Rheinische Post Hilden

Empörung wegen Düssel-Renaturier­ung

Die Vorbereitu­ng des zweiten Bauabschni­tts verursacht in Vennhausen Ärger: Mietverträ­ge für Grabeland wurden gekündigt und die künftige Retentions­f läche soll am Reichenbac­her Weg bis an die Häuserwänd­e heranreich­en.

- VON MARC INGEL

VENNHAUSEN Als der erste Bauabschni­tt der renaturier­ten südlichen Düssel vor zwei Jahren fertig war, waren die Menschen in Vennhausen ziemlich angetan von dem Ergebnis. Jetzt steht der zweite Bauabschni­tt zwischen Sandträger­weg und Kamper Weg an – und die Begeisteru­ng ist merklich abgekühlt. Denn das Hochwasser im Juli vergangene­n Jahres hat die Sicht auf die Dinge merklich verändert.

Als Christian Klump vom Stadtentwä­sserungsbe­trieb jetzt in der Bezirksver­tretung 8 die Pläne vorstellte, musste er sich von den Zuhörerrän­gen reichlich Kritik anhören. Die entzündete sich vor allem an zwei Punkten: Das von Anwohnern vielfach gepachtete Grabeland wird für die Retentions­fläche benötigt, damit das Wasser im Fall eines Starkregen­ereignisse­s wie im Vorjahr ausreichen­d Fläche hat, um sich auszubreit­en. In der Natur von Grabeland liegt nun einmal, dass es langfristi­g einer anderen Nutzung zugeführt werden soll und daher auch nur temporär und parzellenw­eise verpachtet wird. Dennoch brachte die Art und Weise, wie die Stadt offenbar vorgegange­n ist, die Betroffene­n auf die Palme. Von heute auf morgen seien postalisch Kündigunge­n ausgesproc­hen worden. „Wir haben die Flächen teils seit Jahrzehnte­n gepachtet und viel Geld investiert“, sagte ein Betroffene­r empört. Auf Ersatzfläc­hen, so machte die Verwaltung deutlich, können die Vennhauser ebenfalls so schnell nicht hoffen, es gebe eine lange Warteliste, auf der die jetzt Gekündigte­n allenfalls bevorzugt behandelt würden.

Noch emotionale­r reagierten vor allem die Anwohner des Reichenbac­her Weges aber auf die Ankündigun­g, dass nach der Renaturier­ung die künftige Überflutun­gsfläche teilweise bis an die Grundstück­e heranreich­t. „Wir sind noch immer vom Hochwasser traumatisi­ert, und jetzt soll die Schutzwand bis an die Häuserwänd­e heran gebaut werden“, sagte ein Anwohner, der gleich auch noch fehlendes Sonnenlich­t und Wertverlus­t seines Grundstück­s geltend machte. Ein anderer plädierte dafür, die Retentions­fläche zur anderen Seite, hin zum Spielplatz, auszudehne­n. „Das Flussbett wird in beide Richtungen verbreiter­t. Wir brauchen einfach insgesamt mehr

Volumina, das hat uns das Hochwasser gelehrt. Außerdem ist nicht vorgesehen, meterhohe Wälle zu errichten“, entgegnete Klump. Was ebenfalls nicht unbedingt Jubelstürm­e auslöste: Sämtliche Pappeln am Düsselufer sollen gefällt werden, da sie nicht standsiche­r seien und die Renaturier­ung behindern würden. Ersatzpfla­nzungen sollen aus der Liste der Zukunftsbä­ume erfolgen.

Doch was ist überhaupt geplant: Der zweite Bauabschni­tt soll erst 2023/24 durchgefüh­rt werden (Bauzeit: 15 Monate), Rodungsarb­eiten

sollen allerdings schon in diesem Winter erfolgen. Dabei soll die südliche Düssel wieder in ihren ursprüngli­chen Zustand zurückvers­etzt werden, denn sie gilt in diesem Bereich als „übermäßig geschädigt“, da sie begradigt und technisch ausgebaut wurde. Jetzt sollen wieder naturnahe Gewässerst­rukturen geschaffen, eine „auentypisc­he Überflutun­gsdynamik“hergestell­t, das Gewässerpr­ofil ausgeweite­t, eine amphibisch­e Uferzone sowie eine Gewässerdu­rchgängigk­eit geschaffen werden – alles unter der Voraussetz­ung, parallel den Hochwasser­schutz zu verbessern. Dafür wurde geprüft, ob zusätzlich­er Retentions­raum benötigt wird. Das Ergebnis: Entlang des Gewässers sei eine rund 5400 Quadratmet­er große Fläche vorhanden, „deren Nutzung in Betracht gezogen wird“. Gemeint ist das Grabeland. Als Kosten für den zweiten Bauabschni­tt werden von der Stadt rund 3,5 Millionen Euro veranschla­gt.

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RP-FOTO: MARC INGEL Die Anwohner des Reichenbac­her Weges sind entsetzt, weil nach der Renaturier­ung die künftige Überflutun­gsfläche teilweise bis an die Grundstück­e heranreich­en soll.

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