Rheinische Post Hilden

Borussia sortiert sich im Nirgendwo ein

Das 1:1 der Gladbacher gegen Mainz sagt einiges über die Perspektiv­en der Borussen für den Rest dieser Saison aus. Die Hoffnung ist dahin, dass das Team in der aktuellen Spielzeit noch stabil wird.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussia Mönchengla­dbach kann richtig toll spielen. Das hat die Mannschaft von Trainer Adi Hütter gegen Mainz gezeigt. Das Tor zum 1:0! Wow! Gladbach-Tiki-Taka aus der obersten Schublade. An solchen Szenen können sich die Freunde der hohen BallspielK­unst berauschen, man kann sich vorstellen, dass sogar ein Pep Guardiola anerkennen­d genickt hätte bei dieser, ja das muss man sagen, perfekten Aktion, die der Höhepunkt einer bemerkensw­ert guten ersten Halbzeit war.

Borussia kann aber auch richtig schlecht spielen. Aufreizend passiv, fast teilnahmsl­os, unsortiert, schläfrig, so, dass man richtig sauer werden kann über das, was da auf dem Rasen passiert. Wie nach der Pause gegen Mainz. Vor allem dann, wenn man die erste Halbzeit gesehen hat, in der alles stimmte. Auch die Unterstütz­ung der Fans, die an normale Fußballzei­ten erinnerte. Dass sich mancher schon einsang für das baldige Derby gegen den Erzrivalen Köln, das gehört zu dieser Normalität

dazu. Derbys sind das Hochfest der Fankultur.

Die These indes, dass die Borussen mit vielen Fans im Rücken gleich in einer ganz anderen Liga unterwegs sein könnten, wurde nicht verifizier­t. Denn sie waren genauso janusköpfi­g wie während der pandemisch­en Fanlosigke­it, das ist und bleibt, mal mehr, mal weniger das Markenzeic­hen dieses Teams. Dass die Anhängersc­haft dazu beigetrage­n hat, das Spiel wenigstens nicht zu verlieren, mag indes sein. Und sei es nur aus einem gewissen Schamgefüh­l heraus gewesen, sich diese Blöße vor fast vollen Rängen nicht geben zu wollen. Die gepfiffene Botschaft nach Spielende war gleichwohl deutlich. Wie auch immer: Borussia hat sich mit dem Mainz-Spiel einsortier­t. Und zwar irgendwo im Nirgendwo.

Der eine Punkt ist genug, um den Abstand auf Rang 16 und damit die konkrete Abstiegszo­ne auf nun acht Punkte bei sechs ausstehend­en Spielen anwachsen zu lassen. Dass die Borussen den verspielen, ist nicht zu erwarten.

Vorsicht ist dennoch geboten. Denn in der Hinrunde gab es nur fünf Punkte aus den letzten sieben Spielen, die Serie begann ebenfalls mit einem 1:1 gegen Mainz. Kopiert sich Borussia weiter selbst, wird es zumindest doch noch unnötig spannend nach unten. Ärgerlich ist, dass die Chance vertan wurde, die Fans wenigstens ein bisschen zum Träumen einzuladen, indem mit einem Sieg gegen Mainz der Blick nach oben gerichtet werden darf, zumindest vorsichtig.

Die Hoffnung, dass Gladbach in dieser Saison noch stabil wird, muss man verwerfen, es wird wohl so sein, dass sich die Borussen im Kreis drehen werden bis zum letzten Spiel und letztlich da landen, wo sie jetzt stehen, eben im Niemandsla­nd der Tabelle. Hütters Borussia ist weiter ein Projekt auf der Suche nach sich selbst. Bauen sich die Borussen etwas auf, reißen sie es selbst wieder ein. In Bochum reichten starke 70 Minuten, um den kampfstark­en VfL zu besiegen, nun gegen Mainz waren 45 Minuten zu wenig. Bemerkensw­ert ist, dass 15 Minuten Halbzeitpa­use reichten, um das ganze schöne Selbstvert­rauen, dass Borussia mit zwei Siegen aufgebaut hatte, komplett verpuffen zu lassen. Rätselhaft­e Diva Borussia.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Basiskonta­kt: Die Borussen und ihre Fans

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