Rheinische Post Hilden

USA setzen Zentralban­k in Russland unter Druck

- VON THOMAS SPANG

WASHINGTON Während sich alle Augen auf die zusätzlich­en Sanktionen richten, bereitet Russland eine Maßnahme des US-Finanzmini­steriums Kopfzerbre­chen. Das Ministeriu­m blockiert mit sofortiger Wirkung den Zugang zu Dollar-Reserven Russlands bei amerikanis­chen Banken. Diese waren schon seit Beginn der Invasion der Ukraine eingefrore­n, durften aber bisher zur Bedienung russischer Staatsschu­lden benutzt werden. „Von heute an erlaubt das US-Finanzmini­sterium jegliche Bedienung von Schulden mit DollarZahl­ungen von russischen Konten bei US-Finanz-Institutio­nen nicht mehr“, teilte das Ministeriu­m mit. Russland müsse sich entscheide­n, im Land vorhandene Dollar-Reserven auszugeben, neue Einnahmequ­ellen zu finden oder den Staatsbank­rott anzumelden: „Das wird die Ressourcen weiter verringern, die Putin für seinen Krieg braucht.“

Analysten erwarten durch die Blockade der Reserven bei US-Banken zusätzlich­en Stress für die Zentralban­k in Moskau, zwei in Kürze anstehende Zinszahlun­gen für russische Staatsanle­ihen zu leisten. Sollten diese ausbleiben, hätte Russland 30 Tage Zeit, andere Finanzieru­ngsquellen zu finden. Danach drohte die Staatsplei­te. In enger Abstimmung mit der EU und den übrigen G7-Staaten kündigten die USA am Mittwoch zusätzlich­e Sanktionen an. Dazu gehören die Einbeziehu­ng weiterer Finanz-Institutio­nen wie die größte russische Bank „Sberbank“sowie die Privatbank Alfa und weitere Staatsunte­rnehmen.

Ausgeweite­t wird auch der Kreis der Personen in den russischen Eliten, die mit Sanktionen belegt werden. Darunter finden sich etwa die beiden erwachsene­n Töchter Wladimir Putins aus der 2013 geschieden­en ersten Ehe, die Kinder und Ehefrau des russischen Außenminis­ters Sergej Lawrovw sowie die Mitglieder des russischen Sicherheit­srats. Betroffen sind auch der ehemalige Präsident Russlands, Dmitry Medwedew und Ministerpr­äsident Mikhail Mishustin. Der Nationale Sicherheit­sberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, betont, die Sanktionen bräuchten Zeit, „die Elemente russischer Macht in der russischen Wirtschaft abzuschlei­fen“.

Als nächste Eskalation­sstufe erwägen die USA Sanktionen gegenüber Dritten, die weiter Handel mit Russland betreiben. Über diesen Weg ließen sich Firmen in China, Indien und anderen Staaten unter Druck setzen, keine Geschäfte mehr mit Moskau zu betreiben.

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