Borussia sortiert sich im Nirgendwo ein
Das 1:1 der Gladbacher gegen Mainz sagt einiges über die Perspektiven der Borussen für den Rest dieser Saison aus. Die Hoffnung ist dahin, dass das Team in der aktuellen Spielzeit noch stabil wird.
Borussia Mönchengladbach kann richtig toll spielen. Das hat die Mannschaft von Trainer Adi Hütter gegen Mainz gezeigt. Das Tor zum 1:0! Wow! Gladbach-Tiki-Taka aus der obersten Schublade. An solchen Szenen können sich die Freunde der hohen BallspielKunst berauschen, man kann sich vorstellen, dass sogar ein Pep Guardiola anerkennend genickt hätte bei dieser, ja das muss man sagen, perfekten Aktion, die der Höhepunkt einer bemerkenswert guten ersten Halbzeit war.
Borussia kann aber auch richtig schlecht spielen. Aufreizend passiv, fast teilnahmslos, unsortiert, schläfrig, so, dass man richtig sauer werden kann über das, was da auf dem Rasen passiert. Wie nach der Pause gegen Mainz. Vor allem dann, wenn man die erste Halbzeit gesehen hat, in der alles stimmte. Auch die Unterstützung der Fans, die an normale Fußballzeiten erinnerte. Dass sich mancher schon einsang für das baldige Derby gegen den Erzrivalen Köln, das gehört zu dieser Normalität
dazu. Derbys sind das Hochfest der Fankultur.
Die These indes, dass die Borussen mit vielen Fans im Rücken gleich in einer ganz anderen Liga unterwegs sein könnten, wurde nicht verifiziert. Denn sie waren genauso janusköpfig wie während der pandemischen Fanlosigkeit, das ist und bleibt, mal mehr, mal weniger das Markenzeichen dieses Teams. Dass die Anhängerschaft dazu beigetragen hat, das Spiel wenigstens nicht zu verlieren, mag indes sein. Und sei es nur aus einem gewissen Schamgefühl heraus gewesen, sich diese Blöße vor fast vollen Rängen nicht geben zu wollen. Die gepfiffene Botschaft nach Spielende war gleichwohl deutlich. Wie auch immer: Borussia hat sich mit dem Mainz-Spiel einsortiert. Und zwar irgendwo im Nirgendwo.
Der eine Punkt ist genug, um den Abstand auf Rang 16 und damit die konkrete Abstiegszone auf nun acht Punkte bei sechs ausstehenden Spielen anwachsen zu lassen. Dass die Borussen den verspielen, ist nicht zu erwarten.
Vorsicht ist dennoch geboten. Denn in der Hinrunde gab es nur fünf Punkte aus den letzten sieben Spielen, die Serie begann ebenfalls mit einem 1:1 gegen Mainz. Kopiert sich Borussia weiter selbst, wird es zumindest doch noch unnötig spannend nach unten. Ärgerlich ist, dass die Chance vertan wurde, die Fans wenigstens ein bisschen zum Träumen einzuladen, indem mit einem Sieg gegen Mainz der Blick nach oben gerichtet werden darf, zumindest vorsichtig.
Die Hoffnung, dass Gladbach in dieser Saison noch stabil wird, muss man verwerfen, es wird wohl so sein, dass sich die Borussen im Kreis drehen werden bis zum letzten Spiel und letztlich da landen, wo sie jetzt stehen, eben im Niemandsland der Tabelle. Hütters Borussia ist weiter ein Projekt auf der Suche nach sich selbst. Bauen sich die Borussen etwas auf, reißen sie es selbst wieder ein. In Bochum reichten starke 70 Minuten, um den kampfstarken VfL zu besiegen, nun gegen Mainz waren 45 Minuten zu wenig. Bemerkenswert ist, dass 15 Minuten Halbzeitpause reichten, um das ganze schöne Selbstvertrauen, dass Borussia mit zwei Siegen aufgebaut hatte, komplett verpuffen zu lassen. Rätselhafte Diva Borussia.