Klaus Allofs (links) hat Cheftraine­r Christian Preußer Verstärkun­gen organisier­t.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Bescherung für den Trainer: Vorstand Klaus Allofs (links) hat Cheftraine­r Christian Preußer Verstärkun­gen organisier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany