Attentat auf den portugiesischen König
Die politische Lage in Portugal war angespannt, die wirtschaftliche Situation desaströs: 1891 hatte das Land den Staatsbankrott anmelden müssen, die meisten Bürger lebten in Armut. Mehr als 80 Prozent der Portugiesen waren Analphabeten. König Carlos I. und seine Familie sollen hingegen im Luxus gelebt haben. Die Stimmung verschlechterte sich noch, als der Plan der portugiesischen Regierung, ein zusammenhängendes Kolonialreich in Afrika zu gründen, scheiterte. Man hatte die beiden Kolonien in den heutigen Ländern Angola und Mosambik verbinden wollen, war aber am Widerstand der Briten gescheitert. Die einstige Kolonialgroßmacht Portugal hatte kaum noch weltpolitischen Einfluss. Die außenpolitische Niederlage stärkte die republikanischen Kräfte im Land. Als Reaktion erhöhte die Regierung unter Ministerpräsident João Franco den Druck, Republikaner wurden verfolgt, es kam unter anderem zur Pressezensur. Die Maßnahmen verschärften den Hass auf die Monarchie und den König selbst. In dieser Situation ereignete sich am 1. Februar 1908 in Lissabon ein Attentat. Der Täter gab mehrere Schüsse auf Carlos und seinen ältesten Sohn Luís Filipe ab. Der König war sofort tot, der Thronfolger starb an den Folgen seiner Verletzungen. Der jüngere Sohn des Königs bestieg als Manuel II. den Thron. Er war erst 18 Jahre alt. Der neue Monarch entließ den Ministerpräsidenten Franco, dem er wegen dessen unbeugsamer Haltung die Schuld am Tod seiner Verwandten gab. Er rief Neuwahlen aus und leitete Reformen ein. Seine Bemühungen kamen zu spät: 1910 wurde in Portugal nach Aufständen die Republik ausgerufen. Manuel II. ging ins Exil nach England.