Der Mann, dem die Pferde vertrauen
Die weltweit größte Reitsportmesse Equitana feiert ihren 50. Geburtstag. Neben Stars wie Isabell Werth und Ingrid Klimke tritt auch der Vox-„Pferdeprofi“Bernd Hackl dort auf. Sein Motto: „Ich bin hier der Chef.“
ESSEN Bis Bernd Hackl einem Pferd zeigt, dass er der Boss ist, dauert es nicht lange. Erst einmal lässt er ihm Zeit, herumzulaufen, die Umgebung zu erkunden. Schaut sich an, wie das Pferd auf ihn reagiert. Möchte es Aufmerksamkeit? Oder ignoriert es ihn? „Dann gebe ich dem Pferd zu verstehen, dass es – egal, wo es hinläuft – an der falschen Stelle steht“, sagt der Pferdeprofi aus Bayern, der durch die gleichnamige VoxSerie bekannt wurde: „Bis es mich fragend anschaut und ich ihm eine Richtung vorgeben kann.“Sein Motto: „Ich bin hier der Chef.“Umstritten im Freizeitsport, doch laut Hackl vor allem eines – wirksam.
Der Pferdetrainer wird am Donnerstag bei der weltweit größten Reitsportmesse Equitana in Essen auftreten. Die wartet zu ihrem 50. Geburtstag mit 450 Ausstellern aus 15 Nationen, 80.000 erwarteten Besuchern und 400 Stunden Programm auf. Zwei Stunden davon füllt Hackl mit seiner Show, in der er zwei Tiere trainiert, die er noch nie zuvor gesehen hat. Ein junges Pferd und ein sogenanntes Problempferd haben die Messebetreiber für ihn ausgesucht. „Ich weiß nur, dass es sich um zwei Westernpferde handelt“, sagt Hackl. Er soll den Besuchern zeigen, wie man eine Beziehung zu ihnen aufbaut, sie erzieht.
Es ist seine erste Abendshow auf der Equitana. Seit 25 Jahren besucht er die Messe regelmäßig, ist immer wieder im Tagesprogramm eingesprungen. Pünktlich zu ihrem 50-jährigen Bestehen hat er es geschafft: Die Equitana wirbt mit seinem Namen. Er steht neben denen von Star-Dressurreiterin Isabell Werth und Olympiasiegerin Ingrid Klimke auf der Internetseite. „Darüber freue ich mich natürlich sehr“, sagt Hackl, der auf seinem Hof „7-Ranch“bei Regensburg Problempferde trainiert. Er findet, dass die Messe sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt habe und „hochprofessionell“geworden sei. Früher habe es oft Chaos gegeben – in letzter Sekunde sei er mitten am Tag eingesprungen, weil es Lücken im Programm gegeben habe. Das komme so nicht mehr vor. Und auch bei den Ausstellern beobachte er eine Verbesserung: „Die, die inzwischen kommen, verkaufen gute und hochwertige Produkte. Es gab mal mehr Ramsch.“
Allerdings mache ihm Sorgen, wie der Freizeitsport sich entwickle. Er habe das Gefühl, heute dürfe man Pferde eigentlich nur noch mit Gedankenübertragung trainieren und streicheln. „Das ist aber nicht die Lösung“, sagt Hackl: „Pferde wollen jemanden, bei dem sie sich sicher fühlen. Das geht aber nur, wenn sie merken, dass ich sie führe.“Und: Jedes Pferd sei individuell. Im Reitsport würden aber gerade allgemeine Lösungen für jedes Problem entwickelt. Das funktioniere so nicht. Hackl nimmt sich Zeit, ein Pferd kennenzulernen und zu schauen, welche Eigenheiten es hat. Ein Tier in eine bestimmte Richtung zu drängen, sei nicht von Erfolg gekrönt. Das habe er vor Kurzem bei einer Kundin erlebt, die ein Springpferd ausbilden wollte, dann aber merkte,
dass es sich besser in der Dressur und beim Westernreiten machte. „Sie hat dem Pferd Raum gegeben – und das war gut so“, sagt Hackl.
Das möchte er auch in seiner Abendshow vorführen. Der Trainer könnte schon jetzt nachfragen, um welche Pferderassen es sich handeln wird, ob es Wallache oder Stuten sind – doch das lässt er auf sich zukommen. „Ich möchte, dass es eine spontane Show wird – die sind immer am besten“, sagt er. Nur eines bleibt gleich: Hackl ist der Boss in der Arena.