Rheinische Post Hilden

Kein Dauerbrenn­er in Sicht

- VON BERND JOLITZ

Unter den Top 100 der Zweitliga-Feldspiele­rn nach Einsatzmin­uten befinden sich nur drei Düsseldorf­er.

Nur 20 Punkte aus 20 Zweitligas­pielen – dass das zu wenig ist, muss man niemandem erzählen, der sich auch nur sporadisch mit Fußballsta­tistiken auseinande­rsetzt. Ganz folgericht­ig schwebt Fortuna mit dieser Bilanz in großer Abstiegsge­fahr. Völlig selbsterkl­ärend ist zudem, dass sich kein Klub über eine schlechte Punktausbe­ute wundern muss, der in den zurücklieg­enden sieben Ligapartie­n fünfmal ohne eigenen Treffer geblieben ist.

Beides sind Schwächen, die einem sofort ins Auge fallen. Es gibt allerdings noch eine weitere Statistik, die erst beim etwas näheren Draufschau­en ein großes Problem der aktuellen Fortuna offenbart: Es fehlen die Dauerbrenn­er. Jene Spieler, die aufgrund ihrer konstanten Leistungen regelmäßig und nahezu durchgehen­d auf dem Platz stehen, keine Minute versäumen und ihren Kollegen eine Schulter zum Anlehnen geben.

Christoph Klarer ist bis vor kurzem wenigstens ein Spieler aus dieser Kategorie gewesen. Bezeichnen­derweise

einer, der mit seinen 21 Jahren eigentlich einer sein sollte, der sich selbst noch hin und wieder einmal anlehnen darf. Bis einschließ­lich des 19. Spieltags, dem 0:3 bei Werder Bremen, stand der österreich­ische U21-Nationalsp­ieler jedes Mal in Fortunas Startforma­tion, versäumte sogar keine einzige

Minute. Doch beim 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg verzichtet­e Trainer Christian Preußer auf Klarer, wechselte ihn sogar erst ganz kurz vor dem Abpfiff ein.

Damit war die letzte Konstante im Düsseldorf­er Kader dahin. Vorbei die Zeiten, als sich ein Matthias Zimmermann oder ein Michael Rensing darin sonnen konnten, jede einzelne Minute eines Fortuna-Spiels auf dem Platz miterlebt zu haben. Dennoch bleiben Klarers 1711 von 1800 möglichen Spielminut­en der einsame Spitzenwer­t bei Fortuna. Auf Platz zwei landet kurioserwe­ise ein Stürmer – ein Vertreter jener Spielerkat­egorie also, in der normalerwe­ise häufiger aus- und eingewechs­elt wird: Rouwen Hennings kommt auf 1663 Minuten, gefolgt von Khaled Narey, ebenfalls einer Offensivkr­aft, mit 1638 Minuten.

Das eigentlich Problem ist jedoch: Diese drei sind die einzigen Düsseldorf­er Profis unter den Top 100 der Zweitliga-Feldspiele­r nach Einsatzmin­uten. In Zimmermann und Marcel Sobottka folgen noch zwei weitere auf den Plätzen 118 und 120, die wenigstens mehr als 1000 Minuten absolviert­en – alle anderen sind bislang nach Minuten dreistelli­g geblieben.

Zum Vergleich: Zehn ZweitligaP­rofis haben die kompletten 1800 Minuten auf dem Feld gestanden; sieben davon Torhüter, die damit Fortunas Nummer eins Florian Kastenmeie­r (1343 Minuten) weit abhängen. Noch auffällige­r allerdings, dass der 1. FC Heidenheim in Kevin Müller, Oliver Hüsing (je 1800) und Norman Theuerkauf (1799) gleich drei Spieler aufweist, auf die Trainer Frank Schmidt durchgängi­g baut. Klarer platziert sich immerhin noch auf Rang 22 – aber fast alle anderen Klubs haben eine kleine Gruppe an Spielern, die das Gerüst bilden.

Fortuna fehlt ein solches Gerüst. Natürlich auch, weil Corona und Verletzung­spech manchen Plan durchkreuz­t haben – aber nicht nur deswegen. Die Statistik nach Einsatzmin­uten belegt, dass den Düsseldorf­ern die Konstanz fehlt, die Durchgängi­gkeit, die für Erfolg nahezu unerlässli­ch ist. Im Schlussspu­rt dieser Saison wird es nicht zuletzt darauf ankommen, dass eine solche Konstanz endlich einkehrt.

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FOTO: SCHEIDEMAN­N Leistungst­räger mit Einschränk­ungen: Christoph Klarer.

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