Empörung wegen Düssel-Renaturierung
Die Vorbereitung des zweiten Bauabschnitts verursacht in Vennhausen Ärger: Mietverträge für Grabeland wurden gekündigt und die künftige Retentionsf läche soll am Reichenbacher Weg bis an die Häuserwände heranreichen.
VENNHAUSEN Als der erste Bauabschnitt der renaturierten südlichen Düssel vor zwei Jahren fertig war, waren die Menschen in Vennhausen ziemlich angetan von dem Ergebnis. Jetzt steht der zweite Bauabschnitt zwischen Sandträgerweg und Kamper Weg an – und die Begeisterung ist merklich abgekühlt. Denn das Hochwasser im Juli vergangenen Jahres hat die Sicht auf die Dinge merklich verändert.
Als Christian Klump vom Stadtentwässerungsbetrieb jetzt in der Bezirksvertretung 8 die Pläne vorstellte, musste er sich von den Zuhörerrängen reichlich Kritik anhören. Die entzündete sich vor allem an zwei Punkten: Das von Anwohnern vielfach gepachtete Grabeland wird für die Retentionsfläche benötigt, damit das Wasser im Fall eines Starkregenereignisses wie im Vorjahr ausreichend Fläche hat, um sich auszubreiten. In der Natur von Grabeland liegt nun einmal, dass es langfristig einer anderen Nutzung zugeführt werden soll und daher auch nur temporär und parzellenweise verpachtet wird. Dennoch brachte die Art und Weise, wie die Stadt offenbar vorgegangen ist, die Betroffenen auf die Palme. Von heute auf morgen seien postalisch Kündigungen ausgesprochen worden. „Wir haben die Flächen teils seit Jahrzehnten gepachtet und viel Geld investiert“, sagte ein Betroffener empört. Auf Ersatzflächen, so machte die Verwaltung deutlich, können die Vennhauser ebenfalls so schnell nicht hoffen, es gebe eine lange Warteliste, auf der die jetzt Gekündigten allenfalls bevorzugt behandelt würden.
Noch emotionaler reagierten vor allem die Anwohner des Reichenbacher Weges aber auf die Ankündigung, dass nach der Renaturierung die künftige Überflutungsfläche teilweise bis an die Grundstücke heranreicht. „Wir sind noch immer vom Hochwasser traumatisiert, und jetzt soll die Schutzwand bis an die Häuserwände heran gebaut werden“, sagte ein Anwohner, der gleich auch noch fehlendes Sonnenlicht und Wertverlust seines Grundstücks geltend machte. Ein anderer plädierte dafür, die Retentionsfläche zur anderen Seite, hin zum Spielplatz, auszudehnen. „Das Flussbett wird in beide Richtungen verbreitert. Wir brauchen einfach insgesamt mehr
Volumina, das hat uns das Hochwasser gelehrt. Außerdem ist nicht vorgesehen, meterhohe Wälle zu errichten“, entgegnete Klump. Was ebenfalls nicht unbedingt Jubelstürme auslöste: Sämtliche Pappeln am Düsselufer sollen gefällt werden, da sie nicht standsicher seien und die Renaturierung behindern würden. Ersatzpflanzungen sollen aus der Liste der Zukunftsbäume erfolgen.
Doch was ist überhaupt geplant: Der zweite Bauabschnitt soll erst 2023/24 durchgeführt werden (Bauzeit: 15 Monate), Rodungsarbeiten
sollen allerdings schon in diesem Winter erfolgen. Dabei soll die südliche Düssel wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, denn sie gilt in diesem Bereich als „übermäßig geschädigt“, da sie begradigt und technisch ausgebaut wurde. Jetzt sollen wieder naturnahe Gewässerstrukturen geschaffen, eine „auentypische Überflutungsdynamik“hergestellt, das Gewässerprofil ausgeweitet, eine amphibische Uferzone sowie eine Gewässerdurchgängigkeit geschaffen werden – alles unter der Voraussetzung, parallel den Hochwasserschutz zu verbessern. Dafür wurde geprüft, ob zusätzlicher Retentionsraum benötigt wird. Das Ergebnis: Entlang des Gewässers sei eine rund 5400 Quadratmeter große Fläche vorhanden, „deren Nutzung in Betracht gezogen wird“. Gemeint ist das Grabeland. Als Kosten für den zweiten Bauabschnitt werden von der Stadt rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt.