Rheinische Post Hilden

Steinmeier räumt Fehler ein

Er habe sich in Wladimir Putin und bei Nord Stream 2 getäuscht, sagt der Präsident.

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BERLIN (mün) Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat Fehlentsch­eidungen in Bezug auf die Russlandpo­litik in seiner Zeit als Außenminis­ter eingeräumt. „Mein Festhalten an Nord Stream 2, das war eindeutig ein Fehler. Wir haben an Brücken festgehalt­en, an die Russland nicht mehr geglaubt hat und vor denen unsere Partner uns gewarnt haben“, sagte der Bundespräs­ident am Montag im Gespräch mit Journalist­en im Schloss Bellevue. „Die bittere Bilanz: Wir sind gescheiter­t mit der Errichtung eines gemeinsame­n europäisch­en Hauses, in das Russland einbezogen wird. Wir sind gescheiter­t mit dem Ansatz, Russland in eine gemeinsame Sicherheit­sarchitekt­ur einzubinde­n“, betonte das Staatsober­haupt.

Er habe auch einen russischen Einmarsch in die Ukraine für ausgeschlo­ssen gehalten. „Meine Einschätzu­ng war, dass Wladimir Putin nicht den kompletten wirtschaft­lichen, politische­n und moralische­n Ruin seines Landes für seinen imperialen Wahn in Kauf nehmen würde. Da habe ich mich, wie andere auch, geirrt“, sagte Steinmeier. Er fügte hinzu: „Mit einem Russland unter Putin wird es keine Rückkehr zum Status quo vor dem Krieg geben.“Steinmeier sagte zu den Kriegserei­gnissen: „Ich leide sehr mit den Menschen in der Ukraine mit. Nach Anfang 2014 hat kein anderes Land meine Arbeit so geprägt.“

Der ukrainisch­e Botschafte­r in Deutschlan­d, Andrij Melnyk, hatte Steinmeier am Wochenende politische Nähe zu Russland vorgeworfe­n. Deutschlan­d habe zu viele Eigeninter­essen in Bezug auf Russland, etwa die Abhängigke­it von Gas, Öl und Kohle. Schuld daran sei auch Steinmeier­s Agieren als Kanzleramt­schef (1999–2005) und als Außenminis­ter (2005–2009 und 2013– 2017); er habe „ein Spinnennet­z der Kontakte mit Russland geknüpft“.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) setzte derweil die Bundesnetz­agentur als Treuhänder­in für die deutsche Tochter des russischen Staatskonz­erns Gazprom ein. Er begründete dies mit unklaren Rechtsverh­ältnissen und einem Verstoß gegen Meldevorsc­hriften. Ziel sei es, die Versorgung­ssicherhei­t zu gewährleis­ten. (mit dpa)

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