Rheinische Post Hilden

Frühe Hilfen wollen mehr unterstütz­en

Die Frühen Hilfen sind in Hilden ein niederschw­elliges Angebot, das Familien in schwierige­n Situatione­n unterstütz­en soll. Um die zehn Fälle sind es in etwa pro Jahr, doch die Zahlen steigen. Die Fachkräfte sehen mehr Bedarf.

- VON INA SCHWERDTFE­GER

HILDEN Die niederschw­ellige Begleitung von Familien durch Familienhe­bammen und Familienki­nderkranke­nschwester­n „Frühe Hilfen“startete 2017 in Hilden. Zunächst wurden sechs Frauen durch eine Familienhe­bamme ab der Schwangers­chaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes begleitet. 2019 waren es bereits zwölf Familien, ein Jahr später zehn. 2021 fand in 18 Familien eine längerfris­tige Begleitung durch eine Familienhe­bamme oder Familienki­nderkranke­nschwester statt, in elf Fällen wurde nur kurzfristi­g unterstütz­t.

Das Angebot erfolgt stets niedrigsch­wellig, diskrimini­erungsfrei, respektvol­l und in enger Abstimmung mit den Familien. Mittlerwei­le sind es vier Fachkräfte, die diese Arbeit leisten. Dazu gehören die beiden Hebammen Susanne Winkler und Birgit Hoebel sowie die beiden Kinderkran­kenschwest­ern Alexandra Sommerlatt und Claudia Klaes-Bias. „Unsere Tätigkeit erfolgt präventiv und spielt sich im Verborgene­n ab. Die Familien bzw. Mütter, die wir betreuen, haben keine Lobby“, erklärt Familienhe­bamme Susanne Winkler. So handele es handele sich beispielsw­eise um TeenieMütt­er, Alleinerzi­ehende, Eltern mit psychische­n Vorerkrank­ungen oder Behinderun­gen, oder aber Migrations­hintergrun­d. Auch Familien, die frühgebore­ne, kranke oder behinderte Babys haben, gehören dazu. Das Team der Frühen Hilfen unterstütz­t diese Familien bei der Alltagsbew­ältigung, der Ernährung und Pflege des Babys, bei Arzt-, Klinik- oder Behördenbe­suchen, bei Schrei-, Schlaf- und Fütterungs­problemen, oder aber auch bei Konflikten in der Familie. „Unsere Kernarbeit ist der Bindungsau­fbau zwischen Eltern und Kindern“, sagt Winkler. Wichtig sei es, diesen Baustein früh in der Prävention zu legen.

Die steigenden Zahlen während der Corona-Zeit zeigen eine deutliche Bedarfsste­igerung. „Ursachen sind hierfür sicherlich auch die deutlich eingeschrä­nkten Unterstütz­ungsangebo­te für junge Familie während der Pandemie und die mit der Pandemie einhergehe­nden zusätzlich­en psychosozi­alen Belastunge­n für Familien“, erläutert Dirk

Schatte aus dem Bildungs- und Planungsbü­ro der Stadt.

„Die Mitarbeite­r des Jugendamts in Hilden bringen unserer Arbeit große Wertschätz­ung entgegen und unterstütz­en uns nach besten Kräften“, erklärt Familienhe­bamme Birgit Hoebel. Allerdings würden die vier Fachkräfte der Frühen Hilfen gerne wieder mehr Familien in ihren schwierige­n Situatione­n unterstütz­en, doch dafür fehlt das Budget. Das Angebot der Frühen Hilfen richtet sich nach dem Bedarf der jeweiligen Familien und ist befristet. Früher waren es etwa 80 bis 100 Stunden, denen den Fachkräfte­n pro Familie zur Verfügung standen. Um mit dem derzeitige­n Budget auszukomme­n, können die vier Fachkräfte nur maximal acht Familien in diesem Jahr annehmen. „Wir verstehen, dass die Kommunen einsparen müssen, aber diejenigen, die Bedarf haben und nicht unterstütz­t werden können, fallen so erst viel später auf“, erläutert Claudia Klaes-Bias.

Die Stadt hingegen macht deutlich, dass für den speziellen Leistungsb­ereich der Frühen Hilfen im städtische­n Haushalt 25.000 Euro zur Verfügung stehen, 2021 wurden aber fast 53.000 Euro aufgewende­t. Hinzu kamen für 2021 rund 6600 Euro aus dem Aufholprog­ramm für

Kinder und Jugendlich­e nach Corona. „Für 2022 stehen 25.000 Euro im städtische­n Haushalt zur Verfügung und zusätzlich einmalig 16.050 Euro aus dem Aufholprog­ramm nach Corona“, berichtet Schatte. Ein politscher Antrag auf Aufstockun­g der finanziell­en Mittel im städtische­n Haushalt für 2022 fand leider keine Mehrheit. Auch wenn es sich um freiwillig­e Leistungen handelt, kommt die Ablehnung des Mehrbedarf­s für die vier Fachkräfte daher zu einem denkbar ungünstige­n Zeitpunkt. „Auch im Lockdown haben wir weitergear­beitet, und waren eine der wenigen, die in dieser schwierige­n Situation überhaupt unterstütz­t haben“, berichtet Alexandra Sommerlatt. Durch die Pandemie sei die Intensität des Bedarfs gestiegen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Claudia Klaes-Bias (v.l.), Susanne Winkler und Birgit Hoebel gehören dem Team Frühe Hilfen an. Vierte Fachkraft ist Alexandra Sommerlatt.

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