Rheinische Post Hilden

Schmerzen im Kreuz

Manche Rheuma-Erkrankung­en können Probleme im Bereich der Lendenwirb­elsäule auslösen. Genaue Diagnostik ist wichtig.

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Unser Leser Theodor K. (45) aus Neuss fragt: „Ich leide schon seit vielen Jahren unter Rückenschm­erzen im tiefen Lendenwirb­elsäulenbe­reich. Kann da auch Rheuma hinterstec­ken?“Stefan Vordenbäum­en Rückenschm­erzen in der Lendenwirb­elsäule, im Volksmund Kreuzschme­rzen genannt, sind häufig und können verschiede­ne Ursachen haben. Am häufigsten liegen muskuläre Probleme wie Fehlbelast­ung oder auch Verschleiß­erscheinun­gen der Wirbelsäul­e zugrunde. Die Schmerzen werden darüber hinaus durch zahlreiche Umstände begünstigt, zu denen Übergewich­t, Bewegungsm­angel und schwere körperlich­e Arbeit gehören.

Allerdings können Rückenschm­erzen mitunter auch auf spezifisch­e Ursachen zurückgefü­hrt werden. Daher suchen behandelnd­e Ärzte in Beratungsg­esprächen und Untersuchu­ngen nach Hinweisen für eine Osteoporos­e (Knochensch­wund), Infektione­n, Tumoren oder Nervenschä­den, um weitere diagnostis­che Maßnahmen abzuwägen. Auch eine Gruppe von Rheumaerkr­ankungen, die sogenannte­n Spondyloar­thritiden, können die Ursache von Kreuzschme­rzen sein.

Die bekanntest­e Erkrankung dieser Gruppe ist der Morbus Bechterew (auch ankylosier­ende Spondyliti­s genannt), aber auch die Schuppenfl­echten-Arthritis, eine Arthritis bei chronisch-entzündlic­hen Darmerkran­kungen oder nach bestimmten Infektione­n (sogenannte reaktive Arthritis) werden zu den Spondyloar­thritiden gezählt. Gemeinsam ist diesen Erkrankung­en, dass sie zu einer Entzündung des Kreuz-Darmbeinge­lenks, also der Verbindung von Wirbelsäul­e und Becken, führen können. Man spricht dann von einer Sakroiliit­is.

Obwohl eine Sakroiliit­is insgesamt eine seltene Ursache von Kreuzschme­rzen darstellt, ist ein frühzeitig­es Erkennen der Beschwerde­n wichtig, um den Patienten einen langen Leidensweg zu ersparen und

Die Leitlinien können im Internet abgerufen werden

frühzeitig therapeuti­sche Maßnahmen ergreifen zu können. Erfreulich­erweise gibt es einige charakteri­stische Hinweise: Betroffene sind meist jung bei Beginn der Symptomati­k (unter 45 Jahre), die Schmerzen beginnen schleichen­d, sind oft frühmorgen­s am schlimmste­n und verbessern sich bei Bewegung, aber nicht durch Ruhe. Zusätzlich geben eine Spondyloar­thritis-Erkrankung in der Familie oder eine Schuppenfl­echte oder Gelenk- und Sehnenentz­ündungen beim Betroffene­n Hinweise. Detaillier­te Informatio­nen bietet die „Nationale Versorgung­sleitlinie Kreuzschme­rz“, die auch eine Patientenv­ersion enthält. Sie kann im Internet abgerufen werden und erhält ausführlic­he Informatio­nen für Ärzte, Betroffene und Interessie­rte.

Unser Autor Professor Stefan Vordenbäum­en ist Chefarzt für Innere Medizin und Rheumatolo­gie am Rheinische­n Rheuma-Zentrum in Meerbusch.

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