Eingetrübte Aussichten im Außenhandel
Im Februar erzielte die deutsche Exportwirtschaft noch ein Plus von 6,4 Prozent. Doch die Erholung kommt ins Stocken.
FRANKFURT Noch sind es erfreuliche Daten für die deutsche Exportwirtschaft. Deren Geschäft hat im Februar deutlich angezogen. Allerdings spiegelt das zum Großteil die Lage vor dem Ukraine-Krieg wider. Insofern sind Rückschläge zu erwarten. In Zahlen ausgedrückt, sind die Ausfuhren im Februar um 6,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Vergleich zu Februar 2021 beträgt die Steigerung laut dem Statistischen Bundesamt kalenderund saisonbereinigt sogar mehr als 14 Prozent. Allerdings: „Der Ukraine-Krieg belastet den deutschen Außenhandel massiv“, betonte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). „Die mittelbis langfristigen Auswirkungen sind bisher kaum absehbar.“
Eines der zentralen Probleme der deutschen Wirtschaft ist – auch im Außenhandel – die starke Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. Die fließen zwar noch weiter. Allerdings
haben die Energiepreise auf dem Weltmarkt seit Kriegsbeginn stark angezogen. Während der Rohölpreis sich bereits wieder auf dem Niveau vor Kriegsausbruch bewegt, sinken die Preise an den Tankstellen nur langsam wieder und verteuern etwa Transporte. Die positiven Zahlen des Februars könnten sich in den Folgemonaten im Außenhandel daher deutlich abschwächen.
Insgesamt haben deutsche Unternehmen im Februar dieses Jahres Waren im Wert von knapp 125 Milliarden Euro ausgeführt. Die Importe summierten sich auf rund 113 Milliarden Euro. Dabei registrieren die Statistiker im Vergleich zum Januar bereits einen starken Rückgang des Handels mit Russland: Die Exporte sanken um 6,3 Prozent, die Importe schrumpften sogar um 7,3 Prozent. „Inwieweit sich die Sanktionen, andere Maßnahmen zur Exportbeschränkung und nicht sanktioniertes Verhalten der Marktteilnehmer auf den deutschen Außenhandel mit der Russischen Föderation weiter auswirken, werden
Wert der Waren 2021 gesamt: 1375 Milliarden Euro, darunter Autos und Zubehör voraussichtlich die Zahlen der Außenhandelsstatistik ab März detailliert zeigen“, schreiben die Statistiker in ihrer Analyse.
Infolge des Ukraine-Krieges haben sich nicht nur die Energiepreise stark erhöht und belasten nun Verbraucher und Unternehmen hierzulande; auch die ohnehin durch die Pandemie angespannten Lieferketten sind wieder verstärkt in Mitleidenschaft gezogen worden: „Durch den Krieg in der Ukraine sind Luft-, See- und Schienengüterverkehr gestört und teilweise komplett unterbrochen“, so BGA-Präsident Dirk Jandura. Hinzu kämen Kostensteigerungen durch die sich verteuernde Energie sowie die aktuellen Corona-Lockdowns in China.
Die Volksrepublik verfolgte bisher erfolgreich eine Null-Covid-Strategie, jedoch häufen sich nun durch die Omikron-Variante die Fälle. Das führt zu rigiden Lockdowns, die ganze Regionen lahmlegen und damit auch Teile der Wirtschaft. So zeigen ebenfalls am Montag veröffentlichte Zahlen der Statistiker in Wiesbaden,
dass der Seeverkehr mit China gut ein Fünftel des deutschen Containerumschlags ausmacht. Die Metropole Shanghai befindet sich gerade im Lockdown. Der dortige Hafen war im vergangenen Jahr der mit Abstand wichtigste Partner im deutschen Containerschiffsverkehr.
„Die Zahl der Schiffe, die vor chinesischen Häfen liegen, steigt rasant an“, warnte BGA-Chef Jandura. In einer erst kürzlich veröffentlichten Umfrage der Deutschen Handelskammer in China berichtet gut die Hälfte der dort vertretenen Unternehmen, dass die präventiven Corona-Maßnahmen schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Logistik, Lagerhaltung und Lieferketten hätten.
Durch die aktuellen Probleme und Entwicklungen könnte sich die erhoffte Erholung im Außenhandel also verlangsamen oder gar zum Stillstand kommen. Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Exporteure noch mit einem Rekordergebnis die vorigen Einbußen durch die Pandemie wieder mehr als wettgemacht.