Tanz als Ref lexion auf die Welt
Ein Bildband dokumentiert die Entwicklung des Tanzhauses in den vergangenen acht Jahren. Intendantin Bettina Masuch hat ihn zu ihrem Abschied vorgestellt.
DÜSSELDORF Nach acht Jahren verlässt Bettina Masuch im Sommer das Tanzhaus NRW. Beim Marathon Talk zum „Factory Finale” am Samstagnachmittag zog die Intendantin eine positive Bilanz und stellte eine neue Publikation vor. „Gegenwart choreografieren“ist das rund 250 Seiten dicke Buch betitelt und bringt damit auf den Punkt, was Bettina Masuch wichtig ist: „Wir möchten das Wissen aus den letzten acht Jahren in die Zukunft tragen“.
Zum Finale des von ihr mit initiierten „Factory Artist“-Programms ließ die Intendantin in Gesprächen mit Weggefährten und Künstlern ihre Zeit am Tanzhaus NRW noch einmal Revue passieren. Dabei habe sie immer die Frage umgetrieben, wie zeitgenössischer Tanz neue Wege gehen kann, um gesellschaftliche Themen aufzugreifen, stellte sie heraus.
Das Buch „Gegenwart choreografieren“ist eine wahre Fundgrube für alle, die vom Tanzvirus infiziert sind, Inspiration und Denkanstöße suchen oder einfach eintauchen wollen in den Facettenreichtum dieser Kunstform. Dabei möchte Masuch die Publikation ausdrücklich nicht als Bilanz und Chronik verstanden wissen. Vielmehr ist es ein Workbook mit Textbeiträgen von Künstlern, Wissenschaftlern und Journalisten, die von Fotoessays zu Kampagnen der vergangenen acht Jahre begleitet werden. Es versammelt Gespräche, Essays und Bilder, die künstlerische Positionen,
inhaltliche Fragestellungen, strukturelle Auseinandersetzungen und kuratorische Entscheidungen dieser für das Tanzhaus so prägenden Zeit zueinander ins Verhältnis setzen.
Ein Buch, das zum Blättern, Entdecken und Reflektieren einlädt. Gleichzeitig dokumentiert es die Entwicklung des modernen Tanzes als Reflexion auf eine sich immer rasanter verändernde Welt. Damit verbunden ist ein sich wandelnder Umgang mit Körperlichkeit. Unter Masuchs Leitung öffnete sich das Tanzhaus NRW dem Thema Inklusion auf nachhaltige Weise.
„Wir dachten, wir hätten ein Haus, das die Bedürfnisse inklusiver Arbeit bereits berücksichtigt“, sagt sich die Intendantin. Dann habe sie Claire Cunningham kennengelernt. „Sie hat uns noch einmal vor Augen geführt, worauf es ankommt, wenn sich ein Mensch an Krücken bewegt“, betonte sie am Samstagnachmittag die Öffnung einer kreativen Auseinandersetzung mit den aktuellen Fachdiskursen zu Care und (Für-)Sorge, Gemeinschaft, Körper 2.0 oder Disability Culture.
Infos zum Buch „Gegenwart choreografieren“sind im Internet zu finden: www.tanzhaus-nrw.de