Rheinische Post Hilden

Grammy-Gala mit Stars und Selenskyj

Jon Batiste, Olivia Rodrigo und Silk Sonic räumen bei der diesjährig­en GrammyGala ab. Doch auch in Las Vegas überschatt­et der Ukraine-Krieg den Abend – der Präsident aus Kiew meldet sich sogar persönlich zu Wort.

- VON CHRISTINA HORSTEN

LASAVEGAS (dpa) „Füllt die Stille mit eurer Musik“: Dieser eindringli­che Appell bei der Grammy-Verleihung in Las Vegas stammt nicht etwa von einem der unzähligen Musikstars des Abends, sondern vom ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj persönlich. Per Video-Botschaft bat er am Sonntagabe­nd um Unterstütz­ung für sein Land. „Was könnte gegenteili­ger zu Musik sein als Krieg?“, sagte Selenskyj bei der fast vierstündi­gen Gala.

Er träume davon, dass die Menschen in den umkämpften ukrainisch­en Städten wieder frei leben könnten – „so frei, wie ihr auf der Grammy-Bühne“, sagte der Präsident, bevor US-Sänger John Legend gemeinsam mit ukrainisch­en Musikerinn­en vor Abbildunge­n der Landesfahn­e einen der Ukraine gewidmeten Song sang.

Abgesehen davon aber versuchten die Veranstalt­er der Grammys, die Gala weitgehend fröhlich und sorglos zu gestalten. „Seht es gar nicht als Preisverle­ihung. Seht es als Konzert, wo es auch Preise gibt“, sagte Moderator Trevor Noah zum Auftakt – bevor er auf den Ohrfeigen-Eklat um Schauspiel­er Will Smith bei der Oscar-Gala vor einer Woche anspielte: „Wir werden Musik hören, wir werden tanzen, wir werden singen, wir werden die Namen von Menschen aus unseren Mündern lassen und wir werden Auszeichnu­ngen vergeben.“Bei der Oscar-Verleihung hatte Smith den Komiker Chris Rock geohrfeigt, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau gemacht hatte. Danach hatte Smith von seinem Platz aus noch zweimal gerufen: „Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!“

In den Hauptkateg­orien der Grammys räumten der Musiker Jon Batiste, die Sängerin Olivia Rodrigo und das Duo Silk Sonic ab. Batiste, der mit insgesamt elf Nominierun­gen als Favorit in die Gala gegangen war, gewann fünf Auszeichnu­ngen, darunter den Grammy in der Kategorie „Album des Jahres“für

„We Are“. Er glaube eigentlich gar nicht daran, dass es so etwas wie einen besten Künstler gebe, sagte der 35-Jährige im schwarzen Glitzerumh­ang bei seiner Dankesrede. „Die kreativen Künste sind subjektiv und sie finden einen Menschen an einem bestimmten Punkt in seinem Leben, wenn er es am meisten braucht.“

Sängerin Rodrigo gewann insgesamt drei Grammys, darunter den als „beste neue Künstlerin“. „Damit ist mein größter Traum wahrgeword­en“, sagte die 19-Jährige unter Tränen und erzählte in einer späteren Dankesrede auch noch, dass sie bereits als Neunjährig­e ihrer Mutter gesagt habe, dass sie eines Tages einen Grammy gewinnen werde. Das Duo Silk Sonic, bestehend aus Bruno Mars (36) und Anderson Paak (36), gewann mit dem Song „Leave the Door Open“in den Kategorien „Aufnahme des Jahres“und „Song des Jahres“. „Wir versuchen ja wirklich bescheiden zu bleiben, aber in der Branche nennt man das Abräumen“, sagte Paak. „Die Getränke gehen alle auf Silk Sonic heute.“

Die 64. Grammy-Gala war ursprüngli­ch für den 31. Januar geplant gewesen, wurde dann aber wegen der rasanten Ausbreitun­g der hochinfekt­iösen Omikron-Variante des Coronaviru­s verschoben und fand nun erstmals in Las Vegas sowohl drinnen als auch draußen statt, das Publikum saß zum großen Teil an kleinen Tischchen. „Wir haben es geschafft, Leute, besser spät als nie“, kommentier­te Moderator Noah. Rund 13.000 Mitglieder der Recording Academy entscheide­n über die Preisträge­r der Grammys, die zu den begehrtest­en Musikpreis­en der Welt zählen.

Stars und Bands wie Billie Eilish, Brandi Carlile, Lil Nas X, die Brothers Osborne, BTS, Justin Bieber, H.E.R., Nas, Lenny Kravitz und Lady Gaga traten bei der Veranstalt­ung auf. Anmoderier­t wurden sie teilweise von Mitglieder­n ihrer Bühnen-Crew, die dadurch nach der langen PandemieZe­it ohne Liveauftri­tte besonders geehrt werden sollten.

Für besondere Aufmerksam­keit sorgten auch zwei selten gewordene Gäste: Die gesundheit­lich angeschlag­ene 78-jährige Sängerin Joni Mitchell moderierte unter sichtliche­n Mühen ihre Kollegin Carlile an und der an Alzheimer erkrankte Tony Bennett in einem kurzen Video seine frühere Duett-Partnerin Lady Gaga. „Ich liebe dich, Tony. Wir vermissen dich“, sagte Gaga nach ihrem Auftritt.

„Und jetzt wäre der Moment der Show gekommen, in dem ich die Foo Fighters angekündig­t hätte“, sagte Moderator Noah danach. Nach dem überrasche­nden Tod ihres Schlagzeug­ers Taylor Hawkins vor wenigen Tagen im Alter von nur 50 Jahren hatte die Band ihren Grammy-Auftritt aber abgesagt und konnte die drei gewonnenen Preise nicht persönlich in Empfang nehmen. Hawkins wurde, wie zahlreiche­n weiteren im vergangene­n Jahr gestorbene­n Musikstars, bei der Gala speziell gedacht.

 ?? FOTOS: CHRIS PIZZELLO/INVISION/AP/DPA ?? Musiker Jon Batiste singt „Freedom“bei der 64. Grammy-Verleihung.
FOTOS: CHRIS PIZZELLO/INVISION/AP/DPA Musiker Jon Batiste singt „Freedom“bei der 64. Grammy-Verleihung.
 ?? ?? Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht auf einem Bildschirm bei der Grammy-Verleihung in Las Vegas.
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht auf einem Bildschirm bei der Grammy-Verleihung in Las Vegas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany