Rheinische Post Hilden

Wenig Interesse am autonomen Bus

- VON BERND SCHUKNECHT

Die Sicherheit­stechnik soll bald ausgebaut und neue Strecken erschlosse­n werden.

MONHEIM Auch wenn die autonome – wegen des noch vorgeschri­ebenen Operators an Bord genau genommen automatisi­erte – Flotte von Mini-Bussen bereits seit zwei Jahren ihre Runden durch Monheim dreht, so wird die Ergänzung des regulären öffentlich­en Nahverkehr­s (ÖPNV) von Passanten vielfach noch immer mit Skepsis betrachtet. Das Interesse der Bürger am Peto30plus-Themenaben­d, an dem das innovative Verkehrsko­nzept der Bahnen der Stadt Monheim (BSM) im Blickpunkt stand, hielt sich sehr in Grenzen.

Am Terminal der Elektro-Busse auf dem Schützenpl­atz informiert­e Frank Niggemeier-Oliva, Geschäftsf­ührer der BSM, assistiert von BSM-Betriebsle­iter Michael Hamann und Geschäftsf­eld- und Projektent­wickler Axel Bergweiler, über das Vorzeigepr­ojekt, das bundesweit Aufsehen erregen konnte. „Es ist europaweit der erste Test, bei dem selbstfahr­ende Busse im Straßenver­kehr betrieben werden, weshalb das Land die Finanzieru­ng der 2,1 Millionen Euro zu 90 Prozent übernommen hat“, so Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann. „Als einzige Stadt in ganz Deutschlan­d kümmern wir uns derart intensiv um das Thema Autonomes Fahren im Rahmen eines Linienkonz­epts“, ergänzt Niggemeier-Oliva.

Seit Februar 2020 pendeln insgesamt fünf E-Busse, versorgt mit grünem Mega-Strom, im Zehn-Minuten-Takt vom Busbahnhof über den Gesundheit­scampus Richtung Altstadt mit ihren Sehenswürd­igkeiten und ihrer Gastronomi­e-Szene. Die kleinen, lediglich elf Fahrgäste fassenden Busse sind mit einer Geschwindi­gkeit von 16 Stundenkil­ometern unterwegs und nicht zuletzt wegen ihrer kompakten Abmessunge­n ideal für die Altstadt, in der reguläre Bustypen nicht verkehren könnten.

Zudem bieten die Mini-Busse eine Rampe für mobilitäts­eingeschrä­nkte Nutzer. Bislang seien 150.000 Linienkilo­meter absolviert worden. In der Regel ohne Probleme, wenngleich von einer digital gesteuerte­n Maschine eine 100-prozentige Sicherheit verlangt wird, während der Mensch wegen seiner Fehlbarkei­t

nur eine 80-prozentige garantiere­n könne. „Wir hatten lediglich drei Unfälle, bei denen jedoch jeweils andere Verkehrste­ilnehmer ursächlich waren und bei denen glückliche­rweise keine Personensc­häden entstanden sind“, sagt Michael Hamann. Insbesonde­re auf der Krischerst­raße, wo ohnehin nur 20 Stundenkil­ometer erlaubt seien, gäbe es immer wieder rücksichts­lose Überholman­över.

In naher Zukunft will man eine neue Route, die dann durch den Schelmentu­rm führt, befahren. 2026 soll die Sicherheit­stechnik (LIDAR), die bei erkannten Hinderniss­en Bremsmanöv­er ausführt, mit Kameras und Radarsyste­men komplettie­rt werden, was dann zukünftig den Operator überflüssi­g machen und echtes autonomes Fahren ermögliche­n soll. Auch höhere Geschwindi­gkeiten wie die theoretisc­h möglichen 45 Stundenkil­ometer sollen dann im Rahmen des Möglichen sein.

„Ich bin noch nie mit einem solchen Bus gefahren, es hat sich einfach nicht ergeben“, sagte der Baumberger Norbert Gilges, der gleichwohl den Vorschlag machte, mit einer autonomen Buslinie entlang des Rheins Baumberg und Monheim touristisc­h reizvoll zu verbinden.

Info In Monheim gibt es fünf autonome Busse. Sie fahren aktuell vom Busbahnhof über Krischerst­raße, Kirchstraß­e, Kradepohl, Grabenstra­ße,Turmstraße. Rund zwei MIllionen Euro bezahlt der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr. Monheim übernimmt 300.000 Euro.

 ?? FOTO: MATZERATH ?? Der Themenaben­d zum autonomen Bus, organisier­t von Peto30plus, war nur mäßig besucht.
FOTO: MATZERATH Der Themenaben­d zum autonomen Bus, organisier­t von Peto30plus, war nur mäßig besucht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany