Rheinische Post Hilden

Serbiens Präsident trotz Wahlsiegs verärgert

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BELGRAD (tro) Serbiens Staatschef Aleksander Vucic hat die Präsidents­chaftswahl wie erwartet für sich entschiede­n. Doch seine nationalpo­pulistisch­e SNS hat bei den Parlaments­und Belgrader Kommunalwa­hlen kräftig Federn gelassen. Er habe etwas geschafft, was noch nie jemandem in Serbien gelungen sei, verkündete der alte und neue Präsident: „Ich bin der Einzige, der zwei Mal in der ersten Wahlrunde gewonnen hat.“Verschnupf­t zeigte er sich über den Einwurf einer Journalist­in, dass der frühere Autokrat Slobodan Milosevic aber erheblich mehr Stimmen erhalten habe. Tatsächlic­h hatten 58,9 Prozent der Stimmen dem Präsidente­n schon im ersten Wahlgang die Wiederwahl beschert. Der vom Opposition­sbündnis US nominierte Ex-Generalsta­bchef Zdravko Ponos landete mit 18 Prozent abgeschlag­en auf dem zweiten Rang. Doch die SNS kam nur auf 43,2 Prozent – deutlich weniger als bei der von der Opposition boykottier­ten Wahl 2020 (60,7) oder 2016 (48,3).

Tatsächlic­h wird die SNS selbst bei dem von Vucic angedeutet­en Austausch des bisherigen Koalitions­partners SPS (11,6 Prozent) im neuen Parlament problemlos eine neue Regierungs­mehrheit bilden können. Denn außer den Minderheit­sparteien sowie den prowestlic­hen Opposition­slisten der US (13,2 Prozent) und der grünen Moramo (4,4 Prozent) gelang gleich drei Rechtsausl­egern der Einzug ins Parlament. Der Ausgang des Nachwahlka­mpfs ums Belgrader Rathaus ist noch offen – und könnte auch von der Regierungs­bildung abhängen. Auch zahlreiche Unregelmäß­igkeiten beschäftig­ten die Beobachter. Die Rede war von verprügelt­en Opposition­spolitiker­n, Phantomwäh­lern und Stimmenkau­f.

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