Fortuna fehlt die ordnende Hand
In den jüngsten sieben Spielen gab es drei Siege, allerdings nun auch schon vier Remis. Das jüngste 2:2 beim Karlsruher SC gehört zu den Partien, in denen es die Düsseldorfer schlicht versäumt haben, sich für ihren Einsatz zu belohnen.
DÜSSELDORF Im Fußball gibt es mittlerweile für das alles eine Statistik. So auch für die Wahrscheinlichkeit, welche Mannschaft am nächsten dran ist am Torerfolg. Fortuna lag beim Auswärtsspiel in Karlsruhe zwischenzeitlich bei einem xGoals-Wert von 2,73 – und führte zu diesem Zeitpunkt völlig verdient 2:0. Und dann gibt es aber auch Dinge, die können in solchen Zahlenspielchen eben nicht empfunden werden. Individuelle Fehler zum Beispiel.
Die Geschichte des Spiels ist recht schnell erzählt. Fortuna war in der ersten Hälfte sehr dominant mit viel Ballbesitz und vielen Chancen. In den ersten 45 Minuten waren wir spielbestimmend. „Das war eine gute Leistung von uns und wir hätten zur Pause sogar höher als 2:0 führen können“, sagte daher auch Trainer Daniel Thioune auf der anschließenden Pressekonferenz.
Doch ein Fußballspiel hat nunmal zwei Halbzeiten. Und in der zweiten Hälfte waren dann die Karlsruher deutlich aktiver, Fortuna blieb beinahe ohne Torgelegenheiten. Es mangelte an Risikobällen nach vorne. Es schien, als wollte man das 2:0 verwalten. „Wir wollten das Spiel dann nicht mehr haben. Wir haben zu einfache Bälle weggegeben“, erklärte Thioune.
Und dann kam der Einschnitt. Nach dem Fehler von Jordy de Wijs zum Elfmeter stand Fortuna unter Dauerdruck. Es gab wenig bis gar keine Entlastung, viele hohe Bälle sind in den Fortuna Strafraum gesegelt. Man verlor immer mehr Kontrolle über die Partie. Thioune: „Wir haben den KSC durch den Elfmeter zurück ins Spiel geholt. Dann war die Partie offen und wir haben es nicht mehr geschafft, Ballbesitzmomente zu kriegen.“
Es fehlte eine ordnende Hand auf dem Feld, die hätte Ruhe reinbringen können. Florian Kastenmeier war nicht für diese Rolle bestimmt – immer wieder war er unsicher bei hohen Bällen. Der Wechsel von Daniel Thioune von Defensivmann Christoph Klarer auf Khaled Narey zeigte, dass das Remis aufgrund der zweiten Hälfte eher glücklich war. Fortuna setzte schlicht keine eigenen Akzente mehr. Auch wenn Thioune das ein wenig anders sah. „Am Ende war der KSC erleichtert, dass Spiel gedreht zu haben, und wir waren mit dem Unentschieden enttäuscht. Wir müssen mit diesem Punkt leben.“
Doch woran haperte es in Baden besonders? Aus dem KSCSpiel kann man nicht generell den einen Fehler ableiten. Denn auch unter Thioune ist es häufig gelungen,
Impulse von der Bank durch Einwechslungen zu setzen und so einem Spiel noch einmal eine andere Richtung zu geben. Gleichwohl ist schon offenkundig, dass es einen harten Kern von Spielern gibt, die recht konstant Leistungen abspulen können und bei anderen das Gefälle dann doch etwas größer ist.
Dementsprechend intensiv dürfte Thioune in diesen Tagen in den Austausch mit der sportlichen Führung um Vorstand Klaus Allofs und Sportdirektor Christian Weber gehen, wenn es um Vorstellungen für Neubesetzungen im Kader 2022/23 geht. Fortuna hat einen charakterlich in weiten Teilen netten Kader. Einerseits ist das natürlich eine schöne Sache, andererseits ist das eben auch Teil des Problems.
Immerhin scheint Thioune eine Mischung gefunden zu haben, um so viel Leidenschaft zu entfachen, dass Fortuna wieder einen ansehnlichen Fußball bietet. Gegen Karlsruhe ohne den maximalen Ertrag. Aber der ist immerhin wieder im Bereich des Möglichen. Das war lange in dieser Saison ganz anders. Das blaue Auge, dass sich Fortuna unter Preußer eingefangen hat, ist noch nicht komplett abgeschwollen. Aber es wird. Eine Entwicklung, die für die Zukunft durchaus Hoffnung macht.